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II. Die Erhaltung der Brandpilzformen ausserhalb
und innerhalb der Nährpflanzen.
Wir iiitisseii iimi, iiiischlieseiid an die vergleiclienden ßesjirechimgen des
ersten Absclinittes Ober die pathologischen Erscheimmgeii an den Nährpfianzen
der Brimdpilze noch einem besonderen biologischen Charakter unsere Aufmerksamkeit
ziiiveiiden, der zwar schon an verschiedenen Stellen eine Bertioksichtigung
gefunden hat, der aber einer vergleicbendeii einheitlichen Betrachtung noch nicht
unterzogen werden konnte. E s is t d i e s d ie F r a g e n a ch d er E r h a l t u n g
d e r B i l z f o rm e n a u s s e r h a lb u nd in n e r h a lb der N ä lir p fla n z e n .
Generell ist fUr die E r l ia l t im g dieser Pilze in der A u sb ild u n g ih r e r
B r a n d s p o r e n besonders gesorgt. Die Brandsporen sind mit dicken, verkorkten
Membramen versehen, die meistens eine dunkle Färbung angenommen haben und
die Brandlager zn den auffälligen Erscheinungen steigern, wie wir sie in der
Natur antreffen. Die Brandsporen sind in dieser Anstattimg besonders widerstandsfähig
gegen äussere Einflüsse veranlagt, sie tragen den Charakter als Dauersporen
schon äusserlich au sich. Sie haben auch in den meisten Fällen eine
Keimkraft von langer Dauer, die oft sogar erst nach längeren Perioden der
Kiihe eiuziitreten be.stimmt ist. Die mit der Keimung der Brandsporen aiif-
tretenden Sporen resp. Conidienbildimgen sind für unmittelbare Keimung und
für das Eindringen in die Nährphaiizen bestimmt. Sie haben eine kürzere Keim-
daiier und kommen als' eigentliche Dauerzustände der Brandpilze biologisch an
dieser Stelle natürlich nicht weiter ln Betracht.
Die Brandsporen auf den Boden gelangt, können in diesem während der
Dauer der kalten Jahreszeit verbleiben, um nachträglich erst mit dem Wiedereintritt
der W ärme und dem Beginn der neuen Fegetationsperiode unter günstigen
Umständen auszukeimen und die Keimlingsinfection auszufUliren. Viele
Fonnen von Brandsporen keimen nicht unmittelbar nach ihrer Bildung, sondern
erst iiadi längerer Ruhezeit. Uiu die Keimung durch Beobachtung der einzelnen
Sporen sicher festznstellen, sind die hesoiideven Hülfsmittel notwendig, die S])oren
an reinen gesicherten Orten in ähnlicher Art überwintern zu lassen, wie es iu
der Natur geschieht, bis im folgenden Vegetationsjahre die Keimung eintritt.
Andere h'ormen von Brandsporen keimen bald nach ihrer Bildung zwar nicht
in Wasser, aber in Nährlösungen au.s, erreiclien aber diese Keimfähigkeit in
Wasser nach längerem Liegen in feuchtem Sande, z. B. die Sporen ties Mai.s-
brandes. Wieder andere Sporen .sind zwar nach ihrer Bildung keimfähig, .sie
keimen aber mangelliaft, bleiben äusserlich an den Nährpflanzen .sitzen nntl gelangen
erst später in den Boden zn einer kälteren Jahre.szeit, avo die Keiimmg
nicht melir erfolgt. Die Sporen von all diesen h'ormen kömien, in den Boden
gelangt, unter der Erde avüI i I lange dort verbleiben, bis die äusseren Lmstände
sich so gestalten, dass die Keimung erfolgt und mit ihr die Avirksame Berührung
mit den Keimlingen der Nährpflanzen eintreten kann, z. B. die Sporen von
U s t i l a g o C a rb o und T i l l e t i a C a r ie s. Darüber hinaus haben Avir aber
endlicli noch Brandsporenformeii, Avelche bald nach ihrer Jflldung auskeimen,
welche aber ihre Keimfähigkeit schon nach einer mehr oder minder kurzen Zeit
verlieren. Hierher gehören z. B. die Können des Flugbrandes vom Weizen nnd
von der Gerste. In Jahresfrist, von der einen Vegetationsperiode bis zur nächsten,
haben die Sporen ihre Keimkraft so gut Avie verloren, eine Keimlingsinfection
an der Oberfläche des Bodens ist dann nnAvahvscheinlich oder unmöglich geworden,
Aveil die Keimkraft der Sporen bereits erloschen Ist, Avenn die Keimlinge
der Nährpflanzen sich darbieten.’)
Es ist klar, dass schon an d ie s e r S t e l l e a n d e r e H ü l f sm i t t e l e i n s
e t z e n m ü s s e n , um d ie E r h a ltu n g d er F o rm en zu s i c h e r n , a ls sie in
d en D a u e r z u s tä n d e n d e r S p o r e n s o n s t g e g e b e n s in d . Hier muss eine
unmittelbare Infection an den Nährpflanzen einsetzen zu der Zeit, avo die Brandlager
in den Blüten eben gereift sind. Diese Infection ist nur möglich in den jungen
Fruchtknoten der Blüten, Avelclie in ihren jungen Geweben den Infectionskeimen
zugänglich sind. Die Brandsporen Averden einmal, Avie beim Flugbrande durch
deu Wind von den kranken Pflanzen anf die Blüten der gesunden Pflanzen verri
E in e län g e re A nmerkung ü ber die Ke imdauer d e r Brandsporen, die h ierh e r gehört,
ist, um die Übe rsichtlichkeit des T ex te s nich t zu stören, A-on dieser Stelle an das E n d e des
Abschnittes \'e rse tz t Avorden.
B r e f e ld , Botan. Untersnehungen. XV. s