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126 B u c h IL Kap. 1. §. 16.
Materie, gleichsam als Samen aller Geschmäcke beiwohnen, und
alles aus dem Wasser, doch aus verschiedenen Theilen desselben
werden, oder endlich, wenn das Wasser gar keine Unterschiede
hat, so könnte man etwa die Wärme oder die Sonne für die bewirkende
Ursache halten. Die Unrichtigkeit dessen, was Empedokles
sagt, ist sehr leicht einzusehen. Denn setzt man die
Fruchthüllen der Sonne oder dem Feuer aus, und verändert sich
dadurch ihr Geschmack: so sehen wir ja, dass d'as nicht geschieht,
weil sie aus dem Wasser etwas an sich ziehen, sondern dass die
Veränderung in ihnen selbst vor sich geht; und getrocknet sehen
wir sie mit der Zeit aus dem Süssen ins Herbe und Bittere u. s. w.,
und gekocht, ich möchte sagen in alle Arten des Geschmacks
übergehen. Eben so wenig kann das Wasser die Materie der vielen
Samen in sich enthalten ; denn aus derselben Sache sehen wir,
wie aus derselben Nahrung verschiedene Geschmäcke entstehen.
Es bleibt also nur übrig, dass das Wasser eine Veränderung erleide
Das Feuchte, wie alle (einfachen Körper), pflegt von
seinem Gegensatz afficirt zu werden; sein Gegensatz ist aber das
Trockene Wie sich nun, wenn man Farben oder Geschmäcke
in Wasser abspült, diese dem Wasser" mittheilen, so ertheilt die
Natur selbst, indem sie das Trockne und Erdige und durch ein
Trockenes und Erdiges durchseihet und vermöge der Wärme bewegt,
dem Feuchten eine gewisse Wirksamkeit. Und das ist der
Geschmack, der durch das genannte Trockne im Feuchten bewirkte
passive Uebergang des der Möglichkeit nach Schmeckbaren
in ein wirklich Schmeckbares.
a) Im Text steht ohne alle Varlanten sein statt in sich enthalten.
Dass aber das Wasser die Materie des Geschmacks nicht ist, ward bereits
gezeigt ; jetzt soll gezeigt werden, dass sie auch nicht in ihm enthalten sei,
vX^r^ TOiavrriv heivai. Es muss also statt elvai to vÖojq nothwendig Ivnvm
TU) vöaxi oder etwas der Art gelesen werden. Denn unmöglich konnte Aristoteles
dasselbe Wort Ui^ in derselben Gedankenreihe einmal in der Bedeutung
von Stoff, und das andre mal in der von Träger eines Stoffes (constituens)
gebrauchen.
b) Zu der hier ausgelassenen Stelle gehört der ganze unter Nr. 102 gegebene
Satz, der sich dem hier folgenden unmittelbar anschliesst.
B u c h IL Kap. 1. §. 16. 127
104. (Fällt hier aus, und wird später vorkommen, weil sich
ergeben hat, dass Aristoteles nicht der Verfasser des Buchs von
den F a r b e n ist, woraus Wimmer diese Nummer entlehnte.)
105. Unstreitig werden die Menschen am häufigsten kahlköpfig
unter den Thieren. Denn es ist dies Erleiden ein durchgängiges.
Auch unter den Pflanzen sind einige immergrün, andere
werfen ihr Laub ab, und unter den Vögeln mausern sich die
Winterschläfer. Dahin gehört auch das Kahlwerden bei den Menschen,
denen dies begegnet. Nach und nach fallen zwar die
Blätter bei allen Pflanzen, und die Federn und Haare bei denen,
die deren besitzen; wird aber dies Erleiden stark, so bekommt es
die erwähnten eigenen Namen, und wird Kahlwerden Laubfall
Mauser genannt. Ursache dieses Erleidens ist ein Mangel warmer
Feuchtigkeit, und vor andern Feuchtigkeiten vornehmlich des
Fettes; daher auch die Fettpflanzen meist immergrün sind. Der
Grund davon ist anderswo zu erörtern, denn es kommen noch
andre Nebengründe dieses Erleidens hinzu. Der Laubfall tritt
bei den Pflanzen im Winter ein, denn dieser Wechsel (der Jahrszeit)
beherrscht sie mehr als der der Lebensalter; und zu derselben
Zeit bei den Winterschläfern unter den Thieren, denn auch
diese sind von Natur weniger feucht und warm als der Mensch;
die Menschen aber haben ihren Winter und Sommer in ihren
eigenen Lebensaltern. . . . Warum aber die Winterschläfer gleich
wieder behaart oder befiedert und die Pflanzen gleich wieder belaubt
werden, den Kahlköpfen aber das Haar nicht wieder wächst,
davon ist die Ursache, dass jene mehr an die Jahrszeiten gebunden
sind, so dass mit deren Wechsel zu^lcicli der "VVuc
der Federn Haare Blatter wechselt; wogegen den Menschen der
Winter und Sommer, der Frühling und Herbst nach den Lebensa
l t e r n kommt, so dass: ohne die Lebensalter auch die von ihnen
a b h ä n g i g e n Erleidungen nicht wechseln, obschon (xca'yre^) es denselben
Grund hat
105) De generat. animal. F", cap. 3. pag. 783—8i. •
a) Ich'verstehe dies Obs chon nicht; es sollte, meine ich, im Gegentheil
heissen: weil eben beides denselben Grund hat. Doch das wurde
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