
ist nun aber der B r a n d , welcher auf P o ly g o n u m H y d r o jiip e r in den
Früchten dieser Nährpflanze auftritt. Das Brandlager des Pilzes wird erst sichtbar
durch Aufreissen der befallenen Fruchtknoten an der Spitze, an welchen durch
das klappenibnnige Zurückschlagen der aufgerissenen Stellen die dnnkel-violetten
Brandlager zur Erscheinung kommen. Es sind, wie ich mich überzeugen konnte,
meist alle Erüclite einer Nährpflanze von dem Pilze befallen, dev immer nur an
solchen Standorten auftritt, wo an recht schmutzigen, an organischen Substanzen
reichen Stellen die Nährpflanzen sich finden. Untersucht man die jüngeren
Früchte der befallenen Pflanzen, Avelche noch nicht an den Spitzen aufgeklappt
sind und sich durch starke Anschwellung als pilzbefallen verraten, so überzeugt
man sich leicht, dass der Fruchtknoten ganz von dem Pilze befallen ist, dass
aber die reifen Sjioren des Pilzes nur in einer mittleren Schiclit zur Ausbildung
kommen (Fig. 15b anf Tafel IV d. Bds.) und dass die zentral angelegten Sporen
ebenso wie die jieripherischeii Sporenanlagen steril bleiben, in ihren Alembranen
mehr oder minder stark vergallerten und sich auch zu einem losen Gewebe-
schlusse verbinden können. Durch die zentral angelegten sterilen Sporen wird
gleichsam eine Alittelsäule ausgebildet, welche von dem eigentlichen Sporenlager
umgeben ist und Aviederum nach aussen durch die sterilen Sporen der Peripherie
umschlossen Avird. Eine Hyphenhülle aus sterilen Alycelien fehlt vollständig, es
bleiben die Epidermis und meist noch ein paar Gewebeschichten der Fruchtknotenwand
erhalten, auf Avelche erst die lose verbundenen sterilen Sporenschichteii
folgen. Diese können in einzelnen Fällen, bis zur vielfachen Lage
fortschreiten und sind meist etwas stärker ausgebildet Avie die sterilen Sporen der
Columella. AVenn man durch successive (Querschnitte und durch Längsschnitte
die jungen Fruchtknoten untersucht, findet man in den unteren Teilen des Frnclit-
knotens die noch ungefärbten, sporenbildeiiden, gleichsam hymenialen Zonen des
Pilzes, welche nach oben, in die Sporenanlagen übergehen. Die hier angelegten
Sporen differenziren sich immer in derselben AVeise in der äusseren Periiflierie
in sterile ungeflirbte Sporen mit .stark gallertigen Alembranen und engem Lumen,
lose verbunden, dann in die mittleren fertilen Sporenschichten und in die
innersten, wiederum sterilen Sporen, Avelche gleichsam die Columella darstellen.
Der Pilz bildet also eine äussere Hülle aus farblosen sterilen Sporen um das
eigentliche dunkle Sporenlager, während zugleich aueh die innersten Sporen zu
sterilen Hullzellen und niemals zu fertilen Sporen angelegt werden. Alan kann
die Grenze in den einzelnen Schichten von unten nach oben verfolgen und feststellen,
wie, je nacli der hago der Sporen, ihre Anlage in sterile Hüllzelleii oder
in fertile Sporen erfolgt. Der Nachsclmb der Sporen von nuten ist ganz deutlich
erkennbar. Er erfolgt cintractienartig in Scheinreiheii, wie bei Anthracoidea
etc. Das Aufreissen des befallenen Fruchtknotens an der Spitze wird
wahrsclieinlich durch den Nachschub der Sporen von unten her niitverursacht
werden, wobei die Anfcpielhmg der sterilen Sporemnenibraneii mitwirksam sein
durfte. (Die Fig. 15 a u. b auf Tafel IV dieses Bandes.) Ob es richtig ist,
nach dieser örtlich scharfen Diflerenziruiig der Sporenanlagen in sterile und in
fertile Sporen, diese Form als besondere Gattung mit dem Namen S p b a c e lo tlie c a
H y d r o p ip e r is zu bezeichnen, mag dahin gestellt sein.') Jedenfalls treffen wir
namentlich in den blütenbewohnenden Brandpilzen die Bildung von sterilen
Sporen neben den fertilen liäußg an, nur nicht so scharf örtlich begrenzt. Die
Keimung der fertilen Brandsporen ist die gewöhnliche wie bei anderen Ustilago-
formen mit vierzeiligen Hemibasidien und reichlicher Conidienbildung.
Bei den Brandformen der vorgenannten Polygonmn-Arten findet zweifellos
eine Keimlingsinfection im Boden statt. Eine Blüteninfection ist wenig wahr-
scbeiulich, weil die Brandlager zn einer Zeit auftreten, wo die Blütezeit der
Nährpflanze schon vorüber ist. Bei U s t i la g o H y d r o p ip e r is keimen die Sporen
nicht sogleich, sondeni erst nach Monaten aus, wenn sie im Keller, in feuchter
Erde ausgelegt sind. Hiernach ist eine Blüteninfection so gut wie ausgeschlo.ssen.
Die Brandkrankheiteii der Polygonum-Formen treten .stets an den Stellen auf,
wo eine saprophytische Entwicklung der Brandpilze im Boden besonders begünstigt
ist. Die Ustilago Hydropiperis habe ich immer nur in sehr schmutzigen
Gräben aiigetroflen und ebenso die Ustilago utriculosa in stark gedüngten Ackerböden.
(Man vergl. hierzu den Text im XII. Bde.)
Zweckmässigerweise finden an dieser Stelle die B r a iid p ilz fo rm en und
die pathologischen Ersoheimmgeii eine Berncksichtigimg, welche in deu B lu te ii-
k ö p f e n v o n C om p o s ite ii bisher gefunden sind. In den Kö|ifen versehiedener
Disteln ist die U s t i la g o C a rd iii aiigefroffen, welche die Schliessfrüchte der
Nährpflanzen in ein Brandlager uniwandelt. Die befrillenen Blütenköpfe verraten
sich durch ihre abweichende Erscheinung schon äusserlich und zeigen bei nälierer
Untersuchung, dass das innere Gewebe der Achaenien in ein Brandlager umist.
') Man vergl. hierzu die Ausführungen namentlich über die Keimnng der Sporen von
Ustilago Hydropiperis im XII. Bd. d. AV.