
Wir brauclipii mir grosse Zeiträume einzusetzen, um die hier angedeuteten,
stetig fortschreitenden, zur vollständigen Karbonisierung führenden Vorgänge,
welchen die organischen Pflaiizentelle ohne Verwesungs-Organismen unterliegen,
richtig beurteilen zu können. Der l'orf ist die jüngste Bildung dieser Art, die
Braunkohle die schon etwas ältere Stufe, die Steinkohle die zur fast völligen
Karbonisierung fortgeschrittene organische Masse vou Moor und Sumpfpflanzen,
welche unter Wasser den Einflüssen der Pilze dauernd entzogen sind.
Durch die Vorgänge resp. Veränderungen au unserer Erdoberfläche sind
diese organisclien Reste einer früheren Moor- und Sumpfvegetation unter die
Erde geführt und werden heute als Ivager von Braunkohlen und Steinkohlen
ausgegraben und als Brenmnateinal resp. als Kraftquelle für die Bedüi'fnisse
un.serer modernen Kultur verwendet.
Wenn man erwägt, dass es sich hier nur nm die organischen Überbleibsel
einer Veo-etation in moorigen sumptigen Gegenden handelt, und wenn man
weiter bedenkt, dass diese Reste einer organischen Welt, welche unter den angeführten
Umständen der Zerstörung durch die terrestrisch lebenden Pilze entgangen
sind, das Material abgeben für die Unterhaltung unserer modernen
Industrie uud unserer modernen Kultur, dann gelangt man unschwer zu einer
richtigen Beurteilung über die wiclitige und grosse Bedeutung der Pilze in der
Natur und die stetige Wirksamkeit der Verwesungs-Organismen, wie sie sich
continnierlich auf der Erdoberfläche in der organischen Welt und ihren Überresten
iimnerklich vollzieht.
Dass bei dem Tintergangc der Tiebewesen im Meere die Verwesungs-
Organismen, also die terrestriscb lebenden Pilze, ebenfalls nicht zur Wirkung
kommen können, versteht sich ganz von seihst. Über die Vorgänge der weiteren
inneren Zersetzungen, welche hier Platz greifen müssen, ist man nicht sicher
unterrichtet, hat aber für den Ursprung des Petroleums und der Petroleuniquellen
in der Erde keine andere Erklärung, als die, dass sie aus der inneren
Zersetzung von grossen imd massenhaft angehäuften Meeres-Organismen, namentlich
von Tieren, herstammen, welche ohne Verwesungs-Organismen der inneren
Zersetzung anheim gefallen sind, an den Stellen, wo diese nachti'äglich unter die
Erde verschüttet wurden.
Wenn wir die Kohlenlager, die von den Filzen verschonten organischen
Reste früherer Vegetations-Perioden, nicht besässen, so würde uns die Kraftquelle
nicht zur Verfügung stehen, über welche wir heute verfügen. Man sagt wohl,
wenn die Kolilen verbraucht sind, dann tritt die elektrisclie Kraft an ihre Stelle.
Diese wird aber, wie auch die anderen uns verfügbaren Kräfte, zumeist in letzter
Instanz mit Hilfe der Kohlen erzeugt. Wenn uns nichts übrig bleibt, wie das
Brennmaterial der augenblicklichen Vegetation und die Kräfte von Wassei-fällen,
eventuell von Ebbe und Flut, so ist unsere moderne Industrie und unsere
moderne Kultur, ohne Kohlen, dem Rückgänge unabwendbar preisgegeben. Wenngleich
diese Erwägung auch zur Vorsicht mahnt, mit dem Kohlenmaterial
sparsam uinzugehen, so wiegen sich die jetzt lebenden Generationen mit dem
Gedanken zur Ruhe, dass diese Zeit noch weit von uns liegt.
Sehen wir von der Bildung grösser organischer Massen, wie sie in den
Kohlenlagern als Reste von Sumpfpflanzen au.s früheren Vegetatiün.s-Perioden rler
Erde gegeben und durch die Verhinderung der Einwirkung der Verwesungs-
C)rganismen erhalten geblieben sind, hier ab, so finden wir auch gegenwärtig
noch an vereinzelten Stellen auf der Erdoberfläche Verhältnisse im kleinen vor,
unter welchen die organische Welt in ihren Resten einer langsameren uud nnvoll-
komnieneren Zerstörung durch die Pilze anheimfällt, als es son.st im allgemeinen
geschieht. Diese Verhältnisse sind namentlich gegeben an feuchten Stellen, wo
eine üppige Pflanzenvegetation zur Entwickelung kommt. Die hier abfallenden
auf und in der Erdoberfläciie verbleibenden Pflanzenreste können in dem zu
feuchten Boden, der den Verwesungs-Organismen ungünstig ist, nur langsam und
nur teilweise zerstört werden. Auch hier bleiben aus den organischen Resten
mit fortschreitender Zersetzung stark karbonisierte, schwarze, organische &Ia.sseii
zurück, die man wohl als Humus bezeichnet und die aus einer langsamen inneren
Zersetzung, einer Hnmiflcation, der organischen Substanzen fortschreitend gebildet
sind. Es wird die organische Substanz nur teilweise von Verwesungs-
Organismen zerstört, die ziirückbleibenden organischen Reste färben sich dunkler
mit fortschreitender innerer Zersetzung, d. h. durch Karbonisierung der organi.schen
Reste, welche mit einer Schwärzung verbunden ist
Diese so gebildeten organischen Reste, mit Erde vermischt, stellen die
sogenannte Humuserde dar, welche für die Vegetation der Pflanzen eine wichtige
Rolle spielt. Die Humuserde, au trockenen Stellen für den Acker verwendet,
oder auch in Komposthaufen durch die Anhäufung von organischen Resten mit
Erdreich untermischt besonders, gleichsam künstlich, erzeugt, gibt dem Boden den
Charakter eines fruchtbaren Erdreiches, in welchem die Pflanzen üppiger gedeihen
und die Vegetation bedeutend gefördert wird. Die Beimischung von