
welclien hier in noch unbekannter Art die Fruehtkörper unter der Erde angelegt
werden.
In einem etwas späteren Stadium der Entwickelung werden die F r u c h t -
k o r p e r von anderen Ascomyceten, z. B. d e r E r y s ip h e e i i , in den Dauerzustand
übergefiilirt, während sie noch an ihren Substraten befestigt sind. Sie
fallen mit den betrefieiiden Pflaiizenteilen, meist Blättern, auf welclien die Melil-
tau])ilze parasitieren, zur Erde und bleibeu in dem im Herbste erreicliteii Zustande,
der scliüii die Anlagen von Ascen mit den Sjioren zeigt, bis zum Frühjahr
unverändert liegen, um dann erst die Reifung der Ascen mit ihren Sporen
zu vollziehen, die Frachtkörperwand aufzusprengen und durcli Aufplatzen der
Ascen die Sporen zu eiitlö.scheii. Will man die Beobachtungen hier durchführen,
so 1UUS.S man das Material mit den Ferithecien an einem gesicherten Orte im
Freien belassen, im Früliiahr die Ferithecien freimachen, um dann auf Objektträgern
den weiteren Gang der Pkitwickelung bis zum Aufplatzen der Früchte
und der Entlöschung der Sporen aus den Ascen verfolgen zu können. Zur
Vollendung der letzten Reife der Fruchtkörper ist nichts notwendig, wie reines
"Wasser, und es bedarf nur der genügenden Vorsiclitsmassregeln, die letzten
Stadien der Entwickelung im Frühjahr ohne Störung sich vollziehen zu lassen.
Abgesehen von den fructifieativen Bildungen bei den Filzen und ihrer
weiteren Kultur in blossem Wasser, gibt es nun auch rein v e g e t a t i v e E r z
e u g n i s s e b e i d en F i l z e n , die schon lange den Namen S c l e r o t i e n führen
und durch verschiedene und eigenartige Formbildungen ausgezeichnet sind. Diese
generell als Sclerotien bezeiclmeten Bildungen bei den Filzen k e im e n ohne
weitere Hülfsmittel in r e in em W a s se r a u s auf Kosten der reichen Nährstoffe,
welche in ihnen aiigehäuft sind. Sie erreichen in einzelnen Fällen eine riesige
Grösse, und die grossen Sclerotien von ausländischen Basidiomyceten mit grossen
h ruebtköqiern können die Dicke einer Faust oder eines Kindskopfes und das
Gewicht von bis \ kg erreichen. Die kleineren, bei uns vorkonmienden
Bildungen sind sowolil bei den Formen der Ascomyceten wie bei den Basidiomyceten
beobachtet worden. Bei den Ascomyceten ist das M u t t e r k o r n , das
im Getreide und auch in anderen Gräsern vorkommt, die auffiilligste Erscheinung
dieser Art. Die im i ruchtknoten des Roggens üppig vegetierenden Mycelfäden
vei-flechten sich nach Beendigung der vorher reichlich erfolgten Conidienbildung
durch starke Verzweigung eng und dicht nnd bilden schliesslich einen
grossen hornförmigen Körper aus, dessen äussere Fadenschichten sich gewebeartig
zusannnenschliessen und dann eine Verkorkung erfahren. Die inneren,
uiigeiürbten Hyjihen des Sclerotiums sind nur .selten gewebearlig verbunden, aber
mit dichtem Inhalte von fettigen Reservestoflen angefüllt. Diese rein vegetativen
Bildungen machen einen Ruhezustand bis zum folgenden Jalire durch und
keimen in feuchter Erde resp. mit Hülfe liiureicheiider Befeuchtung im Boden
zu dem bekannten Mutterkornpilz, C la v ic e p s ]> u rp u r ea , aus. Schon Tulasne
und Kühn’) haben diese Auskeimung der Sclerotien im Frühjahre beobachtet.
J\lan erreicht sie mit aller Sicherheit, wenn man die in den Getreideäliren auffälligen
Sclerotien sammelt und während 2 bis 3 Monate an einem kühlen Orte
langsam und vollständig austrocknen lässt. Der in dieser Art geförderte und ausgereifte
Sclerotienzustand muss nun aber bald durch Aufbewahrung in feuchtem
Sande wieder unterbrochen werden. ]\Ian legt die Sclerotien, die man vorher
durch Abwaschen gereinigt hat, in ausgewaschenem, sterilisiertem Kiessande
2 bis 3 cm tief aus und stellt, so gegen Insektenfrass gesichert, die in Töpfen
mit dem feuchten Sande gut verwahrten Sclerotien während der Winterzeit im
Keller auf. Schon mit dem ersten Frühjahr oder auch bei der Aufbewahrung
au einem wärmeren Orte, oft schon im Januar, treten die Keimungsersclieinungen
an den Sclerotien ein, die man nun zur besseren Beobachtung aus dem Sande
lierausiiehmen und auf feuchtem Kiessande in einer Kiystalli-sierschale zur besonderen
Beobachtung auslegen kann. Die Keimung schlägt niemals fehl, selb.st
kleine Stückchen von Sclerotien keimen zu Fruchtkörpern aus. Tiefer in feuchter
Erde aufbewahrte Sclerotien können, wenn sie an einem kalten Orte gehalten
werden, ein Jahr und noch längere Zeit die Keimung überschlagen und nocli
im zweiten und dritten Jahre zur Auskeimung gelangen. Auch Sclerotien, welche
ein ganzes Jahr ti'ockeii aufbewahrt und dann erst ausgelegt werden, keimen
noch, aber nur vereinzelt aus, und lang.samer als sonst; sie zeigen offenbar eine
Abschwächung der Keimungsfahigkeit durch diese nicht zutreffende Art der Auf-
bewalirung.®)
Es sind viele Formen von Sclerotien auf Nährpflanzen gefunden worden,
welche alle, richtig behandelt, in kürzerer oder längerer Zeit zur Auskeimung
’) Tulasne, Sur l’ergot. Ann. sc. nat. 3. Ser. T. XX, p. 5. Kühn, Jlitt. dos landw.
Institutes in Halle I, 1863.
*) Die hier angegebenen Einzelheiten über die Keimung der Sclerotien des Mutterkornpilzes
habe ich schon in den 70er und 80er Jahren des vor. Jahrh. festgestellt, aber
bisher zu veröffentlichen unterlassen.
Brefeld, Botan. UntorsnchnDgon. XIV. ^