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 394  B u c h  IV.  Kap.  3.  §.  59.  
 tigt,  ihn  für  einen  Griechen  aus  Lenos^),  einem  kleinen  Ort  bei  
 Pisa  (Olympia)  in  EHs  zu  halten,  weiss  ich  nicht.  Als  Gerücht  
 erzählt  Suetonius,  er  wäre  noch  als  Knabe  aus  der  Gefangenschaft  
 entsprungen  und  in  sein  Vaterland  zurückgekehrt;  nachdem  er  die  
 freien  Künste  erlernt,  wäre  er  mit  Lösegeld  zu  seinem  Herrn  zurückgekehrt, 
   von  diesem  aber  wegen  seiner  Talente  und  Kenntnisse  
 umsonst  freigelassen.  Den  Pompejus  soll  er  fast  überall  hin  
 begleitet,  und  sich  nach  dessen  und  dessen  Kinder  Tode  durch  
 Unterricht  erhalten  haben.  Von  seinen  literarischen  Leistungen  
 erwähnt  Suetonius  nur  einer  äusserst  bittern  (nach  den  daraus  angeführten  
 Schimpfwörtern  vielmehr  groben)  kritischen  Satire  gegen  
 den  Geschichtschreiber  Sallustius,  der  sich  unziemliche  Aeusserungen  
 gegen  seinen  hochverehrten  Patron  Pompejus  erlaubt  hatte  
 (Sallustius  war  bekanntlich  ein  Anhänger  Cäsars,  also  von  der  
 Gegenpartei),  Von  seiner  Uebersetzung  oder  Bearbeitung  der  
 mithridatischen  Schriften  schweigt  Suetonius.  Plinius  führt  folgendes  
 daraus  an;  denn  dass  es  diesem  Werk  entnommen  sei,  leidet  
 wohl  keinen  Zweifel.  
 „Zwei  Arten  des  Lorbeers  unterschied  Cato,  den  delphischen  
 und  den  cyprischen.  Pompejus  Lenäus  fügte  den  dritten  hinzu,  
 den  er  den  Mos tkuchenlorbe e r  (mustacem)  nannte,  Aveil  er  
 den  Mostkuchen  untergelegt  würde.  Dieser  habe  ein  sehr  grosses  
 weiches  unterwärts  weissliches  Blatt;  der  delphische  (auf  beiden  
 Seiten)  gleichfarbige  grüne  Blätter,  und  grosse  grün-röthliche  Beeren; 
   mit  ihm  kränzten  sich  die  delphischen  Sieger  und  römischen  
 Triumphatoren.  Das  Blatt  des  cyprischen  sei  kurz,  dunkel  und  
 am  Rande  kraus  
 1)  Stephaiio  s  de  tirhihis  voce  yL^vog- 
 2)  Das  Recept  zu  diesem  Kuchen  giebt  Cato  cap.  121.  Er  bestand  aus  
 Speltraehl  Most  einigem  Gewürz  Fett  Käse  abgeschabter  Lorbeerrinde,  und  
 ward  auf  Lorbeerblättern  gebacken.  Daher  das  hübsche  Sprichwort  bei  
 Cicero  (ad  Atticum  V^  epist*  20):  Laureolam  in  mustaceo  qvaerere  ^  s i c h  ein  
 L o r b e e r k r ä n z c h e n  im  Mo s t kuche n  suchen.  
 3)  Flin  hist,  nat.  XV^  cap,  30  sect.  39.  
 B u c h  IV.  Kap.  3.  §.  59.  395  
 „Die  Myrice,  welche  Lenäus  Erice  nennt,  vergleicht  er  den  
 amerischen  Ruthen  In  Wein  gekocht,  gepulvert  und  mit  
 Honig  eingerieben,  heile  sie  Karzinome^)/'  
 „Dem  Mithridates  eignete  Krateuas  eine  Pflanze  zu,  Mithridatea  
 genannt  . . . .  Eine  andere,  zu  der  er  eigenhändig  Scordotis  
 oder  Scordion  geschrieben,  eignete  ihm  Lenäus  zu.  Sie  ist  eine  
 Elle  hoch,  mit  vierkantigem  Stengel^  ästig,  den  Eichen  ähnlich,  mit  
 wollis:en  Blättern.  Sie  wächst  im  Pontos  auf  fetten  feuchten  Feidem, 
   von  bitterem  Geschmack.  Es  giebt  auch  eine  andere  Art  
 davon  mit  breiteren  Blättern,  dem  Mentastrum  ähnlich.  Jede  leidet  
 vielerlei  Anwendung  für  sich,  und  zugleich  mit  andern  in  
 Gegengiften^)."  
 Daraus,  dass  in  allen  drei  Stellen  nicht  Mithridates,  sondern  
 L e n ä u s  redend  eingeführt  wird,  und  dass  derselbe  sogar  eine  
 Pflanze,  die  Mithridates  anders  benannt  hatte,  in  eine  Mithridatea  
 umtaufte,  —  denn  so  verstehe  ich  die  letzte  Stelle,  —  scheint  zu  
 folgen,  dass  Lenäus  nach  Art  damaliger  Uebersetzer  (z.  B,  des  
 Dionysios  Itykäos)  sich  nicht  eben  streng  an  sein  Original  band,  
 sondern  so  viel  von  dem  Seinigen  hinzuthat,  dass Plinius  das  Werk  
 als  das  des  Lenäus  betrachten  konnte.  Ob  die  Zusätze  jedoch  
 über  das  Grammatische  hinausgingen,  bleibt  zweifelhaft.  
 1)  Die  amerische  Weide  (von  Amerla,  dem  heutigen  Amelia  zwischen  
 Rom  und  Spoleto),  die  man  zum  Binden  benutzte,  nennt  Plinius  bald  
 (XVI,  cap,  37  sect.  69)  weisser  (candidior)  als  die  rothe  griechische,  bald  
 (XXIV^  cap.  9  sect.  37)  spricht  er  wieder  von  der  schwarzen  amerischen  
 Weide.  Columella  (IV^  cap.  30  sect.  4),  dem  wir  hier  mehr  trauen  dürfen,  
 giebt  ihr  dagegen  zarte  röthliche  Ruthen.  Das  kann  unsre  Salix  purpurea  
 sein,  die  sich  recht  gut  zum  Binden  eignet.  'N'dch D  alechaiJip  (Inst,  plantar.  
 Lugdun.  //,  pag.  268)  hat  sich  der  Name  Amarine  um  Lyon  für  eine  Weide,  
 die  ich  jedoch  nicht  zu  enträthseln  weiss,  erhalten,  
 Plin,  hist.  nat.  XXIV,  cap,  9  sect,  41.  
 3)  Ihid,  XXV^  cap.  5  sect.  26,  27,