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bald weniger reicli, bald iioob in dicken Massen von dem schon im AbblUhen
begrift'enen Brandsporenlager umkleidet (die beiden Photografien von Tafel II
d. Bds.). Die Durchsolmitte aus dem erhaltenen Materiiil ergaben das Bild vom
Innern eines Sclerotinms, amsseii von den dicken Schichten der Brandsporen umhüllt
wie in Fig. 1 u. 2 auf Tafel III. Ich sonderte sogleich das Material in
einen kleineren Teil, cler noch reiche Brandsporenlager an seiner Obei-fläche
hatte und in die grössere Masse der Sclerotien, welche sich nach ihrem völlig
ausgereiften Zustande zum Auslegen für ihre weitere Entwicklung am besten zu
eignen schienen.
Die Sclerotien des ersten Teiles mit dem ßrandsporenlager wurden zunächst
zur Kultur der Brandsiioren verwendet in der Art, da.ss die Brandsporen in
Wasser verteilt und durch öfteres Abschtittehi mit Wasser gereinigt, nun zur
Kultur herangezogen werden konnten. Die Spoi-en keimten in Wasser mit Eegel-
mässigkeit aus und bildeten, genau wie die Brandsporen beim Keisbrande, auf
einem kurzen Sterigma e in e länglich eiförmige Conidie aus (Fig. 14), wie wir
sie ln der ganz gleichen Be.schaffenheit schon von der Keimung der Eeisbrand-
sporeii in Wasser kennen. Es gelang auch durch Zusatz von verdünnten Nähr-
lösiiiigeii, die Conidienbildung in acropetaler Folge in völliger Übereinstimmung
mit den vom lleisbraiide bekannten Tatsachen zu steigern, bis die Veriinreiiii-
guugeii des immeriiiii nicht ganz reinen Sporeiiniaterials der Kultur nach dieser
Riclituiig ein vorläufiges Ziel setzten.
Die Sclerotien des zweiten Teiles hatten nicht immer eine runde Form,
gabelten sich vielmehr in den grössten Bildungen in zwei kurze stumpfe Arme
aus, welche dann dem Ganzen eine stumpf-dreieckige, unr wenig eingebuchtete
horm gaben (die Sclevotien in Fig. 6). Ich legte die Sclerotien zunächst in
feuchten Sand und rührte sie in diesem, nachdem sie völlig durchweicht waren,
so lange ab, bis die au.ssen haftenden Brandsporen weggewascheii waren und der
glänzend schwarze Kern des Sclerotiums klar zu Tage trat. Die Zahl der
Sclerotien zwischen 2—300 wurde daun auf i-eiiiem feuchten weissen Sand in
Kristallisirschalen ausgelegt, und die verdeckten Kulturgefässe zur näheren Sicherheit
noch mit einer Glasglocke überdeckt. Der warmen Heimat des Pilzes entsprechend,
fanden die Kulturapparate in dem warmen Gewäehshause an einer
massig beleuchteten Stelle eine sichere Aufstellung. Es zeigte sich schon nach
acht Tagen, dass die noch ungenügend gereinigten Sclerotien mit fremden Pilzen
und namentlich auch mit Bakterien überzogen wurden, die durcli abermaliges
Versenken in den feuchten Sand und durch Abreiben mit einem geeigneten
Pinsel, sorgfältig entfernt wurden. Diese Prozedur musste noch zweimal, in Abständen
von einigen Wochen, wiederholt werden, dann blieben die völlig gereinigten
Sclerotien in glänzend scliAvarzer Färbung in einem geschwollenen, die
baldige Keimung verheissenden Zustande unverändert von ]\Iai 1895 bis zum
November liegen, bis endlich die Anzeichen der Keimnng eintraten.
In den ersten Tagen des November, also nach sechsmonatlicliem Liegen
im feuchten Sande, zeigte sich anf der schwarzen übei-fläche eines Sclerotiums
ein zartes Flöckchen von gelben Hyphen, die flem frUher beim Reisbrande beobachteten
gelben Luftmycel gleiclisahen. Während das Flöckchen an Umfang zu-
iiahm und sich zu einer anflalligen gelben Hyphenmasse verdichtete, zeigten sich
auch an weiteren Sclerotien die gleichen Flöckchen. Bald waren an die Hundert
in dem neuen vielverheissenden Zustand, der a ls d er B e g in n d er A u s k
e im u n g durch die Wiederkehr der stets gleichen Erscheinungen nicht wohl
missdeutet werden konnte.
An den ersten und ältesten Keimlingen wuchs das gelbe Hyphengeflecht,
während es sich im Umfange ausbreitete, nach oben hinaus. Hier zeigte sich
bald ein verjüngter Hyphenkegel, gleichsam eine Vegetationsspitze, die sich auf
dem Gipfel mehr und mehr verdichtete nnd verbreiterte, bis ein förmliches
Köpfchen sichtbar wurde, so lebhaft gelb gefärbt, wie man es in den Farben
eines Papagei beobachtet. Von unten nach oben nahm der Keimling mm ein
schlankes, kegelförmiges Ansehen an, er ging gleichsam keulenartig aus einem
verbreiterten Hyphenfusse hervor. Mit der Höhe eines halben Centimeters stand
zunächst das Längenwachstum still, sichtbar zu Gunsten der Ausgestaltung des
runden Köpfchens an der Sjntze, welches sich merklich vergrösserte und dabei
seine gelbe Farbe langsam ins bräunliche änderte, bis endlich ein graubrauner
kugeliger Kopf, auf gelblichem Stiel getragen, ausgebildet war, wie in den Einzelbildern
der Fig. Ö fortschreitend gezeichnet ist. An dem Kopfe zeigten sich
dicke Wassertropfen, die aus dem Innern ausgeschieden wurden nnd auf die
Intensität der hier stattfindenden Entvvicklungsvorgänge sehliessen liessen. l\lit
dem Eintrocknen der Wassertropfen hatte der Kopf seine volle Rundung erreicht
und liess auch schon mit der Lupe in der Umris.slinie der Eig. 7 dicht gestellte
VorsprUnge auf der ganzen Überfläche erkennen. Diese streckten sich weiter
nach aussen vor, während inzwischen der Ktiel seine bisher verzögerte Streckung
begann. Auch hier verblassten nun die gelben Hyphen, sie bildeten nur noch
B r e f e ld , Botan. Ünfersuchungon. XV.