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 50  B u c h i .  Kap.  2.  §.8.  
 Brandls^)  gesammelt  findet,  wissen  wir,  dass  der  Hader  sich  vorzugsweise  
 im  und  durch  (:as  Feuer,  die  Liebe  sich  vorzugsweise  
 im  und  durch  das  Wasser  bethätigen  sollten.  Das  Wasser  sinkt  
 herab,  die  Flamme  erhebt  sich;  schon  im  Sphäros  sollte  der  Hader  
 mehr  die  Oberfläche,  die  Liebe  das  Kentrum  einnehmen:  was  ist  
 natürlicher,  als  dass  bei  der  Weltbildung  aus  dem  Sphäros  Empedokles  
 das  die  Sonne  und  Gestirne  bildende  Feuer  emporsteigen,  
 das  Wasser  sich  zu  unterst  befinden  liess,  bis  es  durch  die  dichte  
 Zusammenschnürung  der  Erde  in  Quellen  gleichsam  heraufgepresst  
 ward?  Die  Beweisstelle  für  diese  i:uletzt  ausgesprochene  Quellentheorie  
 werde  ich  gleich  bringen.  Nun  haben  wir  noch  Erde  und  
 Luft,  diese  als  Hauptbestandtheii  der  Atmosphäre,  jene  des  Bodens, 
   denen  sich  demnach  ihr  Platz  im  Weltraum  von  selbst  anweist. 
   Unten  aber  im  Wasser,  und  folglich  am  Boden,  war  die  
 Liebe  am  wirksamsten,  oben  am Himmel  der Hader;  unten  musste  
 sich  daher  Vieles  bilden,  bevor  Sonne  und  Gestirne  zur  Ausbildung  
 gelangten.  So  hätten  wir  denn,  den  muthmasslich  irrigen  
 Ausdruck  des  Aristoteles  bei  Seite  gesetzt,  alles  bisher  Angeführte,  
 wie  wunderlich  es  sein  mag,  wenigstens  in  sich  selbst  vollkommen  
 zusammenhängend  und  folgerichtig  gefunden.  Es  fragt  sich  nur  
 noch,  ob  ich  des  Empedokles  Meinung  über  die  erste  Scheidung  
 der  Elemente  richtig  errathen  habe.  Einen  directen  Beweis  dafür  
 vann  ich  nicht  hefern,  vielmehr  würde  folgende  Stelle  des  Pseudo- 
 Plutarchos  2),  die  ich  nicht  verleugnen  will,  ein  directer  Gegenbeweis  
 sein,  wenn  sie  nicht  so  offenbare Missverständnisse  enthielte,  
 dass  sie  dadurch,  wie  mir  scheint,  bis  auf  einen  gewissen  Punkt  
 alles  Gewicht  verliert.  Sie  lautet  so:  
 „Empedokles  (sagte),  zuerst  hätte  sich  der  Aether  abgesondert, 
   darauf  das  Feuer,  nach  diesem  die  Erde;  zusammengeschnürt  
 durch  des  Umschwungs  Kraft,  sei  aus  ihr  das  Wasser  hervorgequollen, 
   aus  diesem  die  Luft  ausgedünstet.  Und  der  Himmel  sei  
 entstanden  aus  dem  Aether,  die  Sonne  aus  dem  Feuer,  aus  den  
 J )  Brandis  a.  a.  0.  / ,  S.  202  ff.  
 3)  Plvf.  l.  c.  IT,  cap.  6.  
 B u c h L  Kap.  2.  §.8.  51  
 übrigen  wären  die  Dinge  der  Erdoberfläche  zusammengeknetet."  
 Wäre  die  Stelle  richtig,  so  hätten  wir  fünf  Wurzeln  der  Dinge,  
 Empedokles  kennt  nur  viere;  Aether  ist  bei  ihm,  wie  wir  sahen,  
 gleichbedeutend  mit  Luft,  die  Absonderung  des  Aethers  vor  dem  
 Feuer  muss  also  auf  einem  Missverständniss  beruhen.  Unterschied  
 Empedokles  vielleicht  zuerst  einerseits  eine  noch  aus  Feuer  und  
 Luft  gemischte Atmosphäre,  die  er  vielleicht  ätherisch  nannte,  und  
 aus  der  er  das Feuer  sich  aussondern  liess;  andrerseits  einen  noch  
 aus  Erde  und  Wasser  gemischten  Grund  und  Boden,  aus  dem  er  
 später  das  Wasser  hervorquellen  liess?  Dann  wären  unter  der  
 aus  dem  Wasser  ausdünstenden  Luft  die  Wolken  zu  verstehen,  
 und  so  jede  Schwierigkeit  gehoben;  doch  Hessen  sich  leicht  noch  
 andere  Erklärungen  finden,  und  keine  vor  den  übrigen  behaupten. 
   Die  schon  gegebene  Quellentheorie  aber  enthält  nichts,  was  
 sie  verdächtig  machte.  
 Ich  komme  zu  dem  zweiten  von  Nikolaos  Damaskenos  hervorgehobnen  
 Hauptpunkt  empedokleischer  Phytologie:  die  Pflanzen  
 besäs sen  wie  die  Thier e  Ve r l angen,  Gefühl  der  
 L u s t  und  U n l u s t , j a  Verstand  und  Einsicht.  Das  klingt  
 sehr  wunderhch,  und  schon  Sextus  Empiricus  i),  nachdem  er  erzählt, 
   Herakleitos  hätte  behauptet,  die  Menschen  wären  nicht  die  
 einzigen  verständigen  Wesen,  fährt  fort:  „noch  paradoxer  behauptete  
 Empedokles,  al les  wär e  verständig,  nicht  allein  die  Thiere,  
 sondern  auch  die  Pflanzen,  indem  er  ausdrücklich  schrieb:  
 „Wisse  denn,  alles  erhielt  Antheil  an  Sinn  und  Verständniss."  
 Ausser  allem  Zusammenhange  darf  indess  ein  empedokleischer  
 Satz  am  wenigsten  beurtheilt  werden,  und  bei  diesem  Satz  kommen  
 zwei  tief  eingreifende  Vorstellungen  des  Empedokles  in  Betracht, 
   seine  Vorstellung  von  der  Seele  und  von  der  Seelenwanderung. 
   
 Ungeachtet  der  Unterscheidung  zweier  Grundkräfte  von  den  
 vier  Wurzeln  der  Dinge,  war Empedokles  doch  nichts  weniger  als  
 Duahst  im  heutigen  Sinne  des  Worts,  sondern  jene  Grundkräfte  
 1)  Sext.  Empir,  advers.  maihem.  VIII,  cap.  286.  pag.  512.  edit.  Fabricii.  
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