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2 Bu c h I. §. 1.
die Chaldäer und Aegypter, darauf die Gr iechen, unter
denen nach dem Zeugniss Ovids Apol lon voran steht. •— So weit
Avird heutiges Tags wohl niemand zurückgreifen wollen.
Auch jene Ueberlieferungen ehrwürdiger Sage, mit denen
I l a l l e r i ) geine tief gelehrte botanische Bibliothek einleitet, wie
z. B. der weise Salomon hätte alle Gewächse gekannt „von der
Ceder auf dem Libanon bis zu dem Ysop, der aus der Wand
wächst"; bei den Griechen hätte Chiron den Aeskulapius,
später den Achi l les in der Pflanzenkunde unterwiesen; nach
Ilesiodos wären die Pflanzen unter Aphrodi te' s niedlichem Fuss
entsprossen, und mehr dergleichen lehren uns nur, was wir sonst
schon wissen, dass die Griechen ein poetisches Volk waren, und
dass der Gebrauch einiger Pflanzen als Heilmittel sehr alt sein < '
muss; ob jedoch so alt wie jener biblische König, jene Halbgötter
und Heroen, bleibt zweifelhaft. Denn die Sage liebt die Verknüpfung
späterer Erfindungen mit älteren Namen. 2)
Noch weniger möchte ich S p r e n g e 1 s Beispiel folgen,
der seine Geschichte der Botanik mit vollständigen Verzeichnissen
1) Haller^ bibliotheca botanica^ qua scripta ad rein herbariam facientia
a verum initiis recensentur, Tiguri^ tom.I^ 1771; Ü, 1772, — 2 voll. 4. Aller
Fehler ungeachtet das reichhaltigste Hülfsmittel für die Geschichte der Botanik.—'
Unerheblich sind C. Th, de Murr^ adnotationes ad hibliothecas Hallerianas
botanicam, anatomicam^ chirurgicam et medicinae practicae, Erlangae^ 1805. 4.
2) Wer sich für Forschungen auf jenem dunklen Gebiet interessirt, und
deren neueste Ergebnisse in geistvoller Auffassung will kennen lernen, den
verweise ich auf Welcher ^ F, G., zu den Alterthürnern der Heilkunde bei den
Griechen (besonders abgedruckt aus d e s s e l b e n kleinen Schriften. Bonn,
Th.lll, 1850. 8.). Mich hat diese verdienstvolle Arbeit nur befestigt in der
Ueberzeugung, dass der Anfang der Geschichte der Botanik in eine spätere
Zeit fällt.
3) Spr engel^ Curt., historia rei herbariae. Anistel., iom, 1807^ H^ 1808. 8.
D a r a u f : Kurt Spreng eis Geschichte der Botanik. Neu bearbeitet. Altenb. u.
Lpz. Th. / , 1817. 7/, 1818. 8. Nach Hallers Werk unser wichtigstes Hülfsmittel
voll umfassender Gelehrsamkeit, doch leider mit einer Flüchtigkeit
gearbeitet, die eine stete Controle der zum Glück meist genau angezeigten
Quellen unerlässlich macht, und oft zu den verkehrtesten Urtheilen führte.
B u c h L §. 1. 3
der bei älteren Schriftstellern vorkommenden Pflanzennamen und
deren Deutung ausschmückte, wobei sogar die B ibe l , die hom
e r i s c h e n Gesänge, die indische Sakontal a u. dgl. nicht
übergangen wurden. Ich verkenne nicht das grosse Verdienst,
das sich Sprengel, vorzügHch in den Arbeiten seines reiferen Alters,
in seinen Commentaren zu Theophrastos und Dioskorides,
um das so schwierige Verständniss alter Pflanzennamen erworben;
blosse Verzeichnisse derselben, wie seine Geschichte der Botanik
enthält, haben jedoch wenig Werth, und zu kritischen, auf sorgfältige
Vergleichung aller Zeugnisse gegründeten Untersuchungen
über die Bedeutung der einzelnen Namen fehlt es in Werken dieser
Art an Raum. Füllt doch Olai Celsii hierobotanicon, das
Hauptwerk über biblische Pflanzen, allein schon zwei doppelt so
starke Bände wie Sprengeis ganze Geschichte der Botanik. 1)
Wie aber alle Naturforschung, ja alle Wissenschaft überhaupt,
so ist auch die Botanik aus dem Zusammenfluss zweier weit aus
einander liegender Quellen abzuleiten: aus der zunächst rohen
1) Versuche der Art zur Erläuterung der Pflanzennamen einzelner später
vorkommender Schriftsteller werde ich bei diesen anzuführen nicht versäumen.
Hier nur, was ich später anzuzeigen kaum Gelegenheit finden dürfte:
Rosenmüll er ^ E. F. K., biblische Naturgeschichte. Thl. das Mineral -
und Pflanzenreich. Lpz. 1830 (bildet Band IV, Abth. I, seines Handbuchs
der biblischen Alterthumskunde). Eine gediegene Arbelt, die andre Bücher
über denselben Gegenstand ausser Celsius, auf den ich bei der arabischen
Literatur zurückkommen werde, entbehrlich macht. — Miquel, J. A. W.,
tentamen florae Homericae, of Bijdragen tot de kennis der Planten^ die in de Gedichten
van Homerus voorkommen. (in Tijdschrift voor Natuurlijke Geschiedenis: Tom. H,
Stuck 3.). Desselben homerische Flora, A. d. Holland, übersetzt von J. 0.
M. Laurent. Altona^ 1836. 8.
Auch der Anführung folgender Schriften kann ich mich nicht enthalten.
Sind sie gleich nichts weniger als botanisch; so verdienten sie doch, wenn
einmal die Geschichte der Botanik bis auf Homeros zurückgeführt werden
sollte, vor andern benutzt zu werden. Müller, E., über sophokleische Naiuranschauung.
Liegnitz, 1842, 4. (Gymnasialprogramm). — Humboldt, A. v.,
Kosmos. Th. H, 1847. S. 6 ff.: Naturbeschreibung; Naturgefühl nach Verschiedenheit
der Zeiten und Völker stamme. — Pazschke, über homerische Natur anschauung.
Stettin, 1848. 4. (Gymnasialprogramm).
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