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b ild e t e n A b t e i lu n g v e r s c h m e l z e n d ie S c h w ä rm e r r e sp . A m ö b e n
m it e in a n d e r zu w ir k li c h e n P la sm o d ie n , zu grossen, weichen Sarcode-
inassen, welche freie Bewegung besitzen, und ans welchen sich dann erst nach
mehr oder minder längerer Zeit vegetativen Lebens die Fruehtkörper ausbilden. —
I) i e F ü r m e n m it S c h e i n ]> 1 a s m o d i e n a u s z u s a m m e n g e k r o c h e n e n
A m ö b e n sind erst von mir im Jahre 1869 aufgefunden worden und in
D i c t y o s t e l i u m begründet und weiterhin durch P o ly s p li o n d y 1 i u m bereichert
worden. Audi die einfachsten Formen der G u t t u l in e n , welche noch keine
Fruehtkörper besitzen, habe ich schon im Jalire 1870 untersucht, wurde aber
durch deu Krieg abberufen, ehe ich ganz sicher darüber war, dass hier eine
Vei'schmelzung der Amöben nicht stattfindet. Die anfängliche, nicht von mir
ausgehende Annahme, dass aus den zusainmengekroclienen Amöben transitorisch
ein Plasmodienzustand liervorgehe, habe ich schon bald nachher berichtigen, aber
erst durch die Untersuchungen von Polysphondylium 1882 veröffentlichen können.
Durch lange fortgesetzte Kulturen in grösster Zahl, welche in vollster Üppigkeit
nur in reinen, bakterienfreien Nährlösungen möglich waren, habe ich alle die
verschiedensten Stadien der zu der Anlage der Fruclitköi-per zusammengekrochenen
Amöben mitersncht und sicher nachgewiesen, dass zu keiner Zeit
eine Verschmelzung der Amöben stattfindet, vielmehr in der zusammengekrocheiien
Amöbenma.sse, in den Scheinplasmodien, die central gelegenen Amöben zu sterilen
Stielzellen werden, während die übrigen Amöben zur Bildung von Sporen übergehen,
wenn sie mit Beendigung der Stielzellen auf die Spitze des gebildeten
Stieles zusaiiimengekrüchen sind. ’)
D ie K u ltu r d ie s e r F o rm e n der Schleimpilze i.st eine sehr emfache.
Sie gelingt in bakterienfreien N ä h r lö s u n g e n in der Frist von 4 bis 6 Tagen
mit voller Sicherheit, und man kann .sie in allen einzelnen Stadien der Entwicklung
auf übjektti-ägerkulturen mühelos beobachten und bis zu Ende verfolgen.
Es ist nur nötig, dass die Bakterien ausgeschlossen werden, welche die
Kulturen stören.
Auf A la s s e n s u b s t r a t e n , auf ausgekochtem Pferdemist, sind die Kulturen
nur dann erfolgreich, wenn das Substtat nicht zu ti'ocken ist. In dem vegetativen
Zustande sind die Amöben, ihre Vermehrung durch Teilung, die Bildung der
0 Die näheren Einzelheiten sind in meiner Abhandlung über Dictyostelium und Po-
lysphondylium im VI. Teile d. W. einzusehen.
Scheinplasmodien auf hinreichend feuchtes Substrat angewiesen; erst in frncti-
ficativem Zustande treten sie über das Sub.strat hinaus, um ihre Fruchtkörper
auszuhildeu. Das ausserordentlich zierlich verzweigte, in seinem fpiirligen
Aufbau äusserst bemerkenswerte P o ly s j ih o n d y liu m v io la c e u m ist offenbar
eine südlich lebende Form, die ich bei meinem längeren Aufenthalte in Italien
nach dem Verluste meines einen Auges in Rom aiiffand und nach meiner
Rückkehr in Deutschland noch in Kultur nehmen und abschliessend untersuchen
konnte.
Bei der eigenartigen Entwicklung dieser Schleinipilze, ihrer Auskeimung
zu Amöben und nicht zu Alycelien, ist eine Invasion und V e rw e c h s e lu n g
mit den Formen der Fadenpilze so gut wie a u s g e s c h lo s s e n . Ahm kann
unbedenklich g a n z e S p o r a n g i e n o d e r g r ö s s e r e S p o r em n e n g e n aus diesen
zur Kultur verwenden, kann die Auskeimung der einzelnen Sporen zu Amöben
sicher verfolgen, hat aber hier nicht nötig, eine einzelne Spore zum Au.'igange
der Kultur zu machen.
Die bisher beobachteten Fonnen der Schleimpilze mit ScheinjJasmodien
sind Alistbewohner, und das Alaterial für die Kulturen ist auf au.sgelegtem,
frischem Aliste, der hinreichend feucht erhalten wird, und am besten auf genügend
feuchter Unterlage sich befindet, leicht zu gewinnen. Ich habe Dictyostelium auf
Kaninchen- und Hasenlosung gefunden, die hinreichend angefeuchtet und auf
feuchtem Fliesspapier ausgelegt war, und wiederholt in ganz reiner Form und
üppiger Entwieklung angetroffen, ebenso auch auf Fäkalien von Kühen, die
•weniger von grossen Alucoriiieenformen bewohnt werden. Auch auf Pferdemist
sind nach dem Abblühen der AIncorineen diese zierlichen Schleimpilze fa.st immer
anzutreffen, wenn nur für hinreichende Feuchtigkeit des Substrates naehträglicli
gesorgt ist.
Es ist unschwer möglich, das einmal rein gewonnene Alaterial der vorgenannten
Formen mit Scheinplasmodien in fortlaufender Kultur zu behalten,
auf sterilisiertem Pferdemist oder auch auf Sägespäiien, welche mit Mistdecoct
uud einem geringen Zusatz von Bierwürze gedüngt sind. Die Sporen dieser
Pilze bleiben in diesen Kulturen bis 5 Alonate keimfähig uikI können zn jeder
Zeit von den Frnchtträgern entnommen, zu neuen Kulturen, namentlich auch
für UnterrichtiZwecke verwendet werden.
Bei den F o rm en d er S c h l e im p i l z e m it f u s io n i e r t e n P la sm o d ie n
ist die Kultur in r e in e n N ä h r lö s u n g e n ebenfalls eine leichte. Die Sporen
B r e f e ld , Botan. 'antersuchmigen. XIV. 14