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nicht aber bis jetzt von den zahlreichen Spezialisten gesehen worden, welche sich
ausschliesslich mit der Kultur und mit der Entwicklungsgeschichte der Hefenpilze
beschäftigen.
Mau hat eine Anzahl von Fonnen der Sprosspilze als Arten der Gattung
Saccharomyces unterschieden nach der Grösse und Form der Sprosszellen, nach
der Sjiorenzahl in den Sporangien und auch nach der horm der Sporen.
Über die N a tu r d er e i g e n t l i c h e n H e f e n - o d e r S p r o s s p i l z e erlialten
wir .sofort den richtigen Aufschluss, wenn wir die Entwicklungsgeschichte
der Brand])ilze, pag. 166, der Ustilagineen, zum Vergleiche heraiiziehen. Bei
den zu Hemibasidien auskeimenden Brandsporen wurden ebenfalls die hier gebildeten
Conidien in Sprossfonn von bestimmter Gestaltung mit bestimmtem, morphologischem
Orte der Sprossung in nnveränderter Formbildung der Sprosse in
Nährlösungen erhalten und fortkultiviert. Diese Sprossconidien der Brandpilze
sind in der bestimmten Gestalt und in dem Orte der Sprossung in nichts verschieden
von den S|)rossungen, welche wir eben von den eigentlichen Sprosspilzen
kennen gelernt haben. Die Sprossconidien der Brandpilze sind aber er-
wiesenermassen keine selbständigen Pilzformen, sondern nur die Entwicklungsglieder
von Brandpilzen; sie stellen, wie ich schon dargelegt habe, gleichsam
eine zweite Vegetationsforin dieser Pilze in Conidieiisprossungeii dar, welche
neben der eigentlichen Vegetationsform derselben Pilze in Mycelien foitbesteht.’)
B e i d en F o rm e n v o n S a c c h a r om y c e s k e n n e n w ir n u r d ie e in e V e g
e t a t i o n s f o rm in d en S p r o s s c o n id i e n , w ie b e i d en C o n id ie n d er
B r a n d p i l z e , n ic h t a b e r d ie a n d e r e V e g e t a t io n s f o rm in M y c e l i e n .
Nur Andeutungen von Mycelbildungen weisen wohl auf eine frühere Existenz
von Mycelien hin, die aber nicht mehr zur Ausbildung kommen, weil die
Spro.ssung der Sprossconidien die Stelle der vegetativen Entwicklung allein eingenommen
hat.
Die Spro.sszellen bei den Formen der Gattung Saccharomyces im engeren
sind unzweifelhaft nichts anderes, als die homologen Bildungen in Sprossconidien
bei den Formen der Brandpilze. S ie z e ig e n a b e r e in e n w e i t e r g e h e n d e n
E n tw i c k lu n g s g a n g , als die der Brandpilze. Es g e h e n d ie S p r o s s z
e l l e n der Sprosspilze n o ch z u r A u s b i ld u n g v on e n d o g e n e n S p o r e n ,
also zur Sporangien- resp. zur Hemiascenbüdung, ü b e r uud erreichen in diesen
ihren Höhepunkt und ihren Abschlus.s, sobald .sie nach beendigter Spimsung
direkt mit der Lnft in Berührung kommen.
Diese Sporangienbildung ist den Sprossconidien der Brandpilze nicht
mehr eigen. Sie stammen schon von conidienbildenden Pilzen ab, bei welchen
die Sporenbildung erloschen ist und selbstverständlich auch in den Conidien-
sprossnngen in den Schliesssporangien nicht mehr auftritt.
D ie e i g e n t l i c h e n S p r o s s p i l z e s in d d em n a ch a ls P i l z f o rm e n
au zu s e h e 1 1 , b e i w e lc h e n d ie S p r o s s u n g d e r S p r o s s z e l l e n , g le ic h s am
a ls e in e F o rm d e r v e g e t a t i v e n E n tw i c k lu n g , d ie M y c e lb i ld u n g
v o l l s t ä n d i g e r s e t z t h a t , b e i w e lc h e n a l s o n u r in d e r S p o r a n g i e n -
b i ld u i ig d e r e in z e ln e n S j j r o s s z e 1 le n der w e it e r e n t .s c li e id e n d e ,
m o r p h o lo g i s c h e C h a r a k t e r u n d d ie Z u g e h ö r ig k e i t zu d e r S p o r a n g
ie n r e ih e g e g e b e n ist.
Durch weitere Untersuchungen wird der Eormenkreis der Saccharomyceten
stetig erweitert. Es ist leicht, die einzelnen F o rm e n resp. deren Sprosszellen
auf dem Wege der Verdüniiungsmethode zu i s o l i e r e n und die isolierten Keime
zum Ausgangspunkte reiner Kulturen zu machen, wie es jetzt methodisch in den
Laboratorien unserer Gärungsiiidustrien geschieht. — Man benutzt, um die
S p o r e n b i Id u n g zu erreichen, gewöhnlich durchfeuchtete Gipsplättchen, anf
welchen man die frisch gebildeten Sprossungen zur Sporenbildung aiislegt und
unter einer Glocke in feuchter Luft erhält. Gewöhnlich erfolgt schon nach
einem oder nach mehreren Tagen, mitunter durch Wärme im Thei'inostaten unterstützt,
je nach den einzelnen Formen, die Bildung der Sporen in den Zellen,
und es ist leicht, die Keimung der gebildeten Sporen zu bewirken und wiederum
ihre Aussprossimg zu Sprossconidien in Nährlösungen zu beobachten.’) —- Dass
zu diesen Formen der Saccharomyceten auch solche Formen von Sprosspilzen
gehören können, in welchen die Sporenbildung nicht mehr eintritt resp. erloschen
ri Man vergleiche liierzu die früheren Ausführungen über die Brandpilze auf S. 142
bis 150 des vorliegenden Bandes.
ri Ich kann hier die Bemerkung nicht unterdrücken, dass es vielleicht noch gelingen
kann, die Formen der eigentlichen Sprosspilze zur Fadenauskeimung resp. zur Mycelbildung
zu bringen, wenn man in den Nähnnedien die Anwesenheit von vergärbaren Kohlehydraten
gänzlich ansschliesst, also s e h r v e r d ü n n t e s Mistdecoct oder Nährmedien mit unvergär-
baren Kohlehydi-aten verwendet. Es ist leicht, diese Versuche anszuführen und festzustellen,
ob in dieser Art der Übergang dieser Formen zm* Mycelbildung noch möglich ist.
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