
die Infectionen an den Keimlingen dieser Nährpflanzen eingeleitet, aber zeitlich
nicht mit der äussersten Sorgfalt ansgefiihrt sind, so ist der Prozentsatz an brandigen
i ’flanzen in den meisten Fällen nicbt liüher als 50— 60%- Man kann
liier nur annelimen, dass die Brandkeime zwar in alle inticirten Pflanzen eingedningen
sind, dass aber nicht in allen Fällen die Vegetationssiiitze friih genug
erreicht ist und dass also, wenn dies nicht geschehen, der apikale Blutenstand
gesund geblieben ist und keine brandigen Rispen zeigt. Es liegt der Gedanke
nahe, dass nur die Verspätung in dem Vordringen der Pilzkeime die Infection
ftir den Blutenstand des Gipfels frustrirt hat, dass die Infectionskeime in die
junge Nähqiflanze eingedrungen, dass sie aber nicht bis zur apikalen Spitze
gelangt sind. Um dies experimentell zu erweisen, habe ich nun in ganzen Quartieren
die apikalen Blutenstände, bis 40%, abgeschnitten, sobald konstatirt war,
dass sie noch, von den Blättern eingeschlossen, gesund geblieben sind. Jetzt
wurden die Pflanzen zur Anlage von Seitentrieben an den Knoten veranlasst.
Die tiefer gelegenen Knoten konnten sehr wohl von dem Pilze inficirt sein,
wenn die Gipfelknospe auch nicht von ihm erreicht war. Und tatsächlich stellte
sich nun heraus, dass von den so dekapitirten Pflanzen ein grösser Prozentsatz,
bis 60 %, brandige Seitentriebe ausbildete. Hiermit ist durch das Experiment
ein vollständig klares Bild von den biologischen Einzelheiten des Pilzes innerhalb
der Nährpflanze erbracht. Die etwas später eingedrungenen Infectionskeime,
welche die Gipfelknospe nicht mehr erreicht haben, sind in den Knoten zurückgeblieben
und nachträglich erst zur Wirkung gefordert, sobald die Gipfelknospe
abgeschnitten und dadurch die Bildung von Seitentrieben möglich geworden ist.
Es hat also in diesen Fällen die Infection der Nährpflanze stattgefunden; sie ist
nur scheinbar wirkungslos geblieben, weil die Vegetationsspitze und mit ihr die
Gipfelknospe nicht erreicht worden ist.'}
’) Es dürfte an dieser Stelle angezeigt sein, auf die eigenartigen Umstände besonders
liinzuweisen, Avelche bei den Brandinfectionen eine Rolle spielen und Avelch e geeignet sind,
ihre Resultate mehr oder minder zu beeinflussen oder gar zu vereiteln, um dann zu irrigen
Deutungen die Veranlassung zu geben. — Durch eine verzögerte Infection kam der vorbeschriebene
Fall natürlich zu Stande, dass die einjährige Sorghiimpflanze in ihrem apilcalen
Blütenstande vollständig brandfrei, also gesund erschien. Man würde hier aus der vorliegenden
Tatsache einen durchaus irrigen Schluss ziehen, wenn man annähme, dass eine
Infection der Nährpflanze nicht eingetreten sei. Die Infection der Nährpflanze ist erfolgt,
nur der apikale Blütenstand ist nicht in Mitleidenschaft gezogen und damit die Krankheits-
erscheinmig ausgeblioben. Die Decapitation der Pflanze und die künstliche Erzeugung von
Unter den zahlreichen Fällen, in Avelchen durch das Exjieriment die Seitentriebe
brandig wurden, während sich die Gipfelknospe vor der Dekapitation
gesund erwiesen hatte, fanden sich nun auch bemerkenswerte Ausnahmen dahin
vor, dass zwischen den brandigen axillären Trieben auch wieder gesunde
Triebe zur EntAvicklnng kamen. Die Erklärung hierfür ist von selbst gegeben.
Es sind an den Stellen, avo diese gesunden axillären Knospen angelegt Avnrden,
keine vom Pilz befallenen parenchymatischen Zellen vorhanden gewesen, von
Avelchen die Infection der Seitentriebe ausgehen muss, Aveim sie brandig Averden
sollen. Es hängt also auch hier das Brandigwerden der Seitentriebe von dem
zufälligen Umstande ab, in welchem Umfange die Parenchymzellen an den Knoten,
welche in Teilung übergehen, um den Seitentrieb zu bilden, von den Alycelien
des Pilzes befallen sind.
Was nun bei einjährigen Pflanzen in den Seitentrieben durch Dekapitation
des Haupttriebes künstlich erzeugt Averden kann, das tritt natürlich und von
brandigen Seitensprossen gibt den Beweis, dass die Infection eingetreten, aber der apikale
Blütenstand von ihr nicht erreicht ist. Läge hier an Stelle des Sorghum eiue perennirende
Nährpflanze vor, so hätten Avir im ersten Jahre gesunde brandfreie Pflanzen, und erst im
zAveiten Jalire würde die unterirdisch perennirende Pflanze in ihren axillären Trieben die
ßranderscheinungen zeigen, Avelche man dann, aber unrichtigerweise, auf eine inzAvischen
eingeleitete neue Infection zurückführen könnte. — Ein besonders anschauliches und aufklärendes
Bild über die hier wirksam gcAvordene verzögerte Infection liefert der rispenartige
Blütenstand des Hafers. Man trifft in der Natur vom Haferbrande befallene Pflanzen an^
deren Rispen in dem ganzen oberen Teile gesunde Blüten führen und nur in den untersten
Blütenanlagen brandig sind (event, sogar nur in den basal auftretenden, axillären Seitentrieben
der Hauptachse) und die hiev stattgehabte Infection A-en-aten. Offenbar sind die
obersten Blüten von der Infection nicht mehr erreicht und gesund geblieben imd nur die
untersten Blüten oder die basalen Seitonfriebe der Achse sind inficirt und vom Brande befallen.
Übertrag'en wir diesen Fall beim Haferbrande auf eine Näbrpflanze, Avelehe die
Blüten nicht in apikalen Blütenständen, sondern in Einzelblüten hervorbringt, Avelche nach
einander im Laufe dor Vegetationsperiode in mehr oder minder weiten räumlichen und zeitlichen
Abständen von einander auftreten, so liaben Avir die Erscheinung, dass die Nährpflanze
in ihren zuerst ausgebildeten Blüten oft bis zum Spätsommer und darüber hinaus völlig
gesund erscheint und dass erst dann brandige Blüten sich anschliessen, aa-cIcIio bis zum Herbst
fortdauern, und dass weiterliin die Sprosse aus deu perennirenden Achsen im folgenden Jahre
die Branderscheinungen in den Blüten mehr oder minder ausschliesslich aufweisen. Dieser
Fall liegt in Alelandryum mit seinem Antherenbrande vor. So lange man nur in der ersten
Hälfte der Vegetationsperiode die Nährpflanzen untersucht, Avird man sie anstandslos für
gesund und brandfrei erklären, während sie gleichAvohl inficirt sind und in dem Aveitereu