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240 Buch nr. Kap. 2. §. 31.
Sein Hauptwerk über Arzneimi t tel lehre, welches Dioskorides
Galenos und Andere vor Augen hatten, war aber vermuthlich
dasjenige, Avelches der Scholiast des Nikandros ^ unter
dem Titel Narthex citirt. Dieser Name bezeichnet zunächst die
Ferula, eine dem Bacchos geheiligte Doldenpflanze, dann auch
was daraus gemacht Avurde, z. B. Thyrsosstäbe, vorzüglich Salbenbüclisen
und überhaupt Büchsen in Form des hohlen "Stengels der
^Ferula. Andreas war nicht der Einzige, der seine Arzneimittellehre
mit diesem Namen belegte. Was uns der Scholiast daraus
mittheilt, ist folgendes: „Skolopendreios ist eine Pflanze; ihr Blatt
gleicht der Skolopendra, dem Thier, ist zusammenziehend, und
hilft denen, die von giftigen Thieren gebissen sind." Also eine
signatura rei, wie es Johann Baptista P o r t a 2) nennt, ein Wahrzeichen
der innern Heilkraft in der äussern Gestalt; — wieder
eine Bestätigung des (xalenos, Aviewohl so ganz im Geiste des
Zeitalters, dass Galenos deshalb den ersten Stein zu erheben kaum
berechtigt war.
Nach Haller und Fabricius soll er auch über die Pflanzen
geschrieben haben. Beide berufen sich auf das Zeugniss des
Kirchenvaters Epiphanios (gestorben 403 J. nach Christus) 3). Da
von dieser Stelle öfter die Eede sein wird, setze ich sie ganz hierher.
„Nikandros, der Geschichtschreiber der giftigen und kriechenden
Thiere, machte uns mit ihren Naturen bekannt, Andere
mit dem Reiche der Wurzeln und Kräuter, wie Dioskurides, der
sie alle beherrscht, Pamphilos und der König Mithridates, Kailisthenes
und Philon, Jolaos der Bithynier und Heraklides der
Taren tiner, Krateuas der Rhizotom, Andreas und Bassos der Julier,
Nikeratos und Petronios, Niger und Diodotos und verschiedene
Andere/' Namen verschiedenster Zeiten verschiedenster Färbung
und Würdigkeit rednerisch zusammengehäuft bedeuten über-
1) Schol. ad Ni candr. theriac, vers, 684,
2) Portae^ Jo. Bapt.^ phytognomo7iica, NeapoL 1589 foL und öfter.
3) Epiphan. Cyprii le haeresib. p. m. S ediu Coloniensis^ nach Kühn
opusmd, academ. II, pag. 156^ wo die Stelle abgedruckt ist. Ich übersetze nach
den hier vorgeschlagenen und gerechtfertigten Verbesserungen des Textes.
Buch III. Kap. 2. §. 31. 241
haupt nicht viel, am wenigsten, wenn der Redner nichts von der
Sache versteht; Epiphanios aber ahnet nicht einmal, dass es ausser
der Arzneimittellehre noch eine andere Naturgeschichte der
Pflanzen giebt, Dioskorides ist ihm das Vorbild aller Botaniker,
und wer je von einigen Pflanzen gesprochen, gehört zu seinen
Nachfolgern in der Wissenschaft. Auf dieses Zeugniss ist also
nichts zu bauen.
Auch in der Versammlung griechischer Aerzte im wiener Codex
des Dioskorides, wovon bei Mantias^) die Eede war, finden
wir das Bild des Andreas^ und Lambecius versichert, in der
Bibliothek des Michael Kantakuzenos zu Konstantinopel hätte sich
eine Plandschrift befunden unter der Aufschrift: ^laxqo'^^nipiov (sie!)
^AvÖQdov Tov QavitaGTov 7Ci,Qi vXrjq l(xxQix7]q y^axa aAcpccßrjrov axoiyßla^
d. h. Aerzt l ich e W e ishei t Andreas des Bewund
e r n s w ü r d i g e n über den Arzneischatz nach dem Alp
h a b e t . Die Handschrift ist verschollen, wird aber im glücklichsten
Fall schwerlich mehr enthalten haben als Auszüge aus
dem Narthex. Denn nach dem Alphabet ordnete auch Galenos
seine Heilmittel und berief sich deshalb nur auf den Vorgang des
Pamphilos, den er noch tiefer herabsetzte als den Andreas, und
zwar in derselben Vorrede, in der er diesen so schlimm empfahl.
Dieser muss also wohl einer andern Ordnung gefolgt sein.
A p o l l o n i o s mit Beinamen Mys (die Maus), der dritte
Schriftsteller über Arzneimittellehre, dessen Celsus gedenkt, ist
weniger bekannt, und es gab so viele Schriftsteller, auch Aerzte,
Namens Apollonios (den Apollonios Memphites lernten wir bereits
kennen), dass ich bei ihm ßosenbaums Vorsicht, nichts auf
ihn zu beziehen, was nicht den Beinamen Mys an der Stirn trägt,
vollkommen anerkenne „Aus Erythrä (in lonien) sagt Stra-
1) Vergi oben S. 232.
2) Lambec, comment, de hiblioth, Vindob. lib, II\ pag. 551.
3) Ganz anderer Meinung ist U l c o Cats Buss ema k e r in seiner Dissertatio
philologico-medica inauguralis^ exiiihens librum XLIVcoUectaneorum medicina-'
Hum Oribasii, etc. Groniiigae 1835. 8. In seinem Commentar zu jenem Buch
des Aribasios pag. 91. sqq. unterscheidet er zwar vierzehn verschiedene
M e y e r , Gesch. d. Botanik. I. Iß
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