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l'oniieii iler S c h le i n i])ilz e mit ajrgregierteii Plasmodien, z. B. von D ic t y o s t e l iu m
und von P ü ly s p lio n c liliiin i, kultivieren will, ist es notwendig, dass das Substrat
hinreichende Fonchtigkeit resj). Flüssigkeit enthält, in welcher sieh die beweglichen
Amoeben, die der Bildung der PseudojJasniodien voraiigebeu, für die
Dauer des vegetativen Lebens entwickeln können. Sie bedürfen des nassen
Substrates so lange, bis die Fructification beginnt, bis die Plasmodien zur Bildung
von I'rnebtköriiern Übergehen, Diese werden aber wieder nur an Teilen des
trockneren Substrates entwickelt. Ist nun das Substrat für die vegetative Entwicklung
zu trocken nnd darum ungeeignet für eine günstige vegetative Entwicklung,
so wird hierdnrob die Bildung von Frncbtkörpern mehr oder minder
stark eingeschränkt. Ist es ausreichend fenoht bis nass, so geht die üppigste
Entwicklung vor sieh. Auf ObjekttrSgerknltureii kann man alle Einzelheiten
dieser Entwicklung unter dem Mikroskop verfolgen. Es hängt hier alles davon
ab, dass die Nährlösungen und das Anssnatinaterial b a k t e r i e n f r e i , also rein
ist, dass durch Baktei'ien keine Störungen eintreten. Der Pilz lebt nicht in
Symbiose mit Bakterien, sondern in Abhängigkeit von reinen, bakterienfreien
Nährlösungen, und die irrtümlichen Angaben, welche in iienerer Zeit verbreitet
sind, dass diese Pilze resp. die Amoeben von Bakterien leben, erklären sich
einfach daraus, dass man die Natur dieser Pilzformen und ihre Entwicklung in
reinen Substraten nicht versucht hat oder nicht versuchen konnte. Ich selbst
babe diese Pilze entdeckt nnd ihre Kultur seit dem Jahre 1868 stetig fortgesetzt
und kann unr aussagen, dass die volle Üppigkeit der Pilze in bakterieiifreien
Nähilösimgen nnd iu genügend nassen, bakterieufreien Mistformen am sichersten
erreicht wird.')
Aber anch bei den Fonnen d e r h ö h e r e n P i l z e spielt der Feuchtigkeitsgehalt
des Nährsnbstrates in einzelnen Fällen für deu Giuig der Entwicklung
eine Hauptrolle. Der G o p r in n s s t e r c o r a r iu s ist bekanntlich durch die Bildniig
von Sclerotien ausgezeichnet, ans welchen sieh durch direkte Keimung die
Fruchtkörper von Co|n-inus entwickeln. Man findet diese Sclerotien besonders
reichlich anf sehr feuchtem Kuhmiste, den man unter Glocken ausgelegt hat.
Ebenso geht die Solerotieiibildung in genügend feuclitem, resp. nassem, sterilisiertem
■) Man vergleiche hierzu meine ausführlichen Abhandlungen, welche im V I Teile d. W.
niedergelegt und seit der Veröffenffichung in ununterbrochenen Kulturen weiter und sLhor
bestätigt sind.
Pferdemist in solcher Üppigkeit vor sich, dass man die Sclerotien kiloweise
erzeugen und leiclit zur unmittelbaren Auskeimung in allen Formen verwenden
kann.’) Man braucht nur den zur Kultur verwendeten Pferdemist weniger feucht
anzusetzen, so tritt die Sclerotienbildung znriiek nnd hört unter Fm.ständen ganz
auf. Wenn die Kulturen ein bis zwei Alonate gestanden haben, kommen mm .statt
der Sclerotienbildung d ie F r u c h tk ö r p e r des Coprinus direkt zur Frscheimmg,
und zwar in Rie-seriexemplaren, wie man sie sonst nur aus den grössten Sclerotien
zu ziehen vermag. Ich hatte diese Beobachtung, dass der Coprinus ohne Sclerotien
auf dem Substi-ate auftritt, schon früher gemacht und glaubte anfangs, dass hier
eine besondere Form von Ooprinus Vorlage, die durch den Mangel an Sclerotien
ausgezeichnet sei. Durch fortgesetzte Kulturversuche konnte icli mich aber davon
überzeugen, dass hier allein die Wirkung des mehr oder minder feuchten Substrates
zur Geltung kommt, dass in dem n a s s en S u b s t r a t e d ie S c l e r o t i e n
so g u t w ie a u s s c h l i e s s l i c h und in tr o c k n e r e in S u b s t r a t e d ie F r u c h t k
ö r p e r o h n e v o r a u s g e g a n g e n e S c l e r o t i e n ebenso ausschliesslich zur
Ausbildung gelangen. Ich zog dann aus diesen letztgewonnenen Fruchtkörpern,
je nach Belieben, in nassem Substrate stets Sclerolien und in trockiiereni Sub.strate
immer wieder die Fruchtkörper ohne Sclerotien.®) Fälle ähnlicher Art dürften
keine Seltenheit sein und auch bei anderen Pilzformen aufgefunden werden,
wenn erst die Kulturen der Pilze auf sicherer Grundlage der Reinkultur mit
den best verfügbaren Nährsubstraten, wie sie jetzt möglich sind, in grösserem
Umfange bei allen zugänglichen Formen durchgefuhrt werden kömien.
Auch d as L i c h t spielt fü r d ie E n t \ \ i c k lu n g d er P i l z e eine gi-össere
Rolle, als man in früherer Zeit annehmen zu müssen glaubte. Ich habe an
verschiedenen Stellen in diesem Werke, so namentlich im dritten und im achten
Bande, eine ganze Anzahl von Beobachtungen mitgeteilt, in welchen die Bedeutung
des Lichtes für die Entwicklung und für die Gestaltung einzelner Pilzforinen
experimentell dargelegt ist. Ich konnte den Nachweis führen, wie die Kulturen
von C o p r in u s s t e r c o r a r iu s , wenn man aus feucht gelegten Sclerotien die
’) Die diesbezüglichen Untersuchungen sind bereits im III. Teile d. W. veröffentlicht
und durch zahlreiche Abbildungen veranschaulicht worden. 1878.
*) Die weiteren Einzelheiten über diese mühsamen, aber erfolgreichen Kulturversuche
dos Coprinus stercorarius werden in einem der nächsten Bände d. W. zur ausführlichen Veröffentlichung
kommen. Sie sind hier nur in ihren wichtigsten Endresultaten kurz zusammen-
B r e ie id , BoUn. Un