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226 Buch III, Kap. 1. §. 30.
hafte Mittel ein erhöhetes Zeugmigsvermögen Reichthum Ansehen
Macht Einsicht Weissagung oder die Mittel Andern ins Geheim
zu schaden, gewähren. Physisch, natürlich, nannte man dergleichen
angebliche Wirkungen, die wir übernatür l iche nennen
würden; so heissen z. B. phys i s che Heilmittel nicht die gewöhnlichen,
sondern die zauberhaften, die Besprechungen, Amúlete
u. dergL, und auch darüber gab es eine reiche Literatur. An
sie schloss sich die Literatur über Gifte und Ge gÖ^ e nog i f t e ,• in
der sich besonders Könige auszeichneten, die leichter als Andere
Gelegenheit fanden mit Giften und Gegengiften, sei es an Verbrechern,
Widersachern, gefährlichen oder sonst missliebigeu Personen,
zu experimentiren.
Hier lag wieder ein Grund zu Fälschungen. Weil der Prophet
bei den Seinigen am wenigsten gilt, suchte man den widersinnigen
Erzeugnissen des Aberglaubens oder der Speculation auf
den Aberglauben durch voi'gesetzte alt-ehrwürdige Namen Eingang
zu verschaffen, und wählte natürlich am liebsten die Namen solcher
Männer, die ohnehin schon im Euf geheimer Weisheit standen,
wie Demokritos, Pythagoras, Orpheus, Osthanes, oder gar Hermes
Trismegistos. Und Schriften dieser Art bilden wieder einen
starken Zweig der Literatur, der, je länger, desto mehr anwuchs
und sich selbst an Absurdität und Frechheit zu überbieten suchte.
Grade hiervon hat sich ziemlich viel erhalten, und seine verlockende
umnebelnde l&af't zu unserer Beschämung bis auf den
heutigen Tag bewahrt.
Belege zu vorstehenden Bemerkungen werden uns die emzelnen
Schriftsteller, die wir jetzt durchgehen wollen, in Menge
darbieten. Wer deren mehrere für die letzte Bemerkung wünscht,
lese Lob eck' s schon öfter genannten Aglao p h amo s , der der
Hydra antiken Aberglaubens und modern frömmelnder Liebäugelei
mit demselben zwar manche Wunde geschlagen, ihr manchen Kopf
zertreten hat, doch nicht den letzten.
Wir lassen jetzt die Schriftsteller folgen, welche, sei es als
Aerzte Naturforscher Magiker oder als Griftmischer über Heilund
Nahrungsmittel, dann die, welche über den Landbau ge-
B u c h HL Kap. 2. §.31. 227
schrieben, darauf die Geographen, und setzen den einzigen wirklich
botanischen Schriftsteller Nikolaos Damaskenos, da er an der
äussersten Grenze des Zeitalters steht, auch an's Ende der ganzen
Reihe. Doch wollen wir uns für jetzt nur mit den Griechen beschäftigen.
Was sich von Spuren erwachender Pflanzenkunde bei
den Römern bis zum Abschluss dieser Periode zeigt, wiewohl
sich auch darin griechischer Einfluss nicht verkennen lässt, versparen
wir für das folgende Buch.
Zweites Kapitel.
GriecMsclie KSchriftsteller über H^eil- und Nalirungsmittel.
§. 31.
V e r l o r e n e vor Nikandròs.
Ich ordne sie, so weit es mir möghch ist, nach der Zeitfolge,
will aber nicht verhehlen, dass die Bestimmung derselben bei den
meisten ausserordentlich schwankt. Diejenigen, deren Zeit ganz
unbekannt ist, und nicht einmal mit voller Sicherheit in diese
Periode gebracht werden können, machen den Schluss.
D i a g o r a s lebte vor Erasistratos, von dem ich gleich nach
ihm sprechen werde; denn dieser berief sich auf jenen i), und
bezeugt, er hätte den Gebrauch des Mohnsaftes bei Ohren- und
Augenleiden verworfen. Aus früherer Zeit wird seiner nicht gedacht,
daher er vermuthlich auch nicht bis in die vorige Periode
hinaufreicht. Denn der Diagoras Melios, der schon bei Aristophanes
vorkommt, und der nach Suidas (der zwei verschiedene
Artikel über ihn enthält) um das Jahr 466 v. Chr. blühete, war
Philosoph und Liederdichter; der unsrige unzweifelhaft Arzt, wie
Plinius 2) mehrmals ausdrücklich bezeugt. Harduin versichert,
1) Bei Dioshorides IV, cap. 65.
2) Plin. in auctor. catal. ad. lihh. XII, XIIl, XX, X X I , XXXVI.
3) Harduin in indie, auctor. in seiner Ausgabe des Plinius, Edit. II, tom
I, pag. 57.
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