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376 B u c h IV. líap. 1. §.54.
sich ausdrücklich auf das Buch, das er von den Bienen geschrieben.
Uebergehen darf ich ihn daher nicht, wiewohl ich
zweifle, ob er zu den wahren Agronomen gehört.
Eine kurze Biographie von ihm hinterliess uns Suetonius^).
Sie lautet vollständig so: Cajus Julius Hyginus, des Augustus
Freigelassener, von Geburt ein Spanier (wiewohl ihn Einige
für einen Alexandriner halten, der durch Cäsar nach der Einnahme
Alexandria's als Knabe nach Rom gebracht sei), war ein fleissiger
und eifriger Nachahmer des griechischen Grammatikers Cornelius
A l e x a n d e r , den wegen seiner Kenntniss des Alterthums Viele
den Polyhistor, Einige die Historie nannten. Er stand der
palatinischen Bibliothek vor, nichts desto weniger unterrichtete
er sehr Viele, und war sehr befreundet mit dem Dichter O v i d i u s
und dem Consular und Historiker Cajus Licinius, Avelcher
berichtet, er wäre ziemlich arm verstorben, und während seines
Lebens von ihm unterstützt worden. Sein Freigelassener war
J u l i u s Modestus, der in Studien und Lehre in seines Patrons
Fusstapfen trat."
Den Beinamen des Polyhistors, den Seutonius seinem
Vorbilde giebt, eignet Hieronymus 2) ihm selbst zu, und gedenkt
seiner als eines berühmten Grammatikers beim vierten Jahr, nachdem
Augustus sich zum Pontifex Maximus erklärt hatte, also beim
Jahr 7 v. Chr. nach unserer Zeitrechnung. Angenommen, er wäre
bei Cäsar's Rückkehr von Aegypten nach Rom (47 v. Chr.) zehn
Jahr alt gewesen (denn ward er auch nicht als Knabe durch Cäsar
nach Rom gebracht, so konnte doch diese Meinung nur entstehen,
wenn ihr sein Alter nicht widersprach): so zählte er in
der von Hieronymus bezeichneten Zeit der Blüthe seines Ruhms
49 Jahr, war 22 Jahr jünger als Virgilius und 15 Jahr älter als
sein Freund Ovidius. Columella's Ausdruck in seinem früher
1) Su et on. de illustr. grammaticis cap. 20.
2) Eusebius, edit. Maß, pag-. 371; edit. Scaligeri pag. 156^ die, wie ge-
•vföhnlich, so auch hier um ein Jahr von einander abweichen.
3) Seite 15.
B u c h IV. Kap. 1. §. 54. 377
mitgetheilten Verzeichniss römischer Agronomen ,, g 1 e i ch s am
H o f m e i s t e r des Virgilius" bezieht sich f c oloo- lich nicht auf
sein Alter^ sondern auf seinen C omme n t a r z umV i r oo; i l i u s ,'
den namentlich Servius und Gellius häufig anführen, und in welchem
er, wie viele dieser Anführungen darthun^), den Dichter
oft auf die wunderlichste Art schulmeisterte.
Aber etwas anderes scheint sich mir daraus, dass grade Columella
diesen Ausdruck gebraucht, nnd zwar grade da, wo er
den Hyginus unter die Georgiker stellt, mit grosser Wahrscheinlichkeit
zu ergeben: nämlich dass sein, wie wir sahen, nur einmal
von einem spätem Grammatiker genanntes Werk de Agricultura,
so wie sein von Columella gleichfalls nur einmal ausdrücklich genanntes
Buch von den Bienen eben nichts anderes waren als
sein Commentar zu des Virgilius Geórgica, welche ihm,
wenn er landwirthschaftliche Kenntnisse besass, Gelegenheit genug
darboten sie auszukramen, und auch dabei den Dichter zurechtzuweisen.
Wie sehr Columella diese Vermuthung durch das
ganze Kapitel begünstigt, in welchem er die Art, wie Hyginus
Virgilius Celsus denselben Gegenstand, nämlich die Bienenzucht
behandelten, vergleicht, überlasse ich meinen Lesern bei ihm selbst
nachzusehen. Sie werden darin den Hyginus als einen nach mythologischen
Abgeschmacktheiten und sogenannten Naturmerkwürdigkeiten
haschenden Grammatiker kennen lernen, an dessen
Werke die Botanik nichts verloren zu haben scheint.
55.
8 ab i n u s Ti r o und der römische Gartenbau.
Auch eine den Gartenbau ins Besondere behandelnde Schrift
führt Plinius^) an, die Cepurica des Sabinus Tiro. Sie
waren dem Mäcenas geAvidmet, folglich nicht jünger als dessen
Todesjahr 8 v. Chr., und wie das Verzeichniss der von Plinius
J) Name7itlich hei Gellius ./, cap. 21; V, cap, 8; VL cap. 6; X, cap. 16,
2) Columella IX, cap. 2.
3) FUn. hist. nat. XIX, cap, 10 sect. 57.