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Buch IIL Kap. 1. §. 29.
teil, mit den PIiarm akop o 1 e n , den Arznei v er käiif ern.
Dass sich letztere von den Rhizotomen, den Wurzelsammlern,
wenig unterschieden, bedurfte keines Beweises. Das aber hätte
bewiesen werden müssen, dass die vorzüglichsten Aerzte die
Pflanzenkunde vernachlässigt uud sich der Pharmakopolen bedient
hätten. Zur Bestätigung dieser Angaben bezieht sich Haller nur
auf folgende Worte, womit Plinius ') die Beschreibung des zu
seiner Zeit üblichen Verfahrens bei Bereitung verschiedener Kupferpräparate
beschliesst: „Und von dem allen Avissen die Aerzte
offen gesagt nichts, Avenige kennen nur die Namen. So wenig
bekümmern sie sich um die Bereitung der Arzneien, die sonst
der Medicin allein angehörte. Jetzt, so oft sie an ihre Notizbücher
gerathen, und etwas daraus zusammensetzen, das heisst
auf Gefahr der Unglücklichen versuchen Avollen, vertrauen sie ganz
dem betrüglich fälschenden Quacksalber u. s. w," — So vermischt
Haller römische Zustände aus äer Zeit des Plinius mit alexandrinischen
aus der Zeit^ des Erasistratos, die doch um volle drei
Jahrhunderte und räumlich um mehr als die Breite des Mittelmeers
aus einander liegen. Mit grösserem Schein des Rechts
hätte er sich auf die oben Seite 215 angeführten Worte des
Plinius berufen können; indess beziehen sie sich nur auf die Eine
Secte der Mediciner, die Herophileer, und berechtigen uns zu
veinem Urtheil über die gesammte Medicin.
Sprenge's Worte sind: „Da zugleich, Avie Celsus versichert,
die Medicin in der alexandrinischen Schule so bearbeitet wurde,
dass man die gelehr t e Arzneikunde von der Chirurgie und von
der Kenntniss und Zubereitung der Arzneimittel völlig trennte,
Aveil die gelehrten Müssiggänger zu hochmüthig oder zu träge
Avaren, um sich diesen in ihren Augen niedern Künsten zu ergeben
: so wachte die alte Rhizotomie Avieder auf, die mit der
Pharmakopolie verbunden von einzelnen Männern bearbeitet
wurde." — Also in der Hauptsache alles wie bei Haller, ohne die
1) Plin. hist. nat. XXXIV, cap. 11 sect. 25.
Sprengel, Gesch. der Bot. S. lUÜ,
Buch HI. Kap. 1. §. 29. 223
Einmischung des Plinius, dafür aber mit dem ganz unhistorischen
Zusatz, die Rhizotomie hätte eine Zeit lang geschlafen, und wäre
erst in Alexandrien wieder erwacht.
In gleichem Sinne der Plauptsache nach spricht sich Sprengel
in seiner Geschichte der Medicin aus, und hier ist es, wo endlich
R o s e n b a u m in einer Anmerkung zu der von ihm besorgten
vierten Auflage jenes Buchs Gelegenheit nahm, das Missverständniss
des Celsus mit kurzen Worten aufzuklären, ohne des
eigentlichen Anlasses, der Auslassung des Wortes victu zu gedenken.
Mir schien, je weniger sich von den alexandrinischen
Botanikern rühmen lässt, desto nöthiger einen ganz nngegründeten
Vorwurf von ihnen abzuAvehren.
§• 30.
Zur Charakteristik der naturwissenschaftlichen
L i t e r a t u r des Zeitalters.
Haller zählt in seiner Bibliothek der Botanik von Theophrastos
bis auf das Zeitalter des Augustus gegen hundert und vierzig
griechische Schriftsteller, grösstentheils Aerzte, die über Pflanzen
sollen geschrieben haben. Wir werden noch einige, die er übergangen
hinzufügen müssen. Dagegen übergehen wir die grosse
Menge derjenigen, die nur von zusammengesetzten Arzneimitteln
handelten, so wie die praktischen Aerzte Geschichtschreiber und
Andere, die nur gelegentlich einiger Pflanzen erwähnten, ohne
sich weiter, so viel uns bekannt ist, über sie auszulassen. Einige
l) Spre7igel, Gesch. der Med. 1,1846 S. 5il Anmerh. *) Hier sagt K o s e nb
a um nur: Sprengel ist hier durchaus im Irrthum, wenn er die qaQfxaxsvriy.}]
pars für Khizotomie oder gar Apothekerkunst erklärt. Denn es ist,
wie Celsus Hb. V, praef. selbst sagt: ea medicinae pars, que magis medicamentis
pwynai. Ebenso Galen X V, pag. 425: r.al r^in^ ye Iz avioTg ¡LiOL^a rr/? iaiQix^g
iaiiv^ 77 qja(j;_iäy.(ay y.al am^ drilovoxL yisQuiro/j^eyr]. — Im
Begriff drucken zu lassen, bemerke ich, was mir bisher entgangen war, dass
schon F r i e d l ä n d e r in seinen eleganten Vorlesmigen über die Geschichte der
Heilkunde. Leipzig 1839. S. 133 f . das Sachverhältniss eben so richtig wie
ßosenbaum aufgefasst hatte.
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