
Conidien in sapropliytisclien Substi'aten eine Infectionskraft verratben, wie sie der
Weizen- mul der Gerstenflugbrand nicht besitzen. Die letzteren sind filr ihre
Infection auf die jungen Blüthen resp. Karbe nnd Fruchtknoten angewiesen, in
der Erde aber für die infection der jungen Keimlinge erwiesen sie sich wirkungslos.
Das Verlialten des Haferbrandes deutet schon auf ein gegentheihges Verhalten
hin, nämlich auf die Infection an den jungen Keimlingen, die durch die Vermehrung
der Infectionskeime in der Erde anf saprophytischen Substraten bedeutend
begtinstigt wird.
Die schon früher mit dem Flugbraiide des Hafers angestellten Infectionen,
welche in dem XI. Theile’) dieses Werkes ausführlich mitgetheilt sind, haben
ergeben, dass liier eine Infection der jungen Keimlinge des Saatgutes zweifellos
stattfiiidet. Die Wirkung der Infectionskeime, die mit dem Pulverisator auf die
jungen Keimlinge angesprüht wurden, ergaben zwar, dass durch noch näher zu
ertorscbende Nebenumstände keine Totalinfection, sondern nur ein Resultat von
7—20 pCt. an brandigen Pflanzen erzielt wurde. Dafür ergaben aber die Versuche
mit inficirter Composterde und mit Humuserde, die zu einem Drittel mit
Pferdedünger versetzt waren und welche zur Ueberdeclamg der Saatkörner zur
Verwendung kamen, einen Procentsatz von brandigen Pflanzen, der sich anf
30—40 von Hundert steigerte.
Diese Ergebnisse von frUher sind nun im Verlaufe der weiteren Jahre und
nainentlicb in den letzten 5 Jahren in zahlreichen Versuchen w’iederholt worden.
Sie ergaben für die Infection mit dem Pulverisator keine besseren Resultate,
konnten aber dafür in den Versuchen mit Humuserde und gedüngter Gartenerde
schon jetzt auf mehr als 60 ]iCt. gesteigert werden. Es liegt hier eine Summe
von Nebeniimständen vor, welche die Infectionen begünstigen und namentlich die
längere Entwicklung der Infectionskeime in der Hnmuserde und der gedüngten
Gartenerde, welche so zur Ueberdeclamg der Saatkörner in Verwendung kamen.
Wahrscheinlich kommt auch noch hier eine verzögerte Entwicklung in der Auskeimung
des Saatgutes den Infectionskeimen zu Hilfe, nur sind die hier zur Zeit
schwebenden Untersuchungen in ihren Resultaten noch nicht genügend abgeschlossen.
Sie sollen erst in der nächsten Arbeit über die Brandpilze in
statistischer Uebersicht mitgetheilt werden.
’) 1. C. S . 23.
Bezüglich des Temperatureinflusses wurden Versuche ange.stellt über die
Keimfähigkeit der Brandsporen und der Saatkörnei- bei con.stanten, niedereji
Temperaturen. Es zeigte sich, dass die Brandsporen fast bis zum Gefrieqnmkte
in Nährlösungen noch auskeimeu. Die Kehnimg ist nur eine entsjirechend verlangsamte,
sonst aber die gleiche wie bei höheren Wärmegraden. Aber auch das
Saatgut keimte bei niederer Temperatur bis fast 0 noch aus, fi-eilich ebenfalls
sehr langsam. Wenn hier die Sporenkeimung und die Keimung des Saatgutes
für beide in gleichem Verhältniss bei Temperaturerniedrigung verlangsamt wird,
so ist nicht einzusehen, dass durch Abkühlung eine Wirksamkeit erreicht werden
kann. W'obl aber wird die W'irkimg dann eintreten, wenn bei älterem Saatgute
die Verlangsamung der Auskeimung gesteigert wird, die sich bei den Braiid-
sporen nicht in der gleichen Art bemerkbar macht. Es ist nicht räthlich, zu
niedrige Temperaturgrade für die Infectionsversuche zu verwenden, da ja nur
die Entwicklung verlangsamt wird; dagegen ist es fraglich, ob sich Temperaturunterschiede
im inficirten Erdreich und in dem austreibenden Getreide zu Gunsten
der Infection geltend machen können. Hierüber sind die weiteren, in ihrer
exacten Ausführung sehr erschwerten Untersuchungen aber erst im Gange.
Die Infectionsversuche in dem aufblühenden Getreide konnten beim Flugbrande
des Hafers erst vor zwei Jahren eingeleitet werden. Die Infection in den
einzelnen Blüthen ist hier nicht ohne recht erhebliclie Eingriffe und Sflirungen
der Blüthe möglich. Die Zeit, in welcher die Haferblüthen geöffnet sind, lässt
sich schwer abpassen und das künstliche Oeffnen der Haferblüthe erfordert die
Trennung der festzusainraenschliessenden Spelzen. Von den geernteten Hafer-
körnem der Blütheninfection war ein hoher Procentsatz taub, eine beträchtliche Zaiil
frustrirte ausserdem bei der Keimung wahrscbeinlicli in Folge der Störung durch den
mechanischen Eingriff bei der Infection. Die schliesslich auskeimenden Körner
erwiesen sicli auch noch in der Keimkraft geschwächt und gingen nachträglich
zum grössten Theile ein. Nun kam noch hinzu, dass in den beti'effenden Beeten
DrahtwUrmer auftraten und den liest bis auf wenige Pflänzchen vernichteten;
aus diesen gingen nachträglich gesunde Pflanzen hervor.
Die Cylinder-Infection der Haferblüthen mit dem P u lv e r i s a t o r wurde
nebenher ausgeftthrt. Die meist herunterhängenden Blüthen der Hafendspe wurden
bei der Cylinderbestäubung von unten her mit Brandsporen bestäubt. Das geerntete
Saatgut hatte aber bisher, abgesehen von vereinzelten brandigen Pflanzen,
nur negative Resultate gezeitigt.