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Drittes Buch.
Verfall der Botanik unter den Grieclien bis zur Gründung
der römischen Weltlierrscliaft (Augustus).
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Erstes Kapitel.
P o l i t i s e i l - l i t e r a r l i i s t o r i s che Einleitung.
§. 26.
A l e x a n d r i e n und die Ptolemäer.
Heisst Geschichte der zusammenhängende Verlauf der
Begebenheiten, so hat in der jetzt vor uns liegenden Zeit bis ins
sechzehnte Jahrhundert hinab die Botanik gar keine Geschichte.
Nur einzelne Nachrichten knüpfen sich wie Trümmern, die
aus dem Sande hervorragen, an Namen, die ausserdem für uns
alle Bedeutung verloren. Von schriftlichen Denkmälern reiner
Botanik besitzen wir nach Theophrastos in g r i e c h i s c h e r Sprache
kein einziges mehr; denn das einzige ursprünglich griechische, was
vielleicht, vielleicht auch nicht einmal dahin zu rechnen wäre, die
kleine Schrift des Nikolaos Damaskenos kennen wir nur noch in
barbarisch lateinischer Uebersetzung. Auch die übrigen Künste
und Wissenschaften, ausgenommen diejenigen, die gleich Wüstenpilanzen
der Dürre des Lebens Trotz bieten, oder gar in dessen
Verwickelungen wurzeln, sanken mit der sinkenden Sonne Athens.
An Stelle dieses Brennpunktes geistiger Interessen erhob sich jetzt
A l e x a n d r i e n . Fast noch mehr und jedenfalls dauernder, als
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B u c h III. Kap. 1. 26. 203
durch Handel Reichthum und Macht, glänzte es durch seine gelehrten
Anstalten, das Werk der langen Regierung einiger Könige,
in denen sich og riechische Feinheit mit orientalischem Pr u n k , seitene
Regententugenden mit den schamlosesten Lastern vertrugen;
und so fest waren jene Anstalten gegründet, so tief hatten sie
sich eingeAvurzelt, dass die Stadt noch Jahrhunderte lang über
ihren politischen Verfall hinaus den Ruhm der Gelehrsamkeit behauptete.
Mit lebhaften Farben schildert Ammianus Marcellinus
wie noch zu seiner Zeit, dass heisst auf der Schwelle des fünften
Jahrhunderts, die Wissenschaften überhaupt, besonders aber Mathematik
und Medicin, nirgends freudiger als in Alexandrien blüheten.
Nur zu Anfang, und nur auf kurze Zeit, wetteiferte mit
Alexandrien das früher kaum bemerkbare und bald wieder in Vergessenheit
zurücksinkende P e r g amo n . Auf diese beiden Punkte,
vornehmlich auf erstem, haben wir daher jetzt unser Augenmerk
zu richten; und der einzige Faden, an den sich die zerstreuten
Nachrichten, die wir sammeln wollen, aufreihen lassen, ist die Reo;
entenfolo:e der Ptolemäer 2).
Gleich nach Alexandros des Grrossen Tode begannen bekanntlich
die Kämpfe seiner Heerführer und Satrapen, der sogenannten
D i a d o c h en (Naclifolger in Amt und Würden), um die zerstückelten
Glieder der unge leuren, einzig durch des Königs Riesengeist
zusammengehaltenen Monarcliie. Alle Kräfte drängten und wurden
gedrängt, alles Bestehende zerfiel in chaotische Verwirrung,
jedes Band der Gewohnheit, der Sittlichkeit löste sich, überall
herrschte Zerstörung Schwerdt Dolch und Gift; Ruhe und Sicheristand
nirgends mehr, ausgenommen in einer einzigen Pro-
Aegypten allein verdankte der Umsicht und Energie seines
vmz.
Satrapen P t o l emä o s eines Sohnes des L a g o s den Vorzug,
siebzehn Jahr lang, zwar nicht von Kriegen, doch von feindhchen
']) A7innian. AtarcelUn, XXJl] cap. 16. §. 17 sqq.
2) Schade, dass D r o j sens treffiiche Geschichte des Hellenismus, Hamburg
Band I (Alexander der Grosse) 1831, Band H (Diadochen) ]8i3, 8.
nicht über den vierten Ptolemäer hinausreicht, und also da im Stich lässt,
Avo wir eines so kundigen Führers am meisten bedürften.
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