1)8 Bii eil 11. Kap. 1. 16.
alles, deswege]\ liaiulelt alles, was seiner Natur nach handelt.
Vernu)gen sie nun nicht fortdauernd am Ewigen und Gröttlichen
Theil zu nehmen, weil Sterbhche unmöglich der Zahl nach eins
und dasselbe bleiben können: so nimmt ein jegliches Theil daran,
so viel es vermag, dieses meln^ jenes weniger, und bleibt zwnr
nicht dasselbe, doch gleich als wie dasselbe^ nicht eins der Zahl,
doch der Art nach.
15. Dieselbe Kraft der Seele ist die ernährende und die
erzeugende.
IG. Sei es Pflanze, sei es Thier, dasselbe Avaltet in allen,
das lirnährende. Dasselbe ist aber das seinesgleichen Erzeugende.
Denn das ist das Werk jedes seiner Natur nach voll Ausgebildeten,
soAVohl der Thiere, wie der Pflanzen.
17. Vom Empfindenden unterscheidet sich das Ernährende
in den Pflanzen.
18. Dass das Thier, sofern es Thier ist, nicht lebe, ist unmöglich;
dass aber etwas, sofern es lebt, auch Thier sei, ist nicht
nothwendig; denn die Pflanzen leben, und haben keine Empfindung.
Durch die Empfindung unterscheiden wir Thier und Nichtthier.
19. Die Pflanzen leben offenbar, ohne des Triebes {cpooä^,
das heisst der Ortsbewegung; vergl. die Anmerkung zu Nr. 13)
oder der Empfindung theilhaft zu sein.
20. Nicht die ganze Seele noch alle Theile derselben sind
Princip der Bewegung;, sondern das der Zunahme, wie auch bei
den Pflanzen, ist das Empfindende, das des Triebes {(po^äj) Avieder
etwas anderes, und nicht das Denkende
15) De anima 77, cap, 4. pc^g* 4:15 a,
16) De yenerat. animah Il\ cap, 1, pag. 735 a.
17) De anima JI^ cap. 3, pag, 415 a.
18) De juvent, et senect. cap. 1. pag. 467 h,
19) De anima 7, cap, 5. pag. 410 b.
20) De partib. animai. 7, cap. 7. pag. 611 b.
a) Wimmer giebt nur die ertste Hälfte dieses Satzes. Da ich ihn nicht
übergehen zu dürfen glaubte, gab ich ihn vollständig, damit sich seine Verdorbenheit
vollständig erkennen liesse. Denn wir wissen ja aus den vorher-
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21. Daraus ergiebt sich,. . . . warum die Pflanzen nicht empiinden,
obgleich sie einen Theil der Seele haben, und von Ein-
Avirkungen afficirt werden, z. B. kalt oder warm werden. Der
Grund davon ist, sie haben weder das Vermittelnde^), noch ein
Princip, iahig die Eindrücke der sinnlichen Dinge aufzufassen,
sondern sie werden nur stoifartig afficirt.
22. Für alles Berührende ist die Berührung das Vermittelnde,
und das Auffassende das Sinneswerkzeug, nicht bloss für so viel
Verschiedenheiten der Erde, wie es giebt (das heisst, nicht bloss
:ür die vier sogenannten Wurzeln der Dinge, wie Empedokles
behauptete), sondern auch für Wärme und Kälte und alles sonst
noch Berührende; und wiewohl wdr von Erde sind, empfinden wir
doch nicht mit den Knochen Haaren und dergleichen Theilen;
und wiewohl sie von Erde sind, haben die Pflanzen doch gar
keine Empfindung.
23. Nimmt man von einer Zahl eine Zahl oder Einheit weg,
so bleibt eine andre Zahl. Die Pflanzen dagegen und viele Thiere
eben fort, wenn man sie theilt, und scheinen der Art nach dieselbe
Seele zu haben.
gehenden Nummern, dass nach Aristoteles nicht das Empfindende, sondern
das Ernährende Princip der Zu - und Abnahme ist, dass aber das Empfindende
eben Princip des Triebes, der Ortsbewegung ist. Es scheint demnach hinter
den Worten — wi e bei den P f lanzen — ausgefallen zu sein — ist das
E r n ä h r e n d e ; und die Worte — ist das Emp f i n d e n d e — scheinen mit
dem folgenden — das des T r i ebe s — in Verbindung gestanden zu haben.
Doch überlassen wir das den Philologen.
a) Im vorangehenden Kapitel hatte Aristoteles nachzuweisen gesucht,
dass die Sinneswerkzeuge von den sinnlichen Gegenständen nicht unmittelbar,
sondern durch Vermittelung eines Zwischenkörpers afficirt würden. Beim
Gesicht und Gehör betrachtete er die Luft oder auch das Wasser als das
Vermittelnde, beim Gefühl, dessen Sitz er in den Muskeln suchte, die das
Thier umkleidende Haut. Die Behauptung, den Pflanzen fehle das Vermittelnde,
ist also etwas spitzfindig. Besässen sie Empfindung, so würde er
ein Vermittelndes bei ihnen nicht vermisst haben.
De anima 111^ cap. 13. pag. 435 a,
23) Ibid. /, cap, 6. pag. 409 a.
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