
lichen und weiblichen Blüten des Mais. Z w e it e n s bei den Formen des Hirse-
braiides die Infection der Saatkeimlinge und, zeitlich und örtlich weit getrennt,
die Brandlagerbildung in der entwickelten Pflanze nach zurückgelegtem Iiicuba-
tionsstadium von vier bis sechs Monaten. D r it t e n s die indirekte, mittelbare
Blüteninfection beim Flugbrande des AVeizens und der Gerste, wo die jungen
Samen von den vegetativen Stadien der Brandpilze inficirt sind, um erst in der
folgenden Vegetationsperiode, aus der entwickelten Pflanze des inticirten Saatgutes,
die Brandlager in den Früchten zu bilden.
Die hier beschriebenen Infectionsversuche mit dem Maisbrande, mit dem
Sorghumbrande nnd mit den Formen des Flugbrandes konnten in einer Folge
von Jahren fortgesetzt und auch auf weitere Nährpflanzen von anderen Brandpilzformen
ausgedehnt werden. Es wurde möglich, sie in ihren Resultaten dahin
zu steigern, dass die Erfolge der Infection als allgemeine und vollkommene bezeichnet
werden konnten. Alle Versuchspflanzen wurden nach stattgeliabter Infection
brandig und die Versuchsfelder ergaben das Bild einer totalen Infection.
Bei der lokalisirten Blüteninfection des Mais war es sogar möglich, die einzelnen
Fruclitknoten der weiblichen Blutenkolben allein zu inflciren nnd in drei AVochen
brandig zu machen. Alle Maissorten, auch der Pferdezahn, wurden in dieser
Art inficirt. Diese Erfolge konnten aber nur erzielt werden, als die Tatsache
sicher festgestellt war, dass nur die j ü n g s t e n E n tw i c k lu iig s s t a d ie n m it
ih r en za r te n Geweben d en I n f e c t io n s k e im e n z u g ä n g lic h sin d und dass
es der grössten Vorsicht bedarf, die Versuche mit den virulenten Infectionskeimen
nur in den frühesten jugendlichsten Stadien auszuführen, wenn der Erfolg
ein gesicherter sein .soll. Diese jugendlichen, für die Infectionskeime allein
empfänglichen Stadien der Nährpflanze sind schnell vorübergehende, und wenn
sie versäumt sind, ist die Infection eine mehr oder minder un.sichere oder gar
negative. Sie kann nur zu einer erfolgreichen werden, wenn die eingedrungenen
Infectionskeime die Vegetationsspitze erreichen und in dieser, resp. in ihren
jüngsten Geweben mit der sich entwickelnden Pflanze fortzuwachsen im
Stande sind.
Hiernach sind nun auch die A u s f ä l l e b e i d en In f e c t io n s v e r s u c h e n
a u f e in e v e r z ö g e r t e I n f e c t io n e in fa c h und n a tü r lic h zu rü ck zu fü h r en ,
und wir können in solchen Fällen die eingedrungenen Infectionskeime in den
Nährpflanzen anatomisch nachweisen an den Stellen, wo ihre Ausbildung zu
Brandlagern zunächst nicht möglich ist. Die weitere Entwicklung dieser Infectionskeime,
die namentlich in den Knoten nachweisbar sind, kann aber nachträglich
erfolgen, wenn oberirdische oder weiterhin basale oder unterirdische
axilläre Triebe angelegt werden, in deren junge Gewebe die verzögerten Infectionskeime
eindringen und in diesen zur Brandlagerbildung gelangen können.
Bei perennirenden Pflanzen kann (wie dies in dem vorausgegangenen Abschnitte
nachgewiesen wurde) diese Entwicklung nachträglich sogar erst im folgenden
Jahre erfolgen, sodass im ersten Jahre gesunde Pflanzen und erst im folgenden
brandige Triebe sich anschliessen aus den in den Nährpflanzen im vegetativen
Zustande perennirenden Infectionskeimen.
AVährend diese Untersuchungen über die Biologie der Brandpilze und die
Aetiologie der ßrandkrankheiten experimentell zur Ausführung kamen, wurde
in dieser langen Zeit nichts verabsäumt, um das Material von allen Brandpilzformen
des Inlandes und des Auslandes im frischen Zustande zu erreichen, um
mit diesen die U n t e r s u c h u n g e n ü b e r d i e M o r p h o lo g i e d e r B r a n d p
i l z e im w e i t e s t e n U m f a n g e d u r c h z u f ü h r e n , welche in dem V. Hefte
d. AA1 zuerst erfolgreich begonnen waren. Es wurden die Kulturen dieser Formen
namentlich in den geeigneten Nährmedien in dem weitesten Umfange ansgefiihrt
und hierfür die Sporen des frischen Materiales als Ausgangspunkt genommen.
Die Resultate aus diesen A^ersuchsreihen sind in dem XII. Bande d. AV. zusammengefasst
worden. Sie ermöglichten in dem reichen vergleichenden Materiale
eine klare und sichere Beurteilung der eigenartigen Morphologie dieser Pilzgruppe
eintreten zu lassen, welche vorzugsweise in ihren Fruchtformen zum
Ausdrucke kommt. Die morphologisch am höchsten differenzirte Fruchtfomi der
Brandpilze tritt mit der Keimung dev Brandsporen in die Erscheinung. Sie ist
schon vor mehr ais sechszig Jahren von Tulasne beobachtet und mit dem Namen
Promycel mit Sporidien bezeichnet worden. Für die richtige moqihologisclie
AVertbestimmimg dieser Fruchtibrm fehlte damals das vergleichende Material,
welches erst durch die umfangreichen Untersuchungen der grossen Formenkla.sse
der Basidiomyceten erschlossen werden musste.') Aus meinen vergleichenden
Untersuchungen der Basidiomyceten, welche eine lange Reihe von Jahren in Anspruch
genommen hatten, k o n n t e j e t z t m i t S i c h e r h e i t d e r m o r^ ih o -
l o g i s c h e C h a r a k t e r d e r P r o m y c e l i e n m it S p o r id i e n v on T u la sn e
dahin präzisirt werden, dass in den Promycelien Hemibasidien vorliegen, iu
ri Die Protobasidiomyceten Band VII 1888 uud die Autobasidiomyceten Band VIII 1889.