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VIII. Übereinstimmung in der Formbildung der
Chlamydosporen bei den niederen und bei den
Formen der höheren Pilze.
In all den vorstehend angeführten Fällen von Ohlamydosporenhildung bei
den Basidiomyceten nnd ebenso ancli bei den Ascomyceten ist die Anlage der
Sporen im engeren durchaus übereinstimmend mit den Bildimgsyorgängen, wie
wir sie bei Clilamydomiicor in allen Einzellieiten früher kennen gelernt haben.
Bald erscheinen die Chlamydosporen in ihrer Anlage mehr oidienartig, aber mit
Dauerzuständen verbunden, bald treten .sie rosenkranzformig auf, von Kammerimgs-
wäiideii begleitet, bald bilden sie ein staubiges Pulver, wie bei Nyct. asterophora,
bei Oligoporusfornien und bei Irpieium, bald sind sie in der ¡Hasse des Hutes
uiiregelmässig verteilt, wie es sieh besonders auffällig bei Fistulina hepática zeigt.
Wenn wir nicht wüssten, dass es sich hier bei diesen Chlamydosporenbildungen
mn Nebenfriichtformeu der höheren Filze handelt, so würden wir sie ebenso gut
auch zu den Fällen von Chlamydosporenbildung bei den niederen Pilzen genetiscli
ziirückbezielien können. So übereinstimmend ist liier die Formbildung in den
Chlamydosporen, einmal bei den niederen Pilzen, das andere Mal bei deu Formen
der höheren Pilze.
Die Chlamydosporeu durchziehen von den niederen Pilzen, z. B. von
Chlamydomucor ausgehend, nach Eichtung der Formen der höheren Pilze, das
ganze System der Pilze, wie ein roter Faden, der allein schon geeignet ist, den
genetischen Anschluss der Formen, von den terrestrisch ausgebildeten niederen
Pilzen ausgehend, nach den höheren Fonnen hin zu rechtfertigen. Eine Nebenfruchtform
bei den niederen Pilzen, in Chlamydomucor, schon in den verschiedenen
Eonnbildiiiigeii auftreteiid, begleitet den Gang der morphologischen Dif-
ierenziriiiig durch alle Mittelformen bis zu den höchsten Typen der zwei grossen
Klassen der Ascomyceten und der Basidiomyceten. Schon diese Tatsache allein
weist mit Siclierlieit darauf hin, dass wir die Gesamtheit der Fadenpilze als eine
einheitliche systematisch eng zusammenschliessende Masse von Formen zu beurteilen
haben, welche ihren A iis c h liis s an d ie n ied e r en A lg e n und n u r
au d ie s e natürlich rechtfertio-en.
Die den P i lz e n z u g e s c l ir i e b e n e e ig e n a r t ig e P leo in o r jjh ie in
den iM 'iich tfo rm en ist zu einem Teile mitbedingt durch die Chlamydo-sporen.
Wir können ihr Auftreten als eine eingeschobene Fruchtform bei den niederen
Pilzen zuerst beobacliten, kömien ihre eigenartige Differenzirung und Spaltung
in verschiedene Formen verfolgen und feststellen, dass sie bei ein und derselben
Pilzform in mehreren Formen, die durch Spaltung entstanden sind, auftreten.
Der Höhepunkt in dieser Differenzirung wird erreicht bei den Uredineen, wo die
Chlamydosporen in drei Formen auftreten, von welchen nur eine fructificativ
auskeimt, die übrigen diesen Charakter verloren haben und nur mehr vegetativ
auszukeimen vermögen. Tber die Uredineen hinaus verliert sich die fructificative
Auskeimung der Chlamydosporeu bei den hölieren Pilzen in allen beobachteten
Fällen, mit Ausnahme von den Oidien des Dacryomyces.
F ü r d ie K la s s e der B a s id iom y c e t e n ist d ie P le om o r p h ie in den
Fruchtfonnen ganz vorzugsweise d u r ch d ie C h lam y d o s p o r e n b ild u n g bedingt.
D ie N eb en fru ch tfo r in en in C o n id ien s in d h ie r k aum d ur ch
S p a ltu n g v e rm e h r t, s ie t r e t e n so g a r in v e r e in z e l t e n , s o zu sa g e n n ur
i s o l i r t e n F ä l l e n , a ls N e b e n f r u c h t fo r in e n n eb en den B a s id ie n auf.
In d e r A s c om y c e t e n r e ih e ist die Chlamydosporenbildung, wie wohl in
den möglichen Formen vorhanden, doch nur vereinzelt zu beobacliten. H ie r
sin d e s v o r z u g sw e is e d ie C o n id ie n , w e lc h e s ich o ft d u r ch m eh r fa ch e
S p a l t u n g v e rm e h r t h a b e n u n d w e lc h e d ie P le om o r p h ie in den
F r u c h tfo rm e n d e r S c h la u c h p i l z e b e d in g e n . Nur in den Chlamydosporen
von Ustilaginoidea Oryzae und Panici zeigen die massenhaft auftretenden brand-
sporeiiähnlichen Chlamydosporen noch eine fructificative Auskeimuiig. Iu den
sonstigen Fällen verhalten sich die Chlamydosporen und Oidien den übrigen
Sporen gleich und keimen nur vegetativ aus.
D ie g a n z e P le om o r p h ie d e r P i l z e f in d e t in den j e t z t v o r lie
g e n d e n T a t s a c h e n ih r e eb en so e in fa c lie , w ie n a tü r lic h e A u f k
lä ru n g . D ie C o n id ien sind eine reduzirte Bildmig aus Sporangien, und
aus b e id e n F r u c h t fo rm e n in S p o r a n g i e n u n d in C o n id ien e r h e b e n
s ic h d ur ch F o rm s t e ig e r u n g d ie B a s id ie n n ud d ie A s c e n , v o n e in fa
c h e n C o n id ien fo rm en b e g l e i t e t , die sich durch Spaltung noch vermehren
können. N eb en d ie s en C o n id ie n treten durch Einschiebung, also a ls e in e
e in g e s c h o b e n e F r u c h tfo r in , d ie C h lam y d o sp o r e n in ih r en v e r s c h i e d
e n e n F o rm e n a u f und vermehren die Zahl der Fruchtformen der Pilze, unabhängig
von den Neberifruchtformen in Conidien. In den Fällen, wo die
Chlamydosporen sich durch Spaltung vermehrt haben, erhebt sich der Formenreichtum
in den Nebeufruchtfoi'inen, z. B. bei den Uredineen, zu der eigenartigen
B r o to ia . Bütaii. Uut