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Buch IL Kap. 1. §. 26.
leben, und ausgerüstet mit allen dazu erreichbaren Hiilfsmitteln.
Der Spottdichter Timon der Phliasier betrachtete freilich diese
Anstalt auch nur als eine Art von Menagerie, indem er sangi):
„Nährt Aegypten, das reiche an allerlei Zunft, doch der Männer
Viel Buchkratzende, viele in Zank um was sie nicht wissen,
In des Museums Korb. —"
Doch nennt ihn Parthey wohl nicht mit Unrecht den Piron des
Museums, den nur der Verdruss darüber, selbst keinen Platz an
der Tafel des Ptolemäos gefunden zu haben, zu seinen Spottliedern
stachelte.
Die Regierung des dri t ten Ptolemäers, von 247 bis 222
V. Chr. begann mit einem glorreichen Feldzuge gegen Syrien, von
wo der König zahlreiche den Aegyptern einst geraubte Denkmäler
und Kostbarkeiten zurück eroberte, und dafür von seinem
Volk den Beinamen des Wohlthäters, Eu erg et es, erhielt. Was
von seinen Eeldzügen und Siegen in Afrika und Arabien längs
der Küste des rothen Meers erzählt zu werden pflegte, beruhete
auf dem einzigen Zeugniss einer pomphaften Inschrift, die in
neuerer Zeit wiedergefunden und grossentheils gar nicht auf
Euergetes bezüglich erkannt wurde. Doch wie dem auch sei, das
Reich stand unter Euergetes in höchster Blüthe und mit ihm zugleich
das Museum 2). Aber der griechische Geist, den die beiden
ersten Ptolemäer nach Alexandrien zu verpflanzen und aufs soro--
iältigste zu pflegen gesucht hatten, fing schon an dem finstern
1) Den in der Uebersetzung leichter zu vermeidenden als wieder zu gebenden
Hiatus in der Mitte beider Verse ahmte ich dem Original (Afhen
deipnos. L p. 22 E.) deshalb nach, weil er vielleicht schlechte Verse der Verspotteten
selbst parodiren sollte.
2) Einem nicht weiter bekannten Philosophen Panarotos, der vermuthhch
zum Museum gehörte, gab Ptolemäos Euergetes einen J a h r g ehalt
von zwölf Talenten (Atken. deipnos. X I I , cap. 13. pag. 552 (7.), das ist, wenn
wir hier ägyptische Talente voraussetzen dürfen, gegen a cht z ehn tausend
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starren Geiste Aegyptens zu weichen, und mit dem Tode des
Euergetes begann der Verfall.
Alle nun folgende Ptolemäer schienen nur die Laster, nicht
die Vorzüge ihrer Vorfahren geerbt zu haben. Schon unter dem
v i e r t e n , Ptolemäos Philopator, der fast noch Kind von
222 bis 204 v. Chr. regierte, oder sich vielmehr abwechselnd durch
einen Minister und eine Bulerin regieren Hess, sank die Macht
des Reichs. Der König Hess sich von Schandthat zu Schandthat
fortreissen, erbauete aber dafür dem tlomeros einen eigenen Tempel.
Den Beinamen Philopator, der Vaterliebende, soll er erlalten
oder angenommen haben, Aveil der Verdacht des Vatermordes
auf ihm ruhete.
Mit dem fünften, Ptolemäos Epiphanes (204 - 181 v.
Chr.), begannen schon die Einmischungen Roms in die ägyptischen
Angelegenheiten. Unter seinen beiden Söhnen erfolgte sogar durch
römische Vermittelung eine Theilung des Königreichs; der ältere
Bruder Ptolemäos (VI.) Phi lometor erhielt Aegypten nebst
der Insel Kypros, und regierte von 181 bis 146 v. Chr.; der jüngere
P tol emäos (VIL)Physkon erhieltKyrene, bestieg indess
nach seines Bruders Tode auch den ägyptischen Thron, und regierte
bis 117 V. Chr. Mit einem andern Beinamen Hess er sich
den Wohlthäter, Euergete s II. nennen, sein Volk aber nannte
ihn Kake rge t e s , den Uebelthäter. Seine Grausamkeit gegen
die Anhänger seines verstorbenen Bruders brachte es dahin, dass
Alexandrien verödete. Um nicht mit den Seinigen zwischen leeren
Gebäuden zu hausen, suchte er fremde Einwanderer herbei zu
locken. Und jetzt zeigten sich in vollem Maasse die Nachtheile
der engen Verbindung des Museums mit dem königlichen Hofe:
die Gelehrten, die der Bruder herbei gezogen oder sonst begünstigt
hatte, wurden fast aüe vertrieben, und zerstreuten sich über
verschiedene Städte Asiens und Europas, wo sie, in äusserster Dürftigkeit
lebend, die in Aegypten erworbenen Kenntnisse ausbreiteten.
In spätem Jahren suchte zwar Physkon den Wissenschaften
in Alexandrien wieder aufzuhelfen, befasste sich selbst mit der
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