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216 Buch III. Kap. 1. §. 28.
wunderbar herrliche Zeit des ersten jugendlich geistigen Aufschwungs
war vorüber, was davon sich retten, was sich neu gestalten
Hess, das rettete, das gestaltete Alexandrien.
^ • §. 28, ,
Die At taler in Pergamon.
Eagte Alexandrien als Sammelplatz gelehrter Bildung zumal
unter den frühern Ptolemäern weit über die gesammte Mitwelt
empor, behauptete es selbst noch untel- den späteren durch seine
hterarischen Schätze ein unbestreitbares Uebergewicht, so dass fast
jeder Gelehrte, und besonders fast jeder Arzt, dem die Mittel
dazu mcht fehlten, wenigstens eine Zeit lang in Alexandrien verwedte:
so dürfen wir uns doch die übrige Welt, Trotz äusserer
Kriege und innerer Unruhen, keineswegs ganz' in Barbarei versunken
vorstellen. Im Gegentheil, durch die grossartige Völkermischung
unter Alexandros und seinen Nachfolgern hatte sich
griechische Sprache Sitte Geistesbildung und Geschmack über
einen grossen Theil der Erde verbreitet. Was die Wissenschaft
an Tiefe verlor, das gewann sie in doppeltem, in logischem wie
m geographischem Sinn des Worts, an Umfang. In Griechenland
selbst war Wissenschaftlichkeit viel zu tief eingewurzelt, um
mcht noch immer neue, wenn gleich gegen sonst kümmerliche.
Triebe zu machen. Ja einige Gelehrsamkeit fing schon an, überall
bei den höheren Ständen zu den Bedürfnissen des Lebens zu
zählen. Besonders waren es aber, nächst den Ptolemäern, die
Beherrscher des kleinen, doch durch Handel und Kunstfleiss
blühenden Pergamon an der Küste des schwarzen Meers in
lOemasien, die sich durch Pflege der Kunst und Wissenschaft
hervorthaten.
Schon der Kastrat Phi l e t ä ros , der mit dem ihm anvertraueten
Schatz des Lysimachos sein pergamenisches Reich gründete,
so wie sein Neffe und seit 263 v. Chr. sein Nachfolger
E u m e n e s L , wiewohl in steten Kriegen zur Befestigung seiner
Herrschaft begriffen, werden als Förderer der Wissenschaft o-erühmt.
Des letztern Nachfolger A t t alo sI., der vier und zwanzioÖ
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Jahr lang von 241 bis 197 v. Chr, als Zeitgenosse des Ptolemäos
Euergetes und Philopator regierte, zog nicht nur viele, zum Theil
bedeutende Gelehrte nach Pergamon, sondern war sogar selbst
Schriftsteller. Die s.chö ne Fi cht e, von der eine Gegend seines
Reichs unweit Adramyttion den Namen führte, hatte er nach
Strabon i) also beschrieben: der Umfang sei vier und zwanzig
Fuss, die Höhe von der Wurzel an ungefähr sieben und sechzig
Fuss; dann theile sich der Baum in drei, gleich weit abstehende
Aeste, die sich Avieder zu einem Gipfel vereinigten, der alsdann
die ganze Höhe von zwei Plethren und fünfzehn Ellen (230 Fuss)
vollende
Sein Sohn und Nachfolger EumenesH., der von 197 bis 159
V. Chr., also fast ganz gleichzeitig mit Ptolemäos Epiphanes regierte,
gilt als der eigentliche Schöpfer der pergamenischen
B i b l i o t h e k , der bedeutendsten im Alterthum nach der alexandrinischen.
Unter seiner Regierung war es, dass ein Ptolemäer (also
sicher E p i p h a n e s ) , eifersüchtig auf das Wachsthum jener Bibliothek,
die Ausfuhr der Papyros-Blätter, des damals fast allgemein
üblichen Schreibmaterials, aus Aegypten verbot, und dadurch Anlass
gab zur Erfindung oder mindestens Verbesserung eines weit
1) Strah. XII1\ cap, 1 pag. 603 ed, Casaiih.
2) Wegener (de aula Attalica liierarum artìiiinquefautrice. Havniae^ 8.
pag. 36 nota 3) sagt: ^^Videtur etiam Plinius lihriim aliquem ejusdem Attali de
fascinatione novisse, Lih. XXVJIl^ cap. 2 pag. 685 Dalech. Scilicet Attalns non
inferiorem Ptolemaeo Evergetae se gerere voluit ^ qui v7to^vrn.tàrcov viginti quatuor
libros composueraL Cfr. Athen XIV., pag. 654 et plur. aliis locis.^' — Die Stelle
des Plinius^ — ^.^Atfalus affirmat^ scorpione viso si quis dicat Duo^ cohiberi nec
vihrace ictus^^^ möchte ich auf Attalos III., mit Beinamen Philometor beziehen,
den wir später als Schriftsteller werden kennen lernen. Verfasser der vno-
¡xv^^iara war aber entschieden nicht Ptolemäos Euergetes I., des Attalos L Zeitgenosse,
sondern Euergetes IL, sonst Kakergetes oder Physkon genannt, der
erst fünfzig Jahr nach dieses Attalos Tode zur Regierung kam. Athenäos
nennt ihn zwar immer schlechthin Euergetes, und aus der von Wegener angeführten
Stelle ergiebt sich freilich nicht mit Sicherheit, welcher gemeint
sei, wohl aber aus I I , pag. 28 pag. 71 B., wo er ein Schüler des Aristarchos
genannt wird, u. m. a.
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