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124 B u c h IL Kap. 1. §. 16.
97. So oft sich Weibchen und Männchen verschiedener Arten
vermischen, — es vermischen sich aber die, deren Zeiten ganz,
deren Schwangerschaften fast gleich, und deren Grösse nicht sehr
verschieden ist —, so entsteht zuerst ein der Aehnlichkeit nach
beiden Gemeinsames, z. B. die Bastarde des Fuchses und Hundes,
des Kebhuhns und Haushahns; mit der Zeit aber nehmen endlich
auch die von ungleichen Aeltern ungleich Entsprungenen die Gestalt
der Mutter an, wie ausländische Samen die (Einwirkung) der
Gegend. Denn diese ist es, die den Samen die Materie und den
Körper darbietet.
98. Wie die Gewächse des Bodens, bedienen sich die Embryonen
des Uterus.
99. Weshalb die Kapp er nicht gut auf bearbeitetem Lande
gedeiht? Viele haben es versucht, sowohl die Wurzeln zu verpflanzen,
wie auch die Samen auszustreuen; denn hie und da
lohnt sie besser als Eosen; aber sie wächst vorzüglich an Gräbern,
weil das vor andern wenig betretene Orte sind. Hierbei und bei
dergleichen muss man annehmen, dass nicht alles von einerlei
Materie wird und wächst, sondern einiges wird und erwächst aus
der Verderbniss anderer und aus seinem besondern Urgründe
(durch generatio aequivoca), wie die Läuse und die Haare auf
dem Körper nach verdorbener Nahrung und fortdauernder schlechter
Haltung. Wie nun im oder am Körper einiges entsteht aus dem
Ueberrest der Nahrung, der sicher ungar ist, und den die Natur
nicht überwältigen konnte, — was zunächst zur Hand ist, wird
in die Harnblase und den Bauch ausgeschieden, aus einigem aber
entstehen Thiere, die daher im Alter und bei Krankheiten zunehmen
- : so wird und erwächst auch in der Erde einiges aus
gar gewordener Nahrung, anderes aus Ueberresten oder anderem
von entgegengesetzter Beschaffenheit. Der Landbau macht die
97) De generat. animal. II, cap. 4. pag. 738 b.
98) PoUiic. VJI, cap. 16. pag. 1335 b.
_ 99) rroblemaf. X X , No. 12. pag. 924 a. Ob ein acht aristotelisches Werk,
ist sehr zweifelhaft.
B u c h n . Kap. 1. §. 16. 125
Nahrung gar und kräftig, aus welcher die zahmen Früchte bestehen.
Was nun aus solcher Zähmung entsteht, wird zahm genannt,
weil es mit Hülfe der Kunst gleichsam Erziehung genossen
hat; was das aber nicht kann, oder aus Materie von entgegengesetzter
Beschaffenheit besteht, das ist wild und entsteht nicht
auf gebauetem Lande. Denn das grade zerstört der erziehende
Landbau, indem es aus Verdorbenem entsteht. Und der Art ist
auch die Kapp er.
100. Die meisten Fische gedeihen, wie früher gesagt, besser
in regnigten Jahren. Denn dann haben sie nicht nur mehr Nahrung,
sondern das Regenwasser ist überhaupt zuträglich, auch
dem, was aus der Erde erwächst. Denn auch die Gemüse, obschon
begossen, gerathen gleichwohl beregnet besser. Eben so
verhalten sich die Wiesengräser; sie wachsen so zu sagen gar
nicht ohne Wasser.
101. Am meisten verändert sich in Folge des Wassers, was
an sich einfarbig einer vielfarbigen Gattung angehört. Einigen
macht die Wärme das Haar weiss, andern die Kälte schwarz, wie
auch bei den Pflanzen.
102. Wie viel Geschmäcke in den Fruchthüllen, so viel walten
offenbar auch in der Erde. Daher auch viele der alten Physiologen
sagten, so vielartig sei das Wasser, wie der Boden, durch
den es rinne. Am deutlichsten ist das bei den salzigen Wassern;
denn die Salze sind eine Art Erde Es versteht sich aber,
dass die Arten des Geschmacks vorzüglich bei den Gewächsen
vorkommen.
103. Seiner Natur nach nun will das Wasser geschmacklos
sein. Aber nothwendig muss das Wasser entweder die Arten des
Geschmacks, ihrer Geringfügigkeit wegen unwahrnehmbar, in sich
selbst haben, wie Empedokles sagt, oder es muss ihm irgend eine
a) (p^eiQH, statt ifii>ei, nach Wimmers Verbesserung.
100) Histor, animal. VIII, cap. 19. pag. 601a.
101) De generat. animal. V, cap. 6. pag. 786 a.
102) De sensu et sensib. cap. 4. pag. 441 a. b.
103) Ibid. pag. 441a —b.
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