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284 Blich III. Kap. 4. §. 38.
kios und Hierokles, des Timagenes Sohn, — Avahrlich eine merkwürdige
VersammlungI Im zehnten Jahrhundert ehrte ihn Suidas
durch zwei Artikel seines Wörterbuchs, dem so viele bessere Namen
fehlen; und Eudokia wiederholte sie. Der Scholiast
d e s N i k a n d r o s endlich, aus ungewisser später Zeit, erzählt aus
seinen Sympathien und Antipathien die oft vorkommende Geschichte
von der Persea, die, aus Persien nach Aegypten versetzt, aufgehört
hätte giftig zu sein, und süsse Früchte trüge; Avobei jedoch
der Giftmischer einfliessen liess, was kein Anderer weiss oder verräth,
die Perser hätten den Baum aus Malice nach Aegypten verpflanzt,
ohne dass der Scholiast daran Anstoss findet i).
Viertes Kapitel.
Die gekrönten Giftmischer.
§. 38.
A t t a l o s , König von Pergamon.
Einen finstern Ruhm in der Geschichte der Wissenschaft erwarben
sich gegen das Ende des alexandrinischen Zeitalters die
beiden Könige At talos III. Phi lopator von P e rgamon und
M i t h r i d a t e s VI. Eupator von Pontos.
Theil zu nehmen an Kunst Poesie und Wissenschaft, die
Träger derselben nicht allein durch anspornende Belohnungen,
Sicherung eines sorgenfreien Unterhalts, Gewährung grossartiger
1) Sollte die ganze Geschichte von Bolos ausgegangen sein? Ohne der
maliciösen Absicht der Verpflanzung zu gedenken, erzählt sie zuerst (nach
Bolos beim Scholiasten) Dioskor ide s , dann Galenos ; von diesen ging
sie zu den Arabern über. Vergl. die gelehrte Abhandlung darüber von
S y l v e s t r e de Sacy in seiner französischen Uebersetzung des Abd-Allatif
pag. 47 — 72, und deren kurze Kritik von Schneider im Index zu seiner
Ausgabe des Theophrastos sub voce ire^oea, der aber eine Metakritik
noch fehlt.
Buch III. Kap, 4. §.38. 285
Hülfsmittel zu fördern, wie Alexandros der Grosse dazu das Beispiel
gegeben; sondern ihn überbietend sich selbst persönlich an
ihren Bestrebungen zu betheiligen, und der Wollust gröberen Genuss
durch den feineren attischer Geistesbildung zu erhöhen, ward unter
Königen und Machthabern erst Mode, dann Gewohnheit, endlich Bedürfniss.
Die lockendsten Aussichten und Verheissungen boten ihnen
die Naturwissenschaften dar. Mit Erstaunen betrachtete man von je
her die furchtbar schnell zerstörende Wirkung der Gifte. Die Physiologie
stammelte noch. Warum sollte es nicht eben so schnell das
Zerstörte wiederherstellende Gegengifte geben? Bei den Dichtern
existirten sie längst. Warum nicht ein Universalmittel gegen alle
Krankheiten und Gebrechen? Warum nicht gegen Alter und Tod?
Und je leichtsinniger man an den Höfen die Kraft der Jugend vergeudete,
desto ernsthafter sann man auf Mittel sie wiederzugewinnen,
und trotz jeder Ausschweifung zu verewigen. Galt aber der Könige
Leben wie billig für das Kostbarste, so war die Entdeckung der
Lebenstinctur, wenn sie gelang, gewiss eines Königs glorreichste
That.
A t t a l o s , der letzte seines Namens, war der erste,der sich
um diesen Euhm bewarb. Er regierte von 138 bis 133 v. Chr.
Justinus schildert ihn mit wenigen Worten so: „Um diese
Zeit besudelte König Attalus das von seinem Oheim blühend
empfangene Keich durch Ermordung seiner Freunde, Züchtigung
seiner Verwandten unter dem Vorwande bald seine alte Mutter,
bald seine Verlobte Berenice wäre heimtückisch von ihnen umgebracht.
Nach diesem Ausbruch tyrannischer Wuth legt er
Trauerkleider an, lässt wie ein Büssender Bart und Haupthaar
wachsen, geht nicht aus, zeigt sich nicht dem Volke, feiert bei
sich kein fröhlicheres Gastmal, noch verräth sonst etwas den gesunden
Mann, ganz so, als zahlte er Strafe den Manen der Ermordeten.
Dann, ohne Rücksicht auf die Reichsverwaltung, grub
er Gärten, säete Kräuter, mischte Unschädliches und Schädliches,
und sandte das alles mit Gift getränkt als Zeichen besonderer
1) Justin. hisioi\ XXXVI, cajj. -i.
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