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eichen keiner jemals wieder emporstieg, Aristoteles ward
der Schöpfer, so wie der allgemeinen Wissenschaftslehre, so auch
einer Keihe besonderer iix organischem Zusammenhange mit jener
ausgebildeten Wissenschaften; und nie wirkten, wenn man, wie
Schlosser^) sagt, die Keligionsstifter ausnimmt, eines einzelnen
Mannes Schriften tiefer nachhaltiger unwiderstehlicher auf die Ent-
Wickelung des ganzen menschlichen Geschlechts.
Ihm scheint auch die Botanik ihre erste Avissenschafthche Gestaltung
zu verdanken. Ich sage, sie scheint; denn leider besitzen
wir seine „Theori e der Pflanzen" nicht mehi\ Nur zerstreuete
Stellen seiner zahlreichen übrigen Werke verwandten Inhalts,
ich meine die zoologischen physiologischen und allgemein naturwissenschaftlichen,
lassen uns die Grösse des Verlustes ermessen.
Beinahe vollständig erhielten sich dafür die beiden umfassenden,
ganz in aristotelischem Geist geschriebenen botanischen Werke
seines Lieblingsschülers, des T h eophras tos von E resos , und
zeigen uns auch diese Wissenschaft in jenem Zeitalter schon auf
bewunderungswürdiger Höhe. Nach Aristoteles und Theophrast
folgt keiner mehr unter den uns übrig gebliebenen Alten, der
ihnen auch nur von fern zu vergleichen wäre. Denn von Phan
i a s besitzen wir nur Fragmente, und das Buch von den Farben
berührt die Botanik nur obenhin.
Mit vollem Eecht glaube ich daher jenen beiden vorgenannten
Männern fast allein ein ganzes Buch meiner Geschichte der
Botanik widmen zu dürfen. An Reichthum des Inhalts wird es
keinem nachstehn und die meisten überbieten.
1) Schlos ser, F, C,, universalhistorische Uehersicht der Geschichte der alten
Welt und ihrer Cultur. Theil /, Abtheilung 3. Seite 321, — Ich führe diese
Stelle deshalb genauer an, um meine Leser auf den ganzen Abschnitt jenes
Werks, der bis S. 375 von den schriftstellerischen Arbeiten des Aristotel
e s und T h e o p h r a s t o s handelt, aufmerksam zu machen. Das Verhältniss
des Aristoteles zu Alexander und manches andre, was jenen betrifft, findet
sich an andern Orten desselben Werks, welche das treffliche Register in
Band III, Abtheilung 4 nachweist.
B u c h II. Kap. 1. §. 14. 81
Erstes Kapitel.
A r i s t o t e l e s .
§. 14.
S ein L eben.
Des Aristoteles Leben schrieb vor kurzem Stahr^) so fleissig
und so ganz von dessen lieiTlichkeit durchwärmt, dass ich mich
'ast ganz auf einen Auszug daraus beschränken darf.
Der Vater Grossvater und Urgrossvater des Aristoteles waren
Aerzte, und leiteten ihr Geschlecht ab von dem göttlichen Asldepios,
dem Aesculapius der Römer; der Vater aber war beides,
Freund und Leibarzt des Königs Amyntas II. von Makedonien.
Aristoteles, geboren 384 v. Chr. (Olympiade 99. 1.) zu Stageira,
einer griechischen Kolonie am strj^gmonischen Meerbusen auf der
früher thrakischen, seit König Philippos makedonischen Halbinsel
Chalkidike, sog daher gleichsam mit der Muttermilch nicht nur
die Neigung zur Naturwissenschaft ein, sondern zugleich auch die
für sein ganzes Leben entscheidend gewordene.. Beziehung zum
makedonischen Königshause. Mit des Amyntas jüngstem Sohn
und Nachfolger Philippos stand er in ungefähr gleichem Alter,
vermuthlicL hatten die Knaben schon Freundschaft geschlossen.
Auch deutet manches auf ein ansehnliches von seinem Vater ererbtes
Vermögen, was ihm ganz seinem Genius zu leben gestattete.
Seine Aeltern scheint er jedoch früh verloren zu haben, denn erzogen
ward er von dem Mysier Proxenos aus Atarneus, der sich
in Stageira niedergelassen, und zwar so, dass er denselben innig
1) Stahr, Aristotelia. Halle 1830; und Zusätze und Verbesserungen
dazu 77, 1832. — So eben, da ich drucken zu lassen im Begriff bin, erschien
endlich auch B^o^andis Geschichte der griechisch-römischen Philosophie
Band 77, Abtheil. 77, erste Hälfte; auch unter dem besondern Titel: Aristoteles
seine akademischen Zeitgenossen und nächsten Nachfolger. Erste Hälfte^ 1853y —
und darin abermals eine sorgfältige Kritik unserer Nachrichten, über des
Aristoteles Leben und Schriften. Ich freue mich, dass ich sie noch benutzen
konnte, wie auch darüber, dass ich wenig zu ändern fand.
Meyer, Gesch. d. Botanik. I. Q
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