äA
'i
f
il
»L í
i'
Bucli IV. Kap. 3. §. 58.
als eine Weissagung gesagt sein: sobald als uns dies Volk seine
Literatur giebt, wird es alles verfälschen, zumal wenn es seine
Aerzte schickt. Sie haben sich verschworen, sämmtliche Barbaren
mit Medicm zu tödten; und das thun sie sogar gegen Lohn, um
Vertrauen einzuflössen und desto sicherer zu vernichten. Auch
uns nennen sie Barbaren, und besudeln uns vor andern mit dem
Namen der Dummköpfe. Ich untersage dir die Aerzte " - Plinms,
der uns diese Stelle aufbewahrte, setzt hinzu: „Nicht die
Sache verdammten die Alten, sondern die Kunst; vor allem aber
Avollten sie niclit, dass man einen ungeheuren Preis für das Leben
zum Gewerbe mache. Darum, sagt man, hätten sie den Tempel
des Aeskulapius, wiewohl auch dieser Gott Aufnahme fand, ausserhalb
der Stadt, und zwar auf einer Insel erbauet; und nachdem
sie die Griechen aus Italien vertrieben, hätten sie die Aerzte erst
lange nach Cato wieder aufgenommen. Ich sage noch mehr von
ihrer Vorsicht: nur diese Eine Kunst der Griechen verschmähet
des Eomers Würde. Trotz ihrer Einträglichkeit befassten sich
mit ihr sehr wenige Quirlten, und die es thaten, gingen alsbald
zu den Griechen über. Ja wer anders als griechisch über sie
schreibt, wird weder von Nichtkennern noch Kennern der Sprache
geachtet; und man trauet ihm um so weniger, wenn man das, was
zur Heilung führen soll, versteht." - Mögen die Farben in beiden
Stellen noch so stark aufgetragen sein, ganz widersprechen konnten
sie wenigstens der öffentlichen Meinung nicht.
_ Volles Vertrauen verdient aber jedenfalls, was Plinius in Form
eines Vorwurfs gegen seine Landsleute über ihre Vernachläss
i g u n g der Hei lmi t tel lehre sagt. Denn diese hielt er selbst
hoch m Ehren, und trennte sie ganz von der ihm verhassten wissenschafthchen
Therapie der Griechen. „Um die K u n d e der
H e i l p f l a n z e n , sagt er'), machten sich die Unsrigen, sonst alles
Nützliche und Würdige sich anzueignen begierig, weniger als
billig verdient. Der erste und lange der einzige, der sie kurz beru
und selbst die Thierheilkunde nicht überging, war Ma r -
1) PI in. Irnt. nai. XXV, cap. 2 sect. 2, 3.
Buch IV. Kap. 3. §. 59. 393
GUS Cato, jener Lehrer aller guten Künste. Nach ihm befasste
sich damit ein einziger der Vornehmen, der durch seine Gelehrsamkeit
berühmte Cajus Valgius, in einem unvollendet gebliebenen
Werk an den göttlichen Augustus, eine ehrfurchtsvolle
Vorrede damit eröffnend, dass vor allem jenes Fürsten Majestät
von sämmthchen menschlichen Uebeln zu heilen sei. Vor ihm
hatte darüber unter uns, so viel ich ermittelte, der einzige Pomp
e j u s Lenäus, Pompejus des Grossen Freigelassener geschrieben,
um die Zeit, als diese Wissenschaft, wie ich finde, zuerst zu
uns gelangte."
Auf drei Schriftsteller, auf Cato, Lenäus und Valgius,
unter denen noch dazu der zweite nicht einmal Kömer von Geburt
war, beschränkt also Plinius die ganze römische Literatur der
Heilmittellehre, ja der Medicin überhaupt, indem nach ihm die
wenigen Römer, die sich mit der Medicin ausser der Heilmittellehre
befassten, griechisch schrieben. Bei Cat o hat er offenbar
nur das im Auge, was beiläufig von Heilmitteln in seinem Werk
über die Landwirthschaft vorkommt, und wir schon kennen lernten.
Das Original, welches Lenäus ins Lateinische übersetzte, die
geheimen Memoiren des Königs Mit h r i d â t e s , wurden auch
schon früher besprochen. Es bleibt mir somit nur noch wenig
über ihn und einiges über Valgius zu sagen übrig. Dazu werden
aber im folgenden Zeitalter noch mehrere kommen, die Plinius
ausliess, in diesem wenigstens Einer, den wir nicht übergehen
dürfen, der Dichter A e m i 1 i u s M a c e r.
§. 59.
L e n ä u s Pompejus.
Einige biographische Notizen über ihn hinterliess uns Suetonius
in seinem Büchlein von berühmten Grammatikern (cap. 16),
woraus von sojbst folgt, dass er nicht Arzt, sondern Grammat
i k e r war, wie ihn auch Plinius wenige Zeilen nach der zuletzt
angeführten Stelle ausdrücklich nennt. Ob uns sein Name berechryin
Ii
iL
4\
1 I
M
sc
llf