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26 B u ch I. Ka p. 1. §. 4.
gab in Athen ein eigenes Collegium der Ausleger oder Exegeten
zu solchem Zweck (rehgionum interpretes nennt sie Ciceroi), und
was uns Athenäos aus diesem Werke mittheilt, bezieht sich auf
dergleichen Grebräuche. Pausanias liess sich überall in Griechenland,
w^ohin er kam, die Bedeutung der öffentlichen Denkmäler
und dergleichen von den Exegeten erklären; jener Titel könnte
also auch ein Werk über (attische) Merkwürdigkeiten überhaupt
bezeichnen. 4) IlQcoxoyavia'^), wörtlich die Er s tgebur t , hier,
wie Dalechamp meint, das A l t e r t h um; das wäre ziemlich dasselbe,
was wir im Exegeten vermutheten, und das, was Athenäos
aus diesem Werk anführt, bezieht sich wieder auf einen Gebrauch
bei feierlichen Opfern. Indess könnte Protogenie auch wohl
dasselbe bedeuten, was man gewöhnlich Kosmogenie nennt, Uranfang
der Dinge, der Welt überhaupt. Philippson meinte, schon
diese Büchertitel verriethen den spätem Grammatiker; in der That
aber zeigen sie vielmehr den Historiker, den Theologen in griechischem
Sinn des Worts, und den Philosophen. Aber die Worterklärungen
bei Suidas? Sind gänzlich missverstanden. Zur Erläuterung
der beiden ersten Worte citirt Suidas einen historischen
Ausspruch des Kleidemos, worin eins der fraglichen Worte vorkommt.
In den beiden andern Stellen finden wir freilich Worterklärungen
des Kleidemos selbst, allein die eine betrifft einen Kunstausdruck
attischer Verfassung, die andre einen Beinamen des Bacchos,
entlehnt von einem besondern religiösen Gebrauch der Athener.
Dergleichen konnte in der Atthis, im Exegeten nicht fehlen.
Was nun das Zeitalter dieses Kleidemos betrifft, so
verräth schon die treuherzige Umständlichkeit, mit der er bei Plutarchos
älteste attische Geschichte erzählt, als hätte er dabei gestanden,
wie sich die Dinge ereigneten, des Geschichtschreibers
Alter. So erzählte Herodotos kaum, so konnte nach Thukidides
kein Historiker mehr schreiben; darum benutzte ihn Plutarchos
Ì) Cicero de legih. / / , cap. 27.
2) Athen. I. c. XIV. cap. 22. pag. 660 A.
3) Plutarch, opera, Lutei. Paris. 162-1 fol. torn. I, pag. 8 C, 12 F, 117 A,
330 E.
Buch T. Kap. 1. §. 4. 27
auch nur für die älteste Geschichte neben Hellanikos, und pflegt
zu bemerken, wenn er ihn anführt: „so berichtet Kleidemos ausf
ü h r l i c h und Aveit ausholend, " — „Kleidemos, um alles
a u f s genaues t e zu beschreiben, " u. dgl. m. Pausanias ^
nennt ihn sogar geradezu den ä l tes ten derer, welche über die
heimathlichen Dinge Athens geschrieben. Unsere Ausgaben lesen
bei ihm zwar K l e i todemo s statt Kleidemos, doch sind die Kritiker
über die Identität der Person einigt). Alt war er also gewiss,
es fragt sich, wie alt ? In des Photios Wörterbuch lesen wir
unter dem Artikel vavxgaQia: „Kleidemos im dritten Buch sagt,
dass, nachdem Kleisthenes aus den vier Phylen zehn gemacht,
man in fünfzig Abtheilungen zurBerathung gekommen sei. Diese
a b e r nannte man Naukrarien, wie man sie jetzt, in
h u n d e r t Abthei lungen gespalten, Symmorien nennt."
Daraus folgerte Clinton 3), Kleidemos habe nach dem Jahr 378
V. C. geschrieben, weil die neue Eintheilung in Symmorien erst
in diesem Jahr erfolgte. Dann könnte er zwar noch immer lange
vor Aristoteles gelebt haben, allein Pausanias hätte Unrecht; denn,
wie schon Krüger, Clinton's Uebersetzer aus dem Englischen ins
Lateinische, bemerkte, hatte bereits Hellanikos, der von 496 bis
411 V. C. lebte, eine Atthis geschrieben. Krüger sucht diese Schwierigkeit
dadurch zu heben, dass er voraussetzt, Pausanias nenne
den Kleidemos nur als den ältesten e inheimischen Schriftsteller
über Athen; das steht aber nicht in den Worten. Auch
die Atthis des Androtion scheint nicht viel jünger als 393 v. C.
zu sein, wie Krüger gleichfalls bei diesem Jahre des Clintonschen
Werks bemerkt. Ich glaube aber, dass sich die Schwierigkeit
1) Paus an. X , cap. 15. sect. 3. vol. III, pag. 196. edit. Facii.
2) Der Name variirt überhaupt in Handschriften und Ausgaben mancher
Schriftsteller ausserordentlich, als Kleidemo?, Kleodemos, Kledamos, Kleidimos
u. s. w. Auch Demon bei Athenäos und Plutarchos (nach einer andern
Lesart Demos) scheint derselbe zu sein.
3) Clinton fasti Hellemci pag, 373. Ich benutze die lateinische Ausgabe
mit Zusätzen von K rüge r , Lipsiae, 1830, 4., mit der Pagina des Originals
am Rande, und citire nach dieser.
fé