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Brandlager werden und dass an diesen Stellen dnrch den Einfluss des Pilzes eine
Vergrösserung und Vermeiirung der parenchymatischen Elemente eintritt, in
welchen die Pilzmycelien zur Brandlagerbildung übergehen, ln allen übrigen
Teilen des Blattes waren nur Spuren von dem Pilze zu finden, namentlich auch
in dem Blattstiele. Die Achsen blieben vollständig frei von Brandlagern, und
die Bluteiibilduiig war eine fast normale. Da die Brandlagerbildung vorzugsweise
in den ersten Blattanlagen zur Ausbildung kommt zu einer Zeit, wo die Blutenstände
und die Blüten noch nicht angelegt sind, so wird hierdurch die Wahrscheinlichkeit,
dass eine ßlüteninfection stattfindet, sehr eingeschränkt. Infectionsversuche
bei den Blüten, mit vorher eingesammeiten, keimkräftigen ßrandsporen,
blieben auch ohne Erfolg. Das geerntete Saatgut ergab gesunde Pflanzen.
Bei einer zweiten Brandform, welche in den Blättern die Brandlager ausbildet,
sind die Beobachtungen leichter auszufiihren, weil die Nährpflanzen bei
uns allverbreitet sind. D ie P r o u s t i la g o lo n g i s s im a bewohnt verschiedene
Gräser und namentlich aufiallig die im Wasser lebende Poa aquatica. Die Nährpfianzen
sind in toto von dem Pilze befallen, und alle Blätter zeigen die langen
Streifen der Brandlager, welche sich von unten bis oben erstrecken. Es sind
allein die parenchymatischen Gewebe zwischen den Gefässbimdeln, welche zu
Stätten der Brandlager werden In ihren Zellen verbreiten sich die Mycelien
des Brandpilzes, Avelche durch Vergrösserung und Teilung polsterformig hervortreten.
Mit der Reife der ßrandsporen öffnen sich die Brandlager in lange
Streifen und entlassen die ausserordentlich kleinen Sporen, welche durch die Luft
weithin verstäubt werden. Der Pilz ist überaus verbreitet, und ich habe z. B.
in den alten Festnngsgräben von Münster kaum eine Pflanze angetroffen, welche
nicht brandig Avar. Das Bild der Branderscheinung ist ein ausserordentlich auffälliges,
wenn man gesunde Pflanzen zum Vergleiche heraiizieht. Alle Blätter
einer Pflanze sind der ganzen Länge nach von den ßrandstreifen durchzogen
und unverkennbar ist eine schädliche Rückwirkung des Parasiten auf die Nährpflanze
eingetreten. Ich habe nur einzelne brandige Pflanzen mit kümmerlichen
Blutenständen angetroffen. Die durch die Brandsporen zur Blütezeit inficirten
Blüten ergaben zwar ein Saatgut, welclies brandige Pflanzen nicht hervorbrachte;
die Wahrscheinlichkeit einer Blüteriinfection wird hierdurch nicht gesteigert,
sie ist aber keineswegs ausgeschlossen. Es ist nicht unwahrscheinlich,
dass die ßrandsporen in dem schmutzigen, an organischen Substanzen nicht armen
Wasser zur Auskeimung gelangen, und dass die jungen Saatkeimlinge hier von
dem Pilze befallen werden. Man kann die sehr bemerkensAverten EntAvicklungs-
stadieii, Avelche sich bei keimenden Brandsporen in Nährlösungen beobachten
lassen, überall im Wasser antrefien nnd es hiernach natürlich erklären, dass die
in Wasser auftretendeii Keimlinge der Nährpflanze hier von den Pilzkeimen erreicht
werden.’)
Eine dritte Form eines blattbewohnenden Brandpilzes ist in S c h iz o n e lla
m e la iio g r a r am a gegeben, Avelche die Blätter von Carex ericetorum beivohnt
und hier äusserlich AA'enig auflallige Brandlager in Längsstreifen bildet, in Avelchen
die paarweise zusamniensitzenden Brandsporen zur Ausbildung gelangen; Band X ll,
Tafel IX, Fig. 6— 12.
Weitere Formen von blattbeAvohnenden Brandpilzen sehliessen sich den beschriebenen
drei Fällen mit geringen Abweichungen an, z. B. U r o c y s t i s
C o l c h i c i , welche die Blätter von Colchicum autumnale bewohnt und hier in
bräunlichen Längsstreifen auftritt, die iiusserlich Avenig hervortreten ; liiet ist eine
BlUteninfection ausgeschlossen, Aveil die befallenen Blätter bereits nntergegangen
sind, Avenn im Herbst die Blüten erscheinen.
D ie a ch sen b eA v oh n en d en B r a n d p ilz e treten zumeist in auffälliger
Erscheinung in den Nährpflanzen auf, in der Art, dass die befallenen Achsen
verkrüppeln und nicht zur Blllteiibildimg übergehen. Der bekannte Fall ist in
dem Stengelbrand des Roggens gegeben, der durch U r o c y s t i s o c c u l t a verursacht
wird. Die Roggenhalme bleiben meistens in der Entwicklung zurück,
erreichen nicht die volle Höhe, die Achsen erscheinen schwarz von den reichen
Sporenlagern, und die Ähren gelangen nicht zur Ausbildung. Im Vergleiche zu
den normalen Roggenpflanzen treten die brandigen Individuen auffällig in die
Erscheinung und sind unter Umständen in Roggenfeldern zahlreich verbreitet.
Untei'sucht man die befallenen Pflanzen in jugendlichen Stadien, so flnden sich
die Anlagen der Brandlager in den parenchymatischen Geweben der Achsen vor,
ohne besonders grössere AnschAvellungen an den befallenen Stellen. Erst wenn
die Brandlager mit den schwarzen Sporen gereift und aufgebrochen sind, wird
das Krankheitsbild ein auffälligeres. Die Brandlagerbildimgen gehen durch
mehrere Internodien und infolge der Schädigungen durch den Parasiten, unterbleibt
meist die Anlage oder doch die Entwicklung der Ähren.
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