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52 Buch L Kap. 2. §. 8.
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hafteten an den körperhaften Wurzeln, und diese Wurzeln waren
selbst zugleich, ich darf nicht sagen beseelt, doch seelenhaft. Statt
vieler Beweisstellen, die sich darbieten, nur zwei. „Nach Empedokles,
sagt Aristoteles i), wären die Elemente vor den Göttern
gewesen, ja sie wären selbst Götter." An einem andern Ort sagt
derselbe 2): „Alle die, welche bei Bestimmung des Beseelenden
auf die Bewegung zurückgingen, hielten das für die Seele, was
zumeist bewegt; die aber auf Erkenntniss und sinnliche Wahrnehmung
zurückgingen, nannten die Principien Seele. Deren Einige
na!;men mehrere, Andere nur eins an. So meinte Empedokles,
sie beständen aus allen Elementen, und j e d e s derselben
wäre Seele, indem er also sprach:
318. Denn mit der Erde beschaun wir die Erde, mit Wasser das
Wasser,
Himmlischen Aether mit Aether, mit Feuer vertilgendes Feuer,
320. Freundschaft mit Freundschaft, und Hader mit düsterem Hader.',
Wir können diese Verse zusammenfassen in den Satz: Gleiches
wird von Gleichem erkannt. Und somit ist nichts ohne Erkenntniss,
denn nichts ist ohne seinesgleichen; und wenn wir mehr
erkennen als Andere, so geschieht das, weil sich in uns alle vier
Wurzeln der Dinge nebst Liebe und Hader gleichmässiger und
inniger gemischt befinden. Auf's eifrigste bekämpft Aristoteles
in zwei von Brandis nachgewiesenen Stellen seiner Werke diese
ganze Lehre, gesteht aber gleichwohl in der letzten, Empedokles
sei doch einer der folgerechtesten Denker. Möge sie denn, wie
sie es ist, verwerflich sein; lächerlich wird eine einzelne Folgerunoaus
ihr wie die, auch die Pflanzen besässen eine der unsrigen
ähnliche Seele, dem, der sie in ihrem Zusammenhange auffasste,
nicht erscheinen.
Dachte sich aber Empedokles die Pflanzen einmal beseelt, so
1) Art s t. de générât, et corrupt. II, cap. 6. pag. S33.
Ejusd. de anima I, cap. 2. pag. 404.
3) Brandis I, S. 222. — Arist. de anima I, cap. 5. pag. 409, und
Melaphys. II, cap. 4. pag. 1000.
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dürfen wir uns nicht wundern, wenn er Erscheinungen an ihnen,
die wir mechanisch zu erklären gewohnt sind, als Zeichen der
Seelenthätigkeit betrachtete. In den Fragmenten finde ich nichts
der Art, allein beim Pseudo-Plutarchos kommt folgende merkwürdige
Stelle vori): „Piaton und Empedokles sagten, auch die Pflan
zen wären beseelt und wären Thiere. Das erhelle aus ihrem Erzittern
(vielleicht dem des Laubes gewisser Bäume bei kaum fühlbarem
Luftzuge?), und aus der Ausstreckung ihrer Zweige (vielleicht
gegen das Licht? die, wenn man sie böge, nachgäben,
und sich mit solcher Heftigkeit wieder ausstreckten, dass sie
schwere Gewichte mit aufhöben."
Derselbe Grundgedanke, die Elemente, und weil Alles aus
ihnen besteht. Alles wäre beseelt, spricht sich sehr bestimmt auch
in dem aus, was man unpassend bei Empedokles die Seelen-
Wanderung genannt hat. 3) Denn wie sich Pythagoras die Seelenwanderung
dachte, weiss ich zwar nicht, und glaube gern, dass
durch ihn Empedokles auf Das, was man bei ihm Seelenwanderung
genannt hat, geleitet sei; allein von einer Wanderung unsterblicher
Seelen durch verschiedene sterbliche Leiber im Sinn orientahscher
Dualisten kann natürlich nicht die Kede sein bei einem
Philosophen, der Leib und Seele nicht schied. Gleichwohl enthielt
sein Gedicht Stellen, die für sich allein genommen leicht auf wirkliche
Seelenwanderung bezogen werden könnten, z. B.
1) Plut. l. c. V, cap. 26. Doch bemerke ich^ dass in den Parallelstellen
des Pseudo Galenos, liistor. philos. cap. 38. (Galeni opera edit. Kühn vol.
XIX, pag. 340) und des Stohäos (eclog. physic. cap. 48, pag. 758 edit. Heeren)
nicht Piaton und Empedokles, sondern Thaies und Piaton genannt werden;
und zweitens dass P i a t o n in einer später mitzutheilenden Stelle seines Timäos
den Pflanzen zwar eine mit Empfindung und Verlangen begabte Seele
zuschreibt, doch ohne Bezug auf die hier erwähnten Erscheinungen.
2) So lässt Sprengel in der Gesch. der Bot. I, S..43 den Plutarchos
sagen. Richtig gab er früher in der Historia rei herhariae 7, pag. 52 die
Worte desselben. Offenbar lässt sich aber die Ausstreckung auch als blosse
Elasticität fassen.
3) Siehe die Widerlegung dieser Auffassung bei Sturz pag. 471 sqq
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