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Nähvlösiing'en in der Art, dass in lierausgenornmenen Proben mir eine Spore
vorhanden ist. Alan sangt dann diese Nälirlösniig mit den Sporen in eine feuchte
Kammer, deren Kammerraum beiderseitig nur die Dicke eines Deckglases hat,’)
lässt die Nährlösung ausiliessen und überzeugt sich dann, dass auf der Innenfläche
der Kammer die Nährlösung gleichmässig verteilt ist, in welcher die einzelnen
Sporen unter dem Alikrosko]) mm leicht für sich flxiert werden können. Die
Kammern müssen natürlich vorher lange in concentrierter Schwefelsäure gestanden
liaben, um sie vollständig zu entfetten und an der Innenfläche leicht und sicher
eine gleichmässige Benetzung zu eilialten. E s w ir d in d i e s e r A r t
d e r E n tw i c k lu n g s g a n g d e r e in z e 1 n en S]> o r e , d u r c h c o n t i n u i e r i
i c h e B e o b a c h t u n g v e r f o l g b a r , so g e s i c h e r t , w ie e s s o n s t n u r
b e i d e r e i n z e ln e n S p o r e a u f o f f e n em O b j e k t t r ä g e r g e d a c h t
w e r d e n kann.®)
Auch selbst bei den kleinen Formen der B a k t e r i e n , z. B. bei den Sporen
des B a c i l lu s s u b t i l i s , wird in dieser Art die direkte Beobachtung der Keimung
mit der Entwieklung neuer Stäbchen ans den keimenden Sporen sehr leicht und
sicher möglich, und man ist in den Stand gesetzt, die Beobachtung von den
ersten Keimstadien der Sporen bis zur Wiederbildung neuer Stäbchenketten und
der Anlage neuer Sporen in diesen in ununterbroclienem Gange zu verfolgen.®)
Es können aber noch andere F ä l l e eintreten, in welchen durch isolierte
Enttvicklung einzelner Sporen in feuchten Kammern auch p h y s i o lo g i s c h e
Z ie le m it d er K u ltu r der S p o r e n v e r b u n d e n sin d . Es ist eine erwiesene
Tatsache, dass es anaerobe Pilze gibt, welcbe in Nährlösungen ohne Alitwirkung
von freiem Sauerstoff keimen mul sich, mitunter mit veränderter Formgestaltung,
entwickeln können; dies läSvSt sich in f e u c h t e n K am m e r n , d e r e n K am m e r r
a um in d e r M itte a u f e in e k a p i l l a r e F l ä c h e e i n g e z o g e n i s t , leicht
konstatiei'en.'’) Wenn man die Sporen z. B. von C h lam y d om u c o r r a c em o s u s
in geeigneten Nährlösungen, in Würze, verteilt, die Lösung in eine solche
Kammer einsaugt uml wieder ausfliesseii lässt, so kann man in dem kapillaren
1) Die Kammern sind abgebildet auf Seite 18, Figur 4 im IV. Teile d. W.
*) Die näheren Ausführungen mit den Abbildungen aus continuierlichen Beobachtungsreihen
der einzelnen Sporen in den feuchten Kammern finden sich im V. Bande d. AV.
Brandpilze I.
•O Dies ist geschehen in der Abhandlung über Bacillus subtilis im IV. Bande d. W.
0 Vergl. Seite 17, Figur 3 im IV. Bande d. AV.
Tropfen, der in der Alitte hängen geblieben ist, die einzelnen Sporen einstellen
und tagelang sicher verfolgen. Leitet man nun durch diese Kammern einen
starken Strom von reiner, sauerstoftreier Kohlensäure, bis die Kammern sicher
von aller ljuft befreit nnd nur mit Kohlensäure angefullt sind, so kann man
die Kammern, deren beiderseitige Ilöbrcbeii auf eine dünne Stelle vorbereitend
ansgezogen sind, während der Durchleitimg de.s Kohlensäure-Strijines mit dem
Lütrolire leicht abschmelzen und erhält so die Kammern mit reiner Kolilensäure
gefüllt, in welcher in dein kapillaren Paunie die einzelnen Sporen in ihrem Verhalten
in Kohlensäure, also olme freien Sauerstoff, nun unter dem Alikroskoj)
sicher verfolgbar sind. Es stellt sicli heraus, dass die Sporen zwar langsam,
aber schon mit dem zweiten Tage anschwellend, Keimungserseheinungen zeigen,
dass sie je zu einer grossen, kugeligen Zelle anschwellen, dass diese Zellen kurze
Auszweigmigeii treiben, die wieder kugelig anschwellen, und dass so Conglonierate
von der bekannten Kugelhefe des Chlamydomucor in allen Grössenfurmen der
einzelnen Spros.se entstehen, die erst zerfallen und zn wachsen aufliören, wenn
die Nälirlösung er.sehöpft ist. Zur Sicherheit kann man nacliträglich, wenn die
Kultur stille steht, die eine Spitze der Kammer unter Kalilösinig absto.ssen und
diese mit der Kalilösuiig vollsaugen lassen, um sich davon zu überzeugen, dass
die vorhandene Kohlensäure vollständig ohne Luftreste absorbiert wird. Ebenso
kann man in einer anderen Kammer durch Abbreclieii beider Spitzen, also bei
wieder eiiitretendem Luftzutritt, direkt beobachten, wie die einzelnen Glieder der
Kugelhefe unter dem Einflüsse des freien Sauerstoöes wieder zn fädigen Alycelien
der gewöhnlichen Art auswaclisen. Es ist hiermit der Beweis geliefert, dass die
Sporen von Chlamydomucor in reiner Kolilen.säure keimen, ohne freien Sauerstofl
sich weiter entwickeln können bis zur Erschöpfung der Nähriösimg, und dass
hier eine Fadenpilzform vorliegt, welche unter auffallender Formveränrlerimg
anaerob zu vegetieren vermag.')
Natürlich kann man auch diese B e o b a c h tu n g v o n e in z e ln e n S p o r e n
in h ä n g e n d e n T r o p fen vou Nährlösungen vornehmen, in der Art, dass man
den Kulturtropfen mit den einzelnen Sporen auf ein grosses Deckglas verbreitet
und dieses Deckglas in umgekehrter I^age als Deckel für die Öffnung einer
kleinen, feuchten Kammer benutzt, welche durch Aufkitten eines beiderseitig
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’) Die näheren Einzelheiten in den Landwirtschaftlichen Jahrbüchern, Älkohol-
gärung III, 1876, Tafel I.