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B u c h L Kap. 1. §. 4. Buch 1. Kap. 1. §. 4. 19
übersehen, besitzen wir. Sie zeigt im Ganzen viel Uebereinstimmendes
mit der dem Demokritos zugeschriebenen, wiewohl sie
in einzelnen Punkten noch reicher, in andern etwas ärmer ist:
ich meine die Stelle, womit Vitruvius i) die Lehre von den
Wasserbauten einleitet. Sie wird für uns besonders dadurch
wichtig, dass Vitruvius etwas weiterhin 2) die griechischen Schriftsteller
aufzählt, denen er, wo seine eigenen Beobachtungen nicht
ausreichten, gefolgt sei. Er nennt Theophrastus, Timäus, Posidonius,
Hegesias, Herodotus, Aristides, Metrodorus; hätte er den
Demokritos, den er bei anderen Gelegenheiten besonders hervorhebt,
übergehen können, wenn von ihm eine so ausführliche Behandlung
desselben Gegenstandes bekannt gewesen wäre?
Seite 248 Nr. 3 lehrt, wenn die Lesart richtig ist, durch
Unterbrechung des Markes der Stämme Weintrauben Wallnüsse
und Kirschen ohne Kerne erzeugen. Columella und Palladius
sollen die Aechtheit der Stelle bezeugen. D^igegen ist vielerlei
zu erinnern. Columella 3), wie lange vor ihm schon Theophrastos
sagt dasselbe nur von den Weintrauben, und ohne Angabe einer
Quelle. Theophrastos spricht sogar an drei verschiedenen Orten
von dieser auffallenden Erscheinung beim Weinstock, und sucht
daraus zu beweisen, dass zwar die Samen, doch nicht das Fleisch
der Frucht aus dem Mark entsprängen. Wäre dieselbe Beobachtung
zu seiner Zeit bereits an mehrern Pflanzen gemacht gewesen,
würde er sie verschwiegen haben? Mich dünkt, wenn irgendwo,
so gilt hier der negative Beweis. Palladius s) aber wiederholt in
fast wörthcher Uebersetzung das ganze in den Geoponiken 6) dem
Demokritos zugeschriebene Kapitel, indem er sich statt des Demokritos
nur ganz im Allgemeinen auf griechische Schriftsteller
1) Vitruv. de architect. VIII, cap. 2. pag. 119. edit. Rode.
2) Ibid. cap. i. pag. 193.
3) Col urn. de arhoribus cap. 9. sect. 3.
4) Theophr. de cans, plant. Ill, cap. U. sect. 6; V, cap. 5. sect. 1. et cap. 6.
sect. 13.
5) Pall ad. de re rust. Ill, tit. 29.
6) Geopon. IV, cap. 7.
beruft Im Vorbeigehen bemerke ich noch, dass Palladius neben
Weintrauben und Kirschen nicht Wallnüsse nennt denen wohl
niemand den Kern absichtlich wird entziehen wollen, sondern
G r a n d e l Daher sich schon Needham und liiclas 0 mit Eecht
überzeugt hielten, es müsse auch in den Geoponiken ertc Qoiag
statt des gewöhnlichen k d naqvag gelesen werden.
Seite 250 Nr 7. Der Granatbaum und die Myrte erfreueten
sich an einander, beisammen gepflanzt trügen sie reichlicher, und
verflöchten ihre Wurzeln in einander, selbst aus einiger Entfernung
Als Zeugen der Aechtheit dieser Stelle beruft sich Mullach auf
Theophrastos de causis plantarum II, cap. 9 (cap. 7 der SchneiderscLn
Ausgabe). Da steht aber nur, der Granatbaum und die
Myrte wüchsen gern beisammen, und weil beide den Schatten
liebten, thäte der eine der andern keinen Schaden. Das ist etwas
anderes, woraus sich in späteren wundersüchtigen Zeiten die Angabe
des Pseudo-Demokritos vielleicht entwickelt haben mag,
vielleicht auch nicht, was aber sicher nicht erst aus dieser hervorgegangen
ist; sonst hätte Theophrastos ohne Zweifel seine Abweichung
von der Lehre des Demokritos, dem er in andern Dmgen
oft und wie es fast scheint, gern widerspricht, ausdrücklich angezeigt.
Also nicht vom Granatbaum, wohl aber vom Oelbaum
weiss Theophrastos, dass er seine Wurzeln mit denen der Myrte
verflechten soll; er nennt auch seinen Gewährsmann dieser ihm
ofl'enbar etwas verdächtigen Angabe, doch nicht den Demokritos,
sondern den Androtion. Also wieder kein Beweis für die
Aechtheit der Stelle, sondern fast das Gegentheil.
Seite 250 Nr. 8. Die Cypresse solle man in Hecken setzen, —
und Seite 251 Nr. 10, der Rosmarin besitze einen angenehmen
und starken Geruch. Ueber solche ßedeschnitzelchen wüsste ich
eben nichts zu sagen. Zeugnisse für sie beizubringen versucht
auch Mullach nicht einmal; die alterthümliche Sprache soll^ den
Demokritos verrathen. Ich weiss nicht, ob neuere philologische
1) In den Text hat Niclas Seite 284 seiner Ausgabe die Berichtigung
zwar nicht aufgenommen, aber in der Varietas lectionis billigt er sie vollständig.
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