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168 B u c h IL Kap. 2. §. 20.
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sich vielleicht ein durch Kleinheit unsichtbarer Same verberge.
Andere Pflanzen vermehren sich, wenn man sie zerschneidet. Ausnahmsweise
auch einige aus Thränen, das heisst ausschwitzendem
Saft. Man bezieht diese Stelle auf die Bulbilli axillares, was auf
die eine der als Beispiel genannten Pflanzen, auf die Lilie, wozu
auch Lilium bulbiferum und deren Verwandte gehören, sehr gut
passt; doch leider nicht auf die andere, das Tiipposelinon, welches
unzweifelhaft eine Doldenpflanze ist, die man für Smyrnium Olus
atrum hält.
Kap. 5. Die Generat i o spontanea, welche vorzüglich
bei kleineren Pflanzen vorkommen soll, wird als Möglichkeit auch
bei den Bäumen zugestanden; doch werden die meisten angeblichen
Fälle der Art auf Verbreitung der Samen durch Regengüsse, Ueberschwemmungen,
vielleicht auch durch die Luft, zurückgeführt. Bei
den unfruchtbaren Pflanzen kann man diese Entstehungsweise zugeben;
doch dergleichen giebt es unter den Bäumen kaum. Bei
der Weide und Ulme scheint es nur so, weil ihre Samen klein
sind; und so vermuthlich auch bei den Kräutern, deren Blumen
man säet.
Kap. 6. Vom Pfropfen und Oculiren. Dem Pfropfreis
oder Auge dient die untere Pflanze nur als Boden. Leicht lassen
sich ähnliche Pflanzen auf diese Art verbinden. Man müsse edle
Pflanzen auf Wildhnge bringen. Im entgegengesetzten Fall entstehe
zwar in dem auf eine edle Pflanze gepfropften Wildling auch
eine Veränderung, doch keine ausreichende.
Kap. 7. Die Fortpf lanzung durch Samen ist die gewöhnlichste,
der Same dem thierischen Ei zu vergleichen. Beide
enthalten in sich die erste Nahrung. Kap. 8. Doch enstehen aus
Samen schwächere Pflanzen als aus Ablegern und dergleichen,
weil aus ihnen erst alles gebildet werden muss, was bei jenen zum
Theil schon vorhanden ist. Kap. 9. Auch pflegen sich zahme
Pflanzen aus Samen gezogen zu verschlechtern, doch hängt das
von der Gegend ab; an gewissen Orten verbessern sich auch die
Samenpflanzen.
Kap. 10. Der Jahrstrieb' der Pflanzen ist gleichsam eine
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zweite Erzeugung, Schnell vor andern treiben einige Pflanzen
aus Kraft, andere aus Schwäche. Nach Kleidemos sind es die
warmen Pflanzen, die in der kalten, die kalten, die in der warmen
Jahrszeit treiben. Spät treiben und reifen die Immergrünen.
Kap. 11. Letztere Erscheinung hänge damit zusammen, dass einige
Pflanzen beständig treiben blühen und Früchte reifen. Kap.
12. Ausführlich wird untersucht, ob die Wurzeln im Winter, der
Stengel im Sommer treibe, wie Viele meinten, oder beide zugleich;
und Kap, 13, ob die im Sommer fruchtbringenden Bäume etwa
während des Winters befruchtet wären, wie die Thiere. Bei diesem
Anlass auch über den zweiten oder gar dritten Trieb mancher
Pflanzen im Sommer und Herbst, und über das fortdauernde Blühen
einiger durch Hülfe der Cultur, wie auch Kap. 14 über das
zweimalige Fruchttragen in demselben Jahr. Kap. 15. Warum
die wilden Bäume früher keimen und frühere und reichlichere,
doch nicht so gute Früchte tragen wie die zahmen.
Kap. 16. Gar und reif ist der Saft in den Fruchthüllen,
wenn er so geworden, dass er jinserer Natur zusagt. Aber von
der Rei f e der F ruchthül l e ist die der F rucht und des Samens
wohl zu unterscheiden. Jene bezieht sich auf unsern Nutzen,
diese auf die E rhal tung der Art, und beide stehen einander
gewissermassen entgegen; denn nicht leicht kann der Nahrungssaft
beiden Zwecken zugleich genügen, oder gar dreien. Denn bald
macht er, dass der Baum ins Laub treibt, und die Fruchtbildung
ganz zurückbleibt; bald erzeugt er reichliche und keimkräftige
Samen, bald endlich edlere Fruchthüllen für unsern Gebrauch.
Daher die Frage entsteht, ob nicht die zahmen Pflanzen minder
natürlich seien als die wilden? Hier und an andern Orten i) macht
Theophrastos gleichsam Versuche sich zu befreien von jener fals
c h e n Teleologie, die alles in der Natur auf den Menschen
und selbst auf die thörigsten Zwecke desselben bezieht; von jener
Teleologie, die Voltaire mit jener weisen Einrichtung der Nase
zum Zweck des Brillentragens und tausend ähnlichen Sarkasmen
1) Vorzüglich de caus. plant' IV^ cap. 4.
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