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212 B u c h III. Kap. 1. §. 26.
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Kritik des Ilomeros und schrieb ägyptische Denkwürdigkeiten
in vier und zwanzig Büchern, worin er unterandern
seines Ahnherrn des Ptolemäos Philadelphos fünf berühmteste
Bulerinnen, der übrigen zu geschweigen, verewigte wie auch
von den sehenen Thieren der königlichen Menagerie handelte
Doch der Glanz der alexandrinischen Gelehrtenschule war dahin.
Von den folgenden Ptolemäern habe ich nichts mehr zu sagen.
Mit dem dreizehnten und letzten, der noch als Knabe mit
seiner altern Schwester Kleopatra vermalt ward, ging das Königreich
Aegypten im römischen Weltreich unter. Die grosse Bibliothek,
das heisst nicht das Gebäude, sondern die Bücher selbst,
die man, vermuthlich um sie nach Rom zu schleppen, darauH entfernt
hatte waren kurz zuvor, als Julius Cäsar im Hafen vor
Alexandrien seine eigene Flotte, um sie nicht in Feindes Hand
fallen zu lassen, verbrannte, durch Zufall ein Raub der Flammen
geworden.
D a s alexandrinis ch e Museum.
„Ein Theil des Schlosses (in Alexandrien), sagt Strabon s),
ist auch das Museum mit einer Halle zum Lustwandeln, und einem
Ort zum Sitzen, und einem grossen Gebäude, worin die am Mu-
1; In dem homerischen Verse Odyss. V,v. 72.
^^fAXf't X^t/ucoT/eg ¡uaXaxol tov jjiis (jslivov
wollte er aiov statt lov lesen, weil die Viole nicht gleichzeitig mit dem Eppich
blühe. Athen, deipnos. 11^ cap. 19 pag. 61 C,
2) Athen, deipnos. XIIl] cap. 5 pag. 576 F.
3) Ihid XIV, cap. 20 pag. 654 B. In seiner Geschichte der Botanik 1.
S. 98 gedenkt auch S p r e n g e l der Denkwürdigkeiten des Ptolemäos Physkon;
in seiner Geschichte der Medicin von der ersten bis zur letzten Auflage
macht er daraus ein grosses Werk über die Naturgeschichte
d e r T h i e r e , was endlich Ros e nb au m in seinen Anmerkungen zur vierten
Auflage I, S. 505 berichtigte.
4) Eine sehr wahrscheinliche Hypothese von Par they S, 31 — 34 zur
Vereinigung der anscheinend sich wiedersprechenden alten Nachrichten.
- 5) Strah. XVII^ cap. i, pag. 793 edit. Casauboni.
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seum angestellten Gelehrten speisen. Dieser Verein hat Besoldung
vom Staat und einen P r i e s t e r , der dem Museum vorsteht, damals
von den Königen, jetzt vom Kaiser angestellt/^ — Hiernach scheint
die ganze Anstalt einen hierarchischen Charakter zu verrathen,
und da es anderweit bekannt ist, dass sich die späteren Ptolemäer
mehr und mehr ägyptischen Sitten, ägyptischem Cultus zuneigten,
so mag sie vielleicht allmälig einen solchen angenommen haben.
In frühem Zeiten zeigt sich jedoch nicht die leiseste Spur davon.
Wir kennen jetzt durch ßitschl genau die Reihenfolge der sechs
ersten am Museum angestellten Bibliothekare, Zenodotos, Kallimachos,
Eratosthenes, Apollonios, Aristophanes, Aristarchos, welche
die Regierungsperiode der vier ersten Ptolemäer von beinahe
einem Jahrhundert ausfüllen; und nicht eines einzigen priesterlichen
Obervorstehers der ganzen^nstalt geschieht in dieser langen Zeit,
und noch weit darüber hinaus, Erwähnung. „Vielleicht, sagt
Parthey war das Amt des ¡¿qevg (des Priesters) mehr ein Ehrenposten,
der minder bedeutenden Männern übertragen wurde/^ Vielleicht,
wage ich hinzuzusetzen, bestand es unter den frühern Königen
noch gar nicht. Jedenfalls war die grosse, mit dem Museum
so genau verbundene Bibliothek keine Tempelbibliothek
und vielleicht, wie Par they 2) sagt, „eben darum im Alterthum
von einer besondern Bedeutung."
Um so enger musste die Verbindung mit dem königlichen
Hofe sein, schon wegen der Lage der Gebäude dicht am Pallast,
noch mehr wegen der Theilnahme besonders der frühern und
einiger der spätem Könige an den Arbeitern der Bewohner des
Museums. Letztre mussten nothwendig Hofleute sein oder werden,
was nicht ohne Einfluss auf ihre Arbeiten bleiben konnte; und
schwer mag es dem sonst so milden Euklides angekommen sein,
dem Ptolemäos Soter, der von ihm ohne Anstrengung Geometrie
erlernen wollte, zu antworten: „Zur Geometrie führt keine königiche
Strasse.'^ Liegt vielleicht in dieser Antwort ein Schlüssel zu
1) Parthey a. a. 0. S. 57.
2) Daselbst S. 88,
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