
D ie K u ltu r d e r í'leoh t en bi Iden de n A s c om y o e t e i if o rm e n gelingt
in jedem Falle, wenn die Ascensporen nur rein aufgefangen sind nnd in verdünnten
Nithrlösiingen von Bierwürze oder i ’flauinendecoct, bei erdbewolinenden
Formen mit einem Zusatz von Mistdecoct, kultiviert werden. A. Möller bat die
Kulturen anfangs auf Objectträgerii gezogen, später in Erleiimeierscbe Kölboben
übertragen und grosse Vegetationsköi-per erzielt, die stets frei von grünen Zellen
blieben und welclie zur Eriietification, zur Bildung von Conidien, übergingen.
Es ist nun besonders bemerkenswert bei dieser Kultur der flechtenbildenden J’ilzc,
dass das Wachstum ein so ausserordeiitlicb langsames ist, dass Monate, sogar
Jalire vergehen, bis ein verhältnismässig grosser Vegetationskörper zirstaiide kommt.
In diesem langsamen Wachstum sind die Eiechten den in der Natur bestehenden
Verhältnissen angepasst, und es ist wohl anziinehmen, dass dieser angepasste
Charakter erst im Laufe längerer Kultur sich abschwächeii wird. — Unabhängig
von deu Ascensporen lässt sich mm anch die Kultur von den Conidien
der Flechten, welclie hier gewöhnlich in Pycnidenform anftreten, ableiten.
Auch hier sind von A. Mölller') ans den Gonidien iu Nährlösungen grössere
Vegetationskörper, sogar in einem Falle mit wiederholter Fructiflcation in
Conidien, gezogen worden. Die Entwicklung ist eine äusserst langsame imd die
Invasion fremder Pilzkeime in der zu langen Zeit der Kultur dauernd schwer
abzulialten. A n d e r e F r u c h t f o rm e n a ls C o n id i e n in P y c n id e n f o rm
o d e r in e c h t e n P y e n id e n u n d iu P e r i t h e c i e n o d e r A p o t h e c i e n
s in d b e i den F l e c h t e n n i c h t b e o b a c h t e t w o rd en . Die vegetative Vermehrung
der Flechten in Soredien, in Algenzellen, von Pilzfäden umsponnen,
'e sich vom Vegetationskörper ablösen, kommen hier für uns als eine rein
vegetativ auge]iasste Vermehrung bei einzelnen Fonnen nicht weiter in Betracht.
Mit den flechtenbildenden Pilzen sehliessen die Reihen der hölieren Pilze
ab, welche in der Steigerung des Sporangiums zum Hemiascus und zum Ascns
in den verschieden gestalteten, hoch difierenzierten Ascenfrüchten zur Zeit auf
unserer Erde existieren.
’) 1. C. der Abhandlung von Möller, welche allerdings bis dahin noch nicht in ausführlicher
Mitteilung erschienen ist.
D ie m o r p h o lo g i s c l i e und b io lo g i s c h e E i g e n a r t d e r A s c o m y c
e t e n r e ih e , der zweiten, zuletzt betrachteten grossen Klasse der höheren Pilze,
kommt erst überzeugend zur Geltung und zur richtigen Würdigung, wenn wir
die zugehörigen P'ormen in einem kurzen R ü c k b li c k zusammeufasseii und einer
einheitlichen Betrachtung unterziehen.
Pis wird hierfür notwendig, die P'ormen der B a s id i e n r e ih e der ersten
Klasse der höheren Pilze zum Vergleiche heranzuziehen, um in der V e r -
g l e i c h s t e l l u i i g die Übereinstimmungen und die Abweichungen hervortreten
zu lassen, welche zwischen den P'ormen der beiden Reihen bestehen, die sich
dann, unabhängig von einander, einmal in ihren einfachsten Formen auf getrennten
Ursprung bei den niederen Pilzen mit Sicherheit zimlckfuhren
und weiter in allmählicher Steigerung im Gange der morphologischen Differenzierung
nach den höchsten Typen als zwei getrennte Reihen verfolgen lassen,
in welchen die Formbildung der höheren Pilze in der gegenwärtigen Zeit
ausklingt.
Die einfachsten uud niediigsten P'ormen der Ascomyceten bilden die
Hemiascen oder die Ascen einzeln auf den Mycelien aus, ganz in der gleichen
Weise, wie die niederen Pilze ihre Sporangien einzeln auf den Mycelien anlegen.
ln den Hemiasci ist der Übergang in der Formbildung aus dem Sporangium
zu dem regelmässigen Ascus mit bestimmter Gestalt und Sporenzahl gegeben.
.Eine Steigerung in der Fructification tritt bei den Formen der Hemiasci
und der Exoasci in d e r einfachen Art in die Erscheinung, dass die Hemiascen
nnd die Ascen, in Ascoidea und Ascocorticium, in reicherer Anlage hymenienartig
zusammen sehliessen, aber noch nicht in regelmässiger Gestaltung in Form von
P'ruchtkörpern auftreten. Die eigentliche Fruchtkörper-Anlage in der A s c om y c
e t e n r e ih e erfolgt erst bei den P'ormen der Carpoasci, bei welchen die Asceii
nicht mehr unmittelbar von den Mycelfäden gebildet werden, sondern mittelbar
an Initialfäden zur Anlage kommen, welche sich in fertile P^ädeii einerseits und
in .sterile Fäden andererseits differenzieren nnd zusammen die Fruchtanlage
bilden. Diese carpoascen Ascomyceten leiten ihren Ursprung nicht von den
exoascen l'ormen, sondern, unabhängig von diesen, von den carposporangischen
Formen der niederen Pilze ab, bei welchen die gleiche Differenzierung der zur
Fructification bestimmten Initialfäden in sterile und fertile Hyphen schon
beobachtet werden kann. Die einfachsten Formen der Carpoasci sind in den
Gymnoasceen gegeben und in den Perisporiaceen, bei welchen die Fruchtkoi-perl
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