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236 Buch III. Kap. 2. §. 21.
chert hätte, und zwar ohne Aberglauben und Aufschneiderei {av&v
yot]T€lag ze xal alatoveiag), welche Andreas später einführte."
Und gleich darauf, nachdem er andere Schriftsteller über Arzneimittellehre
empfohlen: „Aber des Andreas und ähnlicher Aufschneider
ist rathsam sich zu enthalten." Wie reimt sich das?
Hatte Galenos einen andern Andreas als Dioskorides' im
Sinn? Das nimmt Sprengel i) als völlig gewiss an, und bezieht
die angeführten Stellen auf Andreas den Sohn des Chrys
a r e u s , der ein einziges mal in den hippokratischen Glossen des
Galenos als Schriftsteller über die Nomenclatur der Arzneimittel
genannt wird. Kosenbaum dagegen, der den Andr e a s Karys
t i o s , und eben so den Andreas Bibliägisthos von dem
gleichnamigen Herophileer unterscheiden möchte, und überhaupt
zu dergleichen Trennungen nur zu geneigt ist, bemüht sich in
diesem Fall umgekehrt, die Identität des Chrysariden mit dem
Herophileer wahrscheinlich zu machen 2), Keinem der beiden
kann ich vollständig beitreten. Mit Sprengel halte ich den Sohn
des Chrys areus für einen weit jüngeren unbedeutenden
Schriftsteller. Ganz unstatthaft war es aber, alles, was von irgend
einem nicht näher bezeichneten Andreas gesagt wird, ohne bestimmte
Gründe, also willkürlich zum Theil dem Herophileer, zum
Theil dem Chrysariden zuzuschreiben; und darin verdiente Sprengel
gewiss Rosenbaums Rüge. ,,Dass dieser Andreas (der
Chrysaride), sagt Rosenbaum, jünger sein sollte als der Karystier
oder Herophileer, lässt sich aus der Glosse selbst nicht
nachweisen." Ich will versuchen, es aus ihr wenigstens wahrscheinlich
zu machen, und rücke zu dem Zweck die Glosse
selbst hier ein
„ I n d i k o n . Die, welche über die Nomenclatur der Arznei-
1) Sprengel Gesch. d. Med. {4. Aufl.) S. 594 f . und II: (3. Aug.) S. 194.
2) Rosenbaums Anmerk. 28 zu Sprengel a. a. 0. S. 550. Vorsichtiger
äussert sich derselbe auf der folgenden Seite gegen das Ende der Anmerk. 30.
3) Galeni opp. ed. Kühn X I X , pag. 105. Wegen der Orthographie des
Namens Menestheus vergleiche man die Ausgabe von F r a n z i u s bei seinem
E r o t i a n o s .
Buch III. Kap. 2. §. 31, 237
mittel geschrieben haben, als Menes theus (nach einer andern
Lesart Menetheus) und Andreas der Sohn des Chrys
a r e u s (ich lese xQvaaQEcog) und Xenokr a t e s und Dioskur
i d e s der Alexandr iner , nennen das Indikon Zingiberi, dadurch
getäuscht, dass es Einige für die Wurzel des Pfeffers
halten. Aber Dioskur ides der Anazarbeer hat das Zingiberi
und den Pfeffer deutlich unterschieden und erläutert. Der
j ü n g e r e Dioskurides nun, der Glossograph, sagt, es sei
eine Pflanze aus Indien, ähnlich der des Pfeffers , deren Frucht,
weil sie der Myrte gleiche, Myrtidanön genannt werde."
Noscitur ex socio, qui non cognoscitur exse, sagt das Sprichwort.
1. Mene]stheus oder Menetheus kommt überhaupt nur
noch einmal vor, und zwar in derselben Schrift des Galenos im
Artikel Bukeras. Hier wird Menetheus „in den Nomenclat
u r e n der Arzneimi t tel ^ citirt. Je älter ein Schriftsteller,
desto öfter pflegt er citirt zu werden; ein nur von Galenos citirter
Schriftsteller ist, wenn andere Gründe nicht überwiegen, mit grosser
Wahrscheinlichkeit für nicht viel älter zu halten als er selbst.
2. Den Xenokrates werden wir später kennen lernen; von ihm
sagt Plinius im Jahre 78 n. Chr., er habe ganz kürzlich (nuperrime)
geschrieben2), 3. Ueber den Al exandr ine r Dioskurides
kann man verschiedener Meinung sein: Man kann ihn für
den D ioskor ide s Phakas halten, der nach Suidas zur Zeit
Kleopatra's in Alexandrien lebte; und dieser Meinung ist Rosenbaum.
Man kann ihn aber auch für identisch halten mit dem in
derselben Glosse vorkommenden Jüngern Dioskurides; und
diese Meinung werde ich, wenn ich zu dem Jüngern Dioskurides
komme, der am Ende des ersten oder zu Anfang des zweiten
Jahrhunderts unserer Zeitrechnung lebte, als die wahrscheinlichere
nachweisen. Galenos stellt also seinen Chrysariden Andreas
zwischen lauter entschieden oder doch wahrscheinlich sehr Junge
1) Galeni opp, ed. Kühn XIX^ pag,
2) Auf Rosenbaums merkwürdigen Missgriff bei der Zeitbestimmung dieses
Schriftstellers werde ich bei ihm selbst zurückkommen.
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