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Bucli III. Kap. 3. §. 35.
aliqua prodiclit, ~ ein unübersetzbarer Ausdruck, der
den BegriiF der Sorgfalt oder Gründlichkeit mit dem des Vorwitzes
im Urtheil und Handeln so genau zusammenschliesst, als
wäre beides unzertrennlich. Dass es im Grunde nur höflicherer
Ausdruck für abe rgl äubi s ch sein sollte, geht aus allem hervor,
was Plinius sonst über Orpheus berichtet. Dieses orphische Buch,
sei es über die Pflanzen, oder mochte es nur unterandern auch
emiges die Pflanzen betrefFende enthalten, war aber nicht etwa
enie Sage, die Plinius nacherzählt: er hatte es selbst gelesen und
nahm es auf in das Verzeichniss derjenigen Schriften, die er für
das acht und zwanzigste Buch seiner Naturgeschichte benutzt hatte.
Den AAamderlichen Titel hatten uns die Abschreiber verdorben,
liemesiusi), dem man nicht glaubte, und neuerlich mit schlagenden
Gründen Lobeck2) stellten ihn wieder her: er hiess Idiocpvrj,
was ich durch Sonde rna tur e n ausdrücken möchte, Dinge von
ganz besonderer, sonderbarer Natur.
Und wie alt Avar das Buch? So alt gewiss nicht, wie jener
Orpheus der Sage, der lange vor Homeros, vor dem trojanischen
Kriege die Argonauten auf ihrer Wunderfahrt begleitete, von dem
aber Aristoteles curiosius -urtheilte, er hätte wohl nie gelebt.
Zwar zogen schon zu Platons Zeit sogenannte Telestent eine
Art Missionsprediger, mit angeblich musäischen und orphischen
Büchern umher, um in geheimer Weihe schwere Verbrechen zu
sühnen 4), versteht sich für schweres Geld; vielleicht waren es dieselben
Bücher, die man später theils dem Onomakr i tos , theils
dem Zopyros und Prodikos, theils den Pythagoreern Kerk
o p s und Brontinos zuschrieb 5), vielleicht auch nicht, sondern
blos ihre Embryonen in dem Sinn, wie man etwa das Volksbuch
von Faust der spätem Dichtung dieses Namens gegenüber
1) Reinesii variar, lection. Uh. 11, cap. 1 pag. 126.
2) Lob eck Aglaopliamus /, pag. 748.
3) Nach Cicero de natura dear. / , cap. 35.
4) Vergi. Lob eck I c. pag. 642 sqq.
5) Clement. Alexandr. stromat. 1, cap. 21 §. 1.31 pag. 144 edit. Sylburg.
B u c h III. Kap. 3. §. 35.
stellen mag: genug die Sondematuren waren zuverlässig noch nicht
darunter. Theophrastos der ausführlich auch von den Zauberpflanzen
des Homeros, Musäos, Hesiodos spricht, der das mit
orphischen Geheimnissen eng verflochtene Thrakien reich nennt
an merkwürdigen besonders kräftigen Arzneipflanzen, und wenigstens
bei einer derselben ziemlich lange verweilt, — des Orp
h e u s gedenkt er n i cht ein einziges mal. Eben so wenig
'cennt Aristoteles die orphischen Sondernaturen, obgleich dieselben,
wie sich bald zeigen wird, vornehmlich Thierwunder enthalten zu
haben scheinen. Ein irgend bedeutendes Buch naturwissenschaftlichen
Inhalts aber, das weder Aristoteles noch Theophrastos, der
Erbe seiner Bibliothek, kennen, war zu ihrer Zeit in Athen, in
ganz Griechenland sicher noch nicht bekannt; es muss jünger
sein als sie.
Das, wovon wir sprechen, muss aber auch älter sein als der
Epigrammatist Ar che l aos , wie ich sogleich zeigen werde; und
dessen Zeitalter lässt sich so ziemlich ermitteln.
Dass auch dieser S on d er n a t u r en {Idiorpvif) geschrieben,
bezeugen Athenäos 2), der ihn einen Chersonesiten nennt,
und der Scholiast des Nikandros Nach Diogenes Laertios
waren sie in Versen verfasst (0 rà ic^iofpvrj Tf:o/i]ßag)j und zwar in
Epigrammen; auf eins derselben bezieht sich Varrò und Antigonos
Karystios erhielt uns noch einige davon. Er nennt den
Verfasser etwas wegwerfend einen gewissen Archelaos, einen
A e g y p t i e r , einen derer, welche dem Ptolemäos Sonderbark
e i t e n (ym^iaòo^a) in Epigrammen erzählten; und ein andermal
citirt er ein Epigramm von ihm aus seinem Werke von den
W u n d e r d i n g e n {tvsqI Savf,iaoLCov). Harduin) unterscheidet
1) Theophrast. hist, plaut. ZX, cap, 15 und 19.
2) Athen. IX, cap, 18 pag. i09 C.
3) SchoL ad Nic andr. theriac. vers, 823.
4) Diog, Laert. cap. 4 sect. 17.
5) Varrò de re rustic. IIl^ cap, 16 sect. 4.
fi) An tig on. Caryst, histor. viirahil. cap. 23 und 96,
7) Har duini index auctorum etc. ad Plin, hist. nat. lib. J, pag, 54.
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