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302 Buch IIL Kap. 5. §. 41.
Und dieser Zeitbestimmung scheint auch Drumann i) sich zuzuneigen,
da er der Gefangennehmung des Sextilius erst nach der
verunglückten Expedition des M. Antonius gegen die Seeräuber,
also nach 74 v. Chr., gedenkt. Welchen dieser drei Sextilier
Varrò bezeichnen wollte, lässt sich nun zwar mit voller Sicherheit
nicht entscheiden; indess spricht die grössere Wahrscheinlichkeit,
wie schon Pighius eingesehen, für den ersten und ältesten.
Denn nach Dionysios, der sein Werk dem Prätor Sextilius
sandte, lässt Varrò den Diophanes Bithynos dasselbe nochmals
überarbeiten und abkürzen; und dieser kann nicht wohl
später als etwa 80 bis 70 v. Chr. geschrieben haben. Er widmete
seine Arbeit dem König Dejotarus, der um 50 v. Chr., als Cicero
in Kilikien weilte, schon so alt war, dass er von mehreren Männern
aufs Pferd gehoben werden musste.
Jetzt haben wir also, ausser der ersten lateini schen Uebersetzung
des Mago. die unverkürzt geblieben sein mag, schon
zwei mehr und mehr abgekürzte g r i e c h i c h e Bearbeitungen desselben.
Und nun spielt das Stück bei Suidas weiter, der also
berichtet: „ A s i n i u s Pol l i o der Tral l ianer , Sophist und Philosoph,
lehrte zu Rom unter Pompejus dem Grossen, und übernahm
die Schule des Timagenes. Er schrieb einen Auszug der
G e o r g i k a des Diophanes in zwei Büchern, u. s. w." Wie
sein Name zeigt, war der Trallianer ein Freigelassener des
Asinius Pollio. Der erste Asinius, der den Beinamen Pollio
führte, war geboren im Jahr 75 v. Chr., konnte also vor dem
Jahre 57 niemand frei lassen; und ins Jahr 48 fällt bekanntlich
die pharsalische Schlacht, die Pompejus den Grossen vernichtete.
Zwischen diesen Jahren haben wir demnach die Thätigkeit des
Trallianus zu suchen.
Das ist das erste recht augenfällige Beispiel des Excerp
i r e n s Interp ol i rens Castrirens, dem wir begegnen. In
• /
J) D rumann Geschichte Roms 2F, Seite 400.
i) Cicero j^ro Dejotaro^ cap, 10.
3) Suidas sab voce llioXio^v,
B u c h III. Kap. 5. §. 41. 303
Magon's Werk knetet Dionysios allerlei griechische Brocken ein,
und zieht gleichwohl die acht und zwanzig Bücher des Karthagers
bis auf zwanzig zusammen; Diophanes verkürzt sie bis auf sechs,
Trallianus bis auf zwei Bücher; was mag darin von Magon übrig
geblieben sein?
Ueber den wissenschaftlichen, besonders botanischen Gehalt
der Bücher des Magon und seiner Bearbeiter lässt sich nach den
wenigen Stellen, die sich daraus erhielten, nicht urtheilen, noch
weniger entscheiden, was davon wirklich ihm angehört, was seine
Bearbeiter, Gott weiss woher genommen, hinzuthaten. Die Stellen,
die dem Magon selbst zugeschrieben werden oder über ihn Nachricht
geben, sammelte Heeren am öfter angeführten Ort. Das
wenige darunter, was sich auf Pflanzen bezieht, wollen wir kurz
durchgehen.
Einige Vorschriften, die Cultur des Weinstockes betreffend,
bei Columella (III, cap. 12 sect. 5, cap. 15 sect 4 und 5, IV,
cap. 10 sect. 1, V, cap. 5 sect. 4) eben so die des Oelbaums,
bei demselben (de arboribus cap. 17 sect. 1) und Plinius (XVII,
cap. 12 sect. 19, cap. 18 sect 30), die der Bäume, welche man
aus Samen zieht, bei demselben (XVII, cap. JO sect. l l j , und die
man durch Stecklinge zieht, bei demselben (cap. 11 sect. 16), sind
meist ökonomisch zweckmässig, doch natur- wissenschaftlich unbedeutend.
Interessanter für den Botaniker wäre eine Reihe von
Angaben bei Plinius (XXI, cap. 17 sect. 68, und 18 sect. 69)
über verschiedene schilf- oder binsenartige Pflanzen, deren Stengel
man bei Karthago, vermuthlich zu allerlei Geflechten, sorgsam
zu erndten pflegte, wenn sie mehr enthielte als die Namen, die
Zeit wann, und die Art wie sie zu sammeln sind. Die Worte
lauten: ,jAlbucus (d. i. Asphodelus ramosus) besitzt einen ellenhohen,
weitläuftigen, reinen und glatten Schaft. Darüber schreibt
Mago vor, man solle ihn zu Ende März und Anfang April, wenn
er geblühet, sein Samen aber noch nicht angeschwollen ist, ab-
1) Bei Heeren a, a. 0. S. 536 ist diese Stelle sehr verkürzt, und der
Name Albucus verdruckt.
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