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196 Buch II. K a p. 3. §. 25.
nauer Abdruck des griechischen Textes aus Bekkers Ausgabe des
Aristoteles, doch mit Vermehrung des kritischen Apparats und
mit Anmerkungen, worin der Text manche sehr erhebhche Verbesserungen
erfährt. Dann wird die Farbenlehre der Alten von den
mythischen Zeiten an bis auf Galenos und Olympiodoros, den
Commentator des Aristoteles, sorgfältig aus einander gesetzt. Bei
Aristoteles verweilt der Verfasser am längsten, und nachdem er
dessen Grundzüge der Farbenlehre aus den unbestreitbar ächten
Schriften entwickelt hat, vergleicht er damit das Buch von den
Farben. Es ergiebt sich aus der Vergleichung, dass dieses Buch
zwar zu den bessern Producten der aristotehschen Schule gehört,
doch auch in manchen Punkten von der reinen Lehre des Aristoteles
und eben so des Theophrastos abweicht, so Avie dass diese
Abweichungen nichts weniger als Fortschrittte sind.
Eine berichtigte lateinische Uebersetzung lieferte Schneider in
seiner Ausgabe der Werke des Theophrastos; eine deutsche (vielleicht
von Riemer?) hatte früher Göthe in seiner Farbenlehre
Band II, Seite 24 ff. geliefert, woraus sie in seine Werke, Ausgabe
letzter Hand Band LIII S. 30 fF. überging. Nach dieser
Uebersetzung, jedoch berichtigt nach Bekkers Text und Prantls
Bemerkungen dazu, lasse ich jetzt das fünfte Kapitel, welches von
den Farben der Pflanzen handelt, folgen.
Ich bemerke nur noch, dass die alte barbarisch-lateinische
Uebersetzung in der lateinischen Ausgabe der Werke des Aristoteles,
die zu Venedig 1496 erschienen ist, aus dem Einen Buch
zwei Bücher macht, das zweite mit dem fünften Kapitel beginnen
lässt, und ihm die Ueberschrift giebt: Von den Pf lanzen; so
wie dass Ti tze in seiner Schrift de Aristotelis operum serie et
distinctione. Lips. 1826. 8. das ganze Buch für ein Excerpt aus
den ächten Büchern des A r i s t o t e l e s von den P f l a n z e n hielt.
D e s Buchs von den Farben fünftes Kapitel.
Die Haare Federn Blumen Früchte und alle Pflanzen nehmen
durch Kochung jede Veränderung der Farben an, wie sich
aus vielen Beispielen ergiebt. Was für Anfänge der Farben aber
B u c h II. Kap. 3. §. 25. 197
die einzelnen Gewächse haben, was für Veränderungen mit ihnen
vorgehen, und warum sie solches erleiden, darüber kann man,
wenn auch einige Zweifel diese Betrachtung begleiten, folgendermassen
denken.
An allen Pflanzen ist der Anfang der Farbe grün, und Knospen
Blätter und Früchte sind anfangs von dieser Farbe. Dasselbe
sieht man auch am Regenwasser. Hat es eine Weile gestanden,
und trocknet sodann aus, so wird es von Farbe grün.
Auch mit der Theorie stimmt es überein, dass sich diese
Farbe bei allen Gewächsen zuerst einstellt. Denn altes Wasser,
auf welches die Sonnenstrahlen wirkten, ist anfänglich stets gelbgrün,
und wird hernach allmähg schwarz; vermischt man es aber
aufs neue mit dem Gelben, so wird es wieder grün. Denn das
Feuchte, wie schon gesagt, das in sich selbst veraltet und austrocknet,
wird schwarz, wie der Bewurf der Wasserbehälter und
alles, was sich beständig unter Wasser befindet, weil die erkältete
Feuchtigkeit in sich selbst austrocknet. Schöpft man es aber und
bringt es in die Sonne, so wird es grün, weil sich das Gelbe mit
dem Schwarzen verbindet. Fällt jedoch die Feuchtigkeit mehr
ins Schwarze, so giebt es ein sehr gesättigtes Lauchgrün.
Deswegen sind auch alle älteren Knospen weit schwärzer als
die neuen, diese aber gelblicher, weil sich die Feuchtigkeit in
ihnen noch nicht völlig geschwärzt hat. Wenn aber bei langsamerem
Wachsthum die Feuchtigkeit lange in ihnen verweilt, so
wird die erkältete Feuchtigkeit nach und nach sch^^arz tind die
Farbe lauchartig, indem sie durch ein ganz reines Schwarz temperirt
ist.
Diejenigen Pflanzen dagegen, in denen sich das Feuchte nicht
mit den Sonnenstrahlen mischt, bleiben weiss, wenn sie nicht etwa
schon veraltet und ausgetrocknet, und daher schwarz geworden
sind. Daher auch an den Pflanzen alles, was sich über der Erde
befindet, zuerst grün, was unter der Erde, wie Stengel und Wurzeln,
weiss ist. Auch die unter der Erde befindlichen Keime sind
weiss, so wie man sie jedoch von Erde entblösst, werden sie
sämmtlich grün,
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