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selbst ein b e i d en e in m a l b e f a l l e n e n n ie d e r lie g e n d e n A c h s e n d e r
N ä h r p f l a n z e n , w e lc h e u n t e r i r d i s c h p e r e n n i r e n , und in jedem Jahre
neue axilläre o b e r ir d is c h e Triebe zu fördern bestimmt sind. Diese axillären
Triebe der Rhizome werden vou der einmaligen Infection, die entweder
an den jungen Keimlingen oder in den Blüten schon stattgefunden hat, in jedem
Jahre wieder inficirt, wenn nur an den Stellen, wo die Anlage der Triebe erfolgt,
die parenchymatischen Zellen mit den Alycelien der Parasiten versehen sind. In
den niederliegenden, weniger gestreckten Achsen der Nährpflanzen sind die in
den Alycelien zurückgebliebenen Zustände der Parasiten meistens reichlicher enthalten,
wie in den länger gestreckten oberirdischen Achsen. Alan kann dies
durch anatomische Untersuchung feststellen und hier sind mit Leichtigkeit in den
Knoten und auch in den kürzeren Internodien die Parenchymzellen, mit Alycelien
angeflült, anzutreffen. Sie eignen sich als Untersuchungsobjekt für den Nachweis
der Parasiten in den Isähr])flanzeii besser, wie die gestreckten oberirdischen Teile.
i der Entwicklung oft sehr verspätet die brandigen Bluten hervorbringen. Macht man
nun in dei- Voraussetzung, dass es sich hier um gesunde Pflanzen handelt, an den ersten gesunden
Blüten neue Infectionen, so kann man leicht versucht sein, die Aveiteren ßran d erscheinungen
mit diesen neuen Infectionen in ursächlichen Zusammenhang zu bringen. Das
ist neuerdings geschehen bei Infectionsversuchen mit dem Antherenbrande von Melandryum,
welche Herr Dr. Emil Werth in der Kaiserlich Biologischen Reichsanstalt (Band VIII,
Heft 3, 1911 pag. 432) in mehijährigen Versuchsreihen ausgeführt hat. W^. schliesst aus
seinen Versuchen, dass von den inficirten, ersten gesunden Blüten ausgehend, eine Infection
der Nährpflanze, schrittweise fortschreitend, nach unten bis zur vollständigen Durchseuchung
nn Herbst eingetreten sei. Nach seiner Aleinung soll also die Infection von einer gesunden
Blüte aus, durch die Dauergewebe der Nährpflanze fortschreitend, nach den weiter unterhalb
auftretenden Blüten stattfinden, Avährend es doch eine längst erwiesene Tatsache ist, dass
die Infectionskeime der Brandpilze nm- in die jungen Gewebe der weiblichen Blüten, hei den
Blüteninfectionen schon in den jungen Embrio oder in die jungen Gewebe des Saatkeimlings,
also des ersten jungen Sprosses der Nährpflanze, eindringen, hier bis zum Vegetationspunkte
voi-drmgen und von den jimgen G ew e b e n des Vegetationspuiiktes aus die ganze Nährpflanze
zu durchseuchen vermögen. Es liegt hier also ein zweifacher Irrtum in der Deutung
des Tatbestandes vor. Es sind die Branderscheinungeii an den Nährpflanzen auf eine Blüteninfection
zurückgeführt worden, die gar nicht eintreten kann, und die wirkHch eingetretenen
Branderscheinungen sind in ihrem ursprünglichen Zusammenhänge übersehen: die Versuchspflanzen
sind schon inficirt, und die Branderscheinungen wären in der gleichen AVeise auf-
geh-eten, wenn die nachträgliche Blüteninfection gar nicht gemacht wäre. Die wirkliche
Infection der Nährpflanze ist hier übersehen, die nachträglich von vornherein unAvirksame
Infection ist als die Ursache der Branderscheinungen irrtümlich gedeutet und eingesetzt.
In 'Übereinstimmung mit diesen Beobachtungen flnden wir denn aucb, dass die
Seitentriebe dieser einmal befallenen Rhizome fast mit Regelmässigkeit in jedem
Jahre Avieder brandig Averden, und dass der einmal gegebene Standort für das
Aufti-eten der Brandpilze in perennirenden Pflanzen mit Sicherheit für die Brandformen
in jedem Jahre weiter verfolgt und beobachtet Averden kann. Ich habe
z .B . die Standorte von der U s t i la g o e c h in a t a a u f P h a la r is a ru n d in a c e a
und Aveiter von U s t i la g o o liv a e e a auf C a r e x r ip a r ia und weiter von A n th
r a c o id e a -F o rm e n auf C. v e s ic a r ia und C, am p u la c e a und C. r ipa r ia
Jahre hindurch verfolgt und die stete Wiederkehr der Branderscheinungen an
den Nährpflanzen feststellen können.
Das Gleiche gilt für P r o u s t ila g o lo n g i s s im a a u f B o a a q u a t ic a und
für den A n th e r e n b ia n d v on A le la n d r y um a lb um etc. Die einmal inficirten
Nährpflanzen liefern also dauernd und in jedem Jahre Avieder kranke Pflanzen,
und man kann sich an diesen Standorten das Alaterial der Pilze für weitere
Beobachtungen geradezu sichern. Die Überwinterung der Brandpilze in Achsen,
die unterirdisch perenniren, ist bei den bisher bekannt gewordenen ßrandformen
in unseren Klimaten eine häufige Erscheinung. Für eine Überwinterung in oberirdischen
Achsen liegen dagegen bei unseren Brandpilzen keine näheren Beobachtungen
vor, da die oberirdischen Triebe der Nährpflanzen in jedem Jahre abzusterben
pflegen. Es lässt sich aber mit Wahrscheinlichkeit annehmen, dass in
dem Falle, avo eine überirdische Überwinterung der Brandpilze in Alycelien h i
den Nährpflanzen stattfindet, die gleichen Verhältnisse zutreffen Averden, Avie dies
künstlich in der Bildung brandiger, axillärer Triebe bei Sorghum saccharatum
von mir festgestellt Avorden ist. Die in den Knoten auftretenden axillären Triebe
Averden wiederkehrend die Branderscheinungen zeigen.
Um a b e r d en V e r la u f der s t e t ig w ie d e r k e h r e n d e n B r a n d k r a n k h
eiten. a u f ih r e n N ä h r p f la n z e n im E n g e r e n ( la u e r n d und s ic h e r e r
b eo b a ch ten zu k ö n n en , Avurde es e r fo r d e r lic h , d ie b e fa lle n e n e in z e ln e n
N ä h r p f la n z e n Aran den Standorten zu entnehmen und sie in e in em V e r s u c h s f
e ld e a n z iip f la n z e n und in u n u n t e r b r o c h e n e r K u ltu r zu e r h a lt e n . Ich
hatte im botanischen Garten in Alünster ein Quartier in dieser Art angelegt und
will nicht unterlassen, die bemerken.swerten Resultate anzuführen, die ich hier
und weiter in Breslau bei deu einzelnen Fonnen in der Länge der Jalire festzustellen
Gelegenheit hatte.
B r e f e ia , Butan. Untersuclmngon. XV. 9