
geringen ]\Ienge von Würze versetzt, erwiesen sich für den Kartoffelpilz ganz
besonders zusagend. Es wurden grosse Mycelien gebildet mit Fruchtträgern,
welche an Grösse kaum denen iiachstehen, die wir auf der Kartoffelpflanze
-selbst antretfen.
ln der gleichen Weise, wie es hier von der Kartoffel geschehen ist, kann
man von b e l i e b ig e n a n d e r e n N ä h r p f la n z e n S u b s t r a t e h e r s t e l l e n u nd
d ie a u f ih n e n p a r a s it ie r e n d e n F i l z e d a r in k u l t iv i e r e n . Wenn die
nni mei.sten befallbaren Teile der Nähr])flanzen nur schnell getrocknet, kalt ausgezogen,
sterilisiert und je nacli Ihnständen mit etwas Würze versehen werden,
gelingt es fa.st immer, Nährlösungen zu gewinnen, in welchen diese para.sitischen
Pilze mehr oder minder leicht und üjipig gedeihen.
Ich kann auch ein besonderes Beispiel anführen vou den Formen der
(hittung Nyctalis unter den Plutjiilzen, namentlich von N y c t a l i s p a r a s i t i c a ,
welche in der Natur niemals anders als auf den grossen Hüten von R u s su la
gefunden wird. Wenn man die nicht befallenen Fruchtkörper von Russula zerschneidet,
schnell trocknet, kalt auszieht, sterilisiert und mit etwas Würze versetzt,
erhält man eine Nährlösung, in welcher die Kultur von Nyctalis bis zur Ausbildung
von Chlamydosporen in Oidien und eigentlichen Chlamydosporen und
auch in I'rnchtkörpeni mit Sicherheit eintritt.’)
Dasselbe gilt mm auch füi- einen zierlichen P'adenpilz, für den Mn cor
fu s i g e r , der in der Katar auf verschiedenen P'ormen von C o l ly b i e n , den
häufig vorkommenden Hutjiilzen, parasitisch anfzutreten pflegt. Sammelt man
die P'ruchtkörper von Collybia, trocknet sie schnell und benutzt sie zur Herstellung
von kalten Auszügen, die mit etwas Würze versetzt werden, so überzeugt man
.'¡ich bald, wie die iu anderen l\ledien keimungsunfähigen oder schwer anskeimenden
Sporangiensporen auf das leichteste auskeimen nnd Mycelien bilden, an welchen
sowohl Sporaiigienträger, wie auch Zygosporen in der P'olge zur Ausbildung
gelangen.
Ich komme hiermit von selbst zu den Fruchtkörpern der Pilze, welcbe
vielfach von anderen P'adenpilzen parasitisch befallen werden, die andenten, dass
diese F r u c h tk ö r p e r v o n P i l z e n e in g e e ig n e t e s S u b s t r a t fü r P i l z e
n tw i c k e lu n g sin d . Es lassen sich von diesen grossen Pilzfruchtkörpem
’) Die Kulturen von Nyctalisformen sind in dem VIII. Bande d. W. ausführlich
beschrieben und auf Tafel V und VI abgebildet.
sehr leicht Nährmedien her.stelleii, welche für einzelne Fälle den Vjrzng gegen
andere für die Kultur der Pilze verdienen. Nach meinen langen Plrfahningen
sind N ä h r lö s u n g e n v o n d en F r u c h tk ö r p e r n der essbaren Pilze, also
z. B. von P s a l l io t a c am p e s t r is , von B o le tu s e d u l i s , vou L a c ta r iu s
d e l i c io s u s etc., mit vielem Vorteile zu verwenden. Alan .sammelt die frischen
P'ruchtkörper, zerschneidet sie, trocknet sie schnell, zieht sie mit kaltem Wasser
aus nnd setzt nach der Sterilisierung je nach Umständen etwas Bier-Würze zu.
Die Nährlösungen halten sich ebenso lange wie alle die anderen, wenn sie nur
genügend sterilisiert und für längere Aufbewahrung eingedickt sind, unfl man
kann sich namentlich davon überzeugen, dass in diesen Nährlösungen die Sjioren
der zugehörigen und anderer Pilze leichter auskeimeu, als in anderen Nährmedien.
Bei N ä l i r lö s u n g e n , welche ich z. B. aus P 'is tu lin a h e p á t ic a hergestellt
hatte, war es ganz besonders leicht, die P'istulina zu kultivieren nnd gi-osse
Alycelien zu gewinnen, in welchen schon früh die sonst nur in jungen Fruchtkörpern
von P'istulina gefundenen Chlamydosporen bald einzeln, bald in längeren
Reihen, zur Ausbildung gelangten.
Statt der unmittelbar ans den getrockneten Pilzfruchtkörpern herge.stellten
Nährlösungen kann man auch die P'ruchtkörper vou diesen im trockenen Zustande
aufbewahren, um nachträglich zu jeder beliebigen Zeit die Nährlö.sungeii
in der eben beschriebenen Weise herzustellen. Hierfür ist nur nötig, die zerschnittenen
und getrockneten P'ruchtkörper nachträglich auch gegen In.sektenkeinie
zu sterilisieren, die fast stets in ihnen vorhanden sind. Dies geschieht am zweckmässigsten
in der Art, dass man das getrocknete Material in einem geschlossenen
Gefässe im Dampfbade einen Tag erhitzt. Nach meinen Erfahrimgen sind dann
alle tierischen Keime getötet, und man kann das trockene Alaterial Jahre hindurch
in genügend geschützten Gläsern, die mit sublimatisiertem Papier über
dem Glasscheibendeckel Uberbmideii sind, aufbewahreii. P'ür die nachträglich
zu besprechende Herstellung von Massensubstraten aus den P'ruchtkörpern der
Pilze ist diese Art der Konservierung der getrockneten, gegen Pilz- und Insektenkeime
sicher sterilisierten P'ruchtkörper dringend notwendig und ganz besonders
zu empfehlen.
Die verschiedenen P'ormen der Nährlösungen, welche ich in dem vorausgegangenen
Abschnitte in einer grossen Zahl von Variationen angegeben und iu
ihren einzelnen Vorzügen besonders berücksichtigt habe, lassen sich nun mit
Vorteil fiir die ICiütur einer grossen Zahl von Pilzfürmen verwenden. Man