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Gange der Aufklärung sich anschliessen konnte. Die Brandpilze gehören als
parasitisch lebende Pilze zu den auffälligsten Erscheinungen in der Natur. Viele
von ihnen bewohnen unsere Kulturpflanzen und namentlich unsere Cerealien, wo
sie als Brandkrankheiten des Getreides die Interessen der Landwirtscliaft in
höchstem Grade in Anspruch nehmen, und es besonders nahe legen, die Krankheiten
in ihren Ursachen aufznklären, um sie erfolgreich bekämpfen zu können.
Trotz dieser durch reale Interessen geförderten Anregung hat es ein Jahrhundert
gedauert, bis in dem natürlichen Gange der Entwicklung die Aufschlüsse
erreicht werden konnten, welche jetzt über die Biologie der Brandpilze und der
von ihnen ei’zeugten Brandkrankheiten vorliegen. - - Zu Beginn des vorigen
Jahrhunderts war es zuerst Bénédict Prévost,’) welcher als Ursache der Brandkrankheiten
die Brandpilze in Anspruch nahm, welche in den Brandlagera in
den dunklen Sporen friictificiren. Er versuchte schon durch Beizmittel die Brandsporen
an dem Saatgute zu töten und führte als erster die Beizung des Getreides
mit einer Lösung von schwefelsaurem Kupfer in die Landwirtschaft ein. Wir
müssen die Richtigkeit dieser Vorschläge um so höher schätzen, als sie noch
ohne Kenntnis der Entwicklungsgeschichte, also ohne Nachweis der Keimung der
ßrand.sporen gemacht worden sind. Es vergingen nach Prévost noch vier
Dezennien, bis endlich Tnlasne®) zu Anfling der fünfziger Jahre den Nachweis
erbrachte, dass die B r a n d sp o r e n in Wasser keimfähig sind und dass sie
f r u c t i f i c a t iv mit der Bildung neuer Sporen a u sk e im en . Diese Beobachtungen
von Tulasne bedeuten den nächsten grossen Fortschritt, der nach langem
Stillstände in der Kenntnis der Brandpilze gewonnen wurde. In den Keimlingen
der Brandsporen und der hier auftretenden, für unmittelbare Entwicklung bestimmten
Sporen waren nun die weiteren Angriffspunkte gegeben, Infectionsversuche
an den Nährpflanzen der Brandpilze auszuführen. Tulasne selbst hat
diese Versuche nicht gemacht, aber von den mykologisch gebildeten Landwirten
und Botanikern damaliger Zeit wurden sie vielseitig unternommen mit der ausder
Brandpilze. Sie sind so überwiegend in ihrer Anlage, dass die Ascenfructification nur
in einzelnen Fällen in den späteren Stadien der Entwicklung zur Anlage kommt. Die Formen
der Gattung Hypomyces gehören ebenfalls den Hypocreaceen an. Vergl. die Abhandlung
über Hypomycesformen im IX. Bande d. W.
’) Prévost, Jlemoire sur la cause immédiate de la Carie ou Charbon des blés. Mon-
tauban 1807.
ri Tulasne, Ann. d. sc. nat. 3. Série. Tome 7. 1847 und 4. Série. Tome 2. 1854.
sichtsvollen Hoffnung, hier aufklärende Erfolge zu gewinnen. Es stellten sich
aber bei der Ausführung der Versuche sehr bald die besonderen Schwierigkeiten
heraus, welchen wir hier begegnen. Die Infectionsversuche, welche an den Stellen
ausgeführt wurden, wo die Brandlager zum Ausbruche kommen, blieben erfolglos,
die Pflanzen erwiesen sich hier als imnmn gegen die Infectionskeime. Man überzeugte
sich immer wieder von der Tatsache, dass die an den kranken Pflanzen
befallenen Teile der Infection nicht zugänglich sind und dass eine erfolgreiche
Infection an Stellen der Nährpflanzen stattfinden müsse, welche selbst von dem
Pilze nicht direkt befallen und in Brandlager umgewandelt werden können. Die
hier zu findende empfängliche Stelle verdichtete sich allmählicb auf die jungen
Saatkeimlinge, an welchen das Eindringen der Infectionskeime erfolgen musste,
wenn die Brandlagerbildung in den entwickelten Teilen der Nährpflanze zustande
kommen sollte. Damit stand anch im Einklänge das Auftreten der Brandlager
z. ß. in den Blütenständen der entwickelten Pflanze, die plötzlich aus den
umschliessenden Blättern zum Vorschein kommen und offenbar lange vorher von
innen heraus in ihrer Entwicklung unvermftrkt gefordert worden sind.
Es handelte sich jetzt darum, das Eindringen der Infectionskeime in die
jungen Keimlinge und ihr weiteres Vordringen in diesen und die fortschreitende
Entwicklung in der anwachsenden Nährpflanze zu verfolgen. Hier stiess man
auf scheinbar unüberwindliche Hindernisse und ich habe selbst während meines
Aufenthaltes in Halle die mühsamen Versuclie verfolgen können, welche mein
junger Freund Dr. Reinliold Wolff im Jahre 1871 in unverdrossenem Eifer mit
den verschiedenen Brandpilzformen anzustellen bemüht war. Gros.se Illusionen
in jedem Beginn der Ver.suche und niederschlagende Ernüchterung, wenn sie
erfolglos blieben, folgten einander. Wolff arbeitete namentlich mit Flugbrandformen,
inficirte die jungen Keimlinge und beobachtete in vereinzelten la llen
das Eindringen der Infectionskeime und auch das Durcliwachsen der jungen
Gewebe von den eingedrungenen Keimschlänchen, welche aber zumeist in dum
Gewebe erstarrten und sichtbar nicht weiterkoinmen konnten. Die inficirten nnd
ansgesetzten Keimlinge des Baatgnte.s ergaben keine brandigen Pflanzen, welche
als Beweis der erfolgreichen Infection gelten mu.ssten. Die hier zn überwindenden
Schwierigkeiten wai’en in dem Brandspovenmaterial gegeben, welches bald
gar nicht, bald nur mangelhaft auskeimte und nach diesem schwächlichen Ausgangspunkte
auch kaum einen nachträglichen Erfolg zeitigen konnte. Die immer
wiederkehrenden Ausbrüche des Unmutes von W. über dieses iämmerliche Ver