244 B u c h III. Kap. 2. §. 32.
Mantias und Mitschüler des Apollonios Mys genannt wird, kam
bereits vor.
§. 32.
N i k a n d r o s Kolophonios^).
So kommen wir denn endlich zu dem einzigen unter den zahlreichen
Schriftstellern des alexandrinischen Zeitalters über Arzneimittellehre,
von dessen Werken genug auf uns gekommen ist, um
uns ein eigenes Urtheil über seme Leistungen zu bilden, was sich
als Maassstab an andere Werke der Art, die wir nicht mehr besitzen,
und die das Alterthum denen des Nikandros entweder voran
oder gleich oder nachstellt, legen können.
Im letzten Verse seiner Theriaka nennt Nikandros sich selbst
den, „welchen das schneeige Städtchen Klaros ern
ä h r t e . " Dieser an sich unbedeutende, aber durch den Tempel
des Apollon Klarios berühmte Ort lag dicht bei Kolophon in lonien,
und nicht selten wird Nikandros schon bei den Alten der
K o l o p h o n i e r genannt. Verwerflich scheint demnach die Nachricht,
die sein ungenannter griechischer Biograph aus einem
Werke des Dionysios Phaselites geschöpft haben will, Nikandros
wäre von Geburt ein Aetoler. Unzuverlässig ist auch die Nachricht,
welche derselbe Biograph einem andern Werke desselben
Grammatikers entlehnte, Nikandros wäre erblicher Priester des
Geschichte der Medicin noch nicht erschöpfend benutzt zu sein. — Ueber
H e r a k l i d e s T ar e n t i n o s sind zu vergleichen : i^a 6 r. bibL graec. Xlll^pag.
177; Hall er bihl. bot. J, pag.50; Spreng e l Gesch. d. Medic. 7, S.585 und Gesch,
d. Bot 7, S, 110^ wo ihn aber Sprengel mit dem T a r e n t i n o s der Geoponika
vermischt, auf den ich später kommen werde.
1) Zu vergleichen sind über ihn im Al lgemeinen r ¿c ¿ ¿' biblioth, graec.
/ J , pag. 618^ in der zweiten Ausgabe von Harles IV, pag. 344.; Haller
hihlioth, hotan, pag- 54; Sp r eng el Geschichte der Botanik S. 105^ wo eine
Erklärung aller von Nikandros genannter Pflanzen gewagt ist, und Des selben
Geschichte der Medicin (-4. Aufl.) S. 591 nebst den Anmerkungen dazu von
ß o s e n b a u m.
%) Nicandr i theriaca, edit, Schneider^ pag. 3,
B u c h III. Kap. 2. §. 32. 245
Apollon Klarios gewesen, nicht allein wegen des Widerspruchs
unter diesen beiderlei Nachrichten, sondern auch weil letztere, wie
Schneiderl) gezeigt, sehr leicht aus einer falschen Lesart bei
Nikandros selbst entsprungen sein kann, wodurch die Worte seiner
Alexipharmaka: „Sitzend am Klarischen Dreifuss des Apollon,"
die sich auf die Söhne der Kreusa beziehen, Bezug auf ihn selbst
bekommen.
Ueber seine Zeit besitzen wir von seinem ungenannten Biographen,
von Suidas, und von zwei Biographen des Dichter Aratos,
vier verschiedene indirecte Angaben, die schwer zu vereinigen
sind, und zum Theil mit sich selbst im Widerspruch stehen.
Schneider 2), Clinton 3) und RitschH) versuchten daraus festere
Bestimmungen abzuleiten, und kamen zu verschiedenen Resultaten.
Am glaubwürdigsten scheinen folgende Angaben: seine Geburt
falle in die Regierungszeit Ptolemäos V. und Attalos I., und eins
seiner Gedichte habe er Attalos III. zugeeignet. Da nun Ptolemäos
Epiphanes (regierte 204—181 v. Ghr.) und Attalos I. (regierte
241-197) nur sieben Jahre lang von 2Ö4 bis 197 zugleich
regierten, so scheint in diese Zeit des Nikandros Geburt zu fallen.
Attalos III. regierte von 138 bis 133; ,in diese Zeit fällt daher
wahrscheinlich seine spätere Blüthe und vielleicht auch sein Tod.
Kolophon stand unter pergamenischer Botmässigkeit. Hieraus
und aus der Dedication eines Gedichts an Attalos folgert Wegeners)
etwas rasch, er scheine meist am pergamenischen Hofe gelebt
zu haben. Ob er jemals in Alexandrien war, ist völlig unbekannt,
wiewohl Neuere ihn nicht selten für einen Alexandriner
ausgaben, und ein Grammatiker des zwölften Jahrhunderts, Isaak
Tzetzes, ihn zu dem sogenannten Siebengestirn alexandrinischer
Dichter zählt, dem fast jeder, der davon spricht, andere Namen
1) Nie an dri alexipharm., edit. Schneider, pag. 83.
2) Ejus dem theriaca edid, Schneider praefat, pag. XIL
3) Clinton fasti Hellenici, from the CXXIV^^' Objmpiad to the death of
Augustus, Oxford, 1830, 4. ad annum 182.
4) Ritschl,die alexandrinischen Bibliotheken unter den ersten Ftolemäern.S. 87-
Ò) Wegener de aula Aitalica I, pag. 160 et 167 sqq,
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