
mir iiuso-efiìlirteii, späterlTm iiüher zu beschreibenden Untersiichunfren über die
Brandpilze die Frage weiter zu beantworten, an welchen Stellen das Eindringen
der Filzkeime ein besciulers erfolgreiolies ist, wie sich ältere, ganz ausgebildete
und ganz besonders junge, noch weiche, nicht ausgebildete Teile der Nährpflanzen
zu dem Eindringen der Farasiten verhalten und wie von den eingedrungenen
Stellen aus die Verbreitung der Filze durch die tortwachsende Nährpflanze
erfolgt in den Fällen, wo diese in toto von dem Filze beiallen ist. Bei der
liervorragenden Schädlichkeit einzelner dieser Filzformen für unsere Knlturpflanzen
ist die exakte Beantwortung dieser Fragen ganz besonders nahegelegt.
Neben den Pilzformen mit oogamer Difl'erenzierung, die bisher besprochen
wurden, nehmen die E n tom o p h th o r e e n eine zwar nahe, aber doch etwas
abweichende Stellung ein. Die oogame Differenzierung ist hier in einzelnen
Fällen deutlich ausgeprägt, zeigt aber in anderen Fällen Abstufungen, welche
der isogamen Differenzierung zuzuneigen scheinen. Die Entomophthoreen sind
in ihren bis jetzt bekannten Fonnen ausschliesslich parasitisch lebende Pilze,
welclie zumeist in den Formen von Em p u s a und E n t om o p h th o r a Insekten
bewohnen und unter diesen epidemische Krankheiten venirsachen, welche aber
auch auf Pflanzen resp. anderen Pilzen parasitisch auftreten, wie ich dies in
den Formen von C o n id io b o lu s nachweisen konnte. In der ungeschlechtlichen
Fortpflanzung sind hier die Sporangien mit Schwärmsporen gänzlich erloschen
und nur noch Conidien fortbestehend, also Sporangien, welche zu e in e r Spore
reduciert sind und die Bezeichnung Conidie mit aller Berechtigung fuhren. Bei
der Bildung der Oosporen ti-eten niemals deutlich ausgeprägte Antheridien auf,
es vereinigen sich vielmehr zwei geschlechtlich differenzierte Fäden, von welchen
der Inhalt aus dem einen Fadenende in die gewöhnlich schon ausgeprägte
Anschwellung des anderen Fadens Übertritt und hier die Bildung der Oospore,
der Dauerspore, durch Kernverschmelzung veranlasst. Die vegetativen Zustände
der Pilze sind hier von Scheidewänden durchsetzt und nicht mehr einschlauchig,
wie die der Saprolegniaceen und der Peronosporeen; sie machen schon den
Eindruck von gegliederten Fadensystemen, wie sie bei den höheren Pilzen
allgemein sind. An den Stellen, wo die Scheidewände an den Mycelien auftreten,
erfolgt hier häuflg eine Zergliederang der Fäden, welche mit der
Verbreitung dieser Pilze in ihren Substraten, namentlich in dem Blute
der von ihnen bewohnten Lisekten, in natürlichem biologischen Zusammensteht.
Der bemerkenswerteste Fall bei den Insekten bewohnenden Entomophthoreen
liegt in dem Pilze resp. d e r P i l z k r a n k l i e i t d e r S t u b e n f l i e g e vor, die,
in jedem Herbste wiederkebrend, an allen Stellen verbreitet ist, wo die Stubenfliegen
Vorkommen. Bei uns tritt die Krankheit gewöhnlich erst im Herbste
auf, aber schon in Süditaliea und in Nordafrika ist die Krankheit, wie ich
mich selbst überzeugen konnte, auch im Winter überall unter den Fliegen verbreitet.
Sie (lauert das ganze Jahr lundurch fort, und wie mir mein Schüler
und Freund, der jetzige Überforstmeister Dr. Möller, Dii-ektor der Königl. Forstakademie
in Ebevswalde, von seinem langjährigen Aufenthalte iu Brasilien mitteilte,
ist auch dort die Krankheit das ganze Jahr hindurch an den Stubenfliegen
zu beobachten. Wir haben Grund, anzunehmen, dass der Pilz seine eigentliche
Heimat in südlichen Klimaten hat, und dass er In jedem Jahre von diesen
gleichsam endemischen Standorten auch nach Norden vordringt, in dem Masse,
als die Fliegen mit dem Sommer in nördlichen Gegenden wieder auftreten und
allgemein verbreitet sich zeigen. Die An.steckung der Fliegen durch den Pilz
geschieht in der eigentümlichen Form, dass die Conidienträger, die aus dem
Fliegeiileibe hervortreten und an ihrer Spitze e in e Conidie ausbilden, diese
durch Aufplatzen des Trägers abwerfen und mit dem protojflasmatischen Inhalte
des Schlauches an den Leib gesunder Fliegen oder iu die Umgebung der
befallenen Fliegen auswerfen. Schon cler Dichter Goethe hat diese Beobachtungen
an befallenen Fliegen aufgezeiclinet und erklärt, wie sie von den ausge-sclileuderten
Sporen mit einem weiten Hofe umgeben sind. Die Art der Abschleuderung
der Conidien mit dem Inhalte des Conidien bildenden Schlauches ist ein Verbreitungs
uud Anpassungshülfsmittel für die Übertragung des Pilzes auf die
Fliegen. Die Conidiensporen werden den gesunden Fliegen, welche mit den vom Pilze
getöteten und mit dem Conidien abschleudernden Pilze in Berührung kommen,
an die hellen Stellen des Unterleibes geworfen, wo die Haut dünn und hell
und so der direkten Beobachtung zugänglich ist. ’) Alan kann hier das Piindringen
Ü F ü r die engere Ausiührung muss hier auf meine in den Mitteilungen der Naturforschenden
Gesellschaft in Halle veröffentlichte Abhandlung, 1872, und auf die Abhandlung
im IV. Teile d. W, über Empusa Muscae und E. radicans, 1884, hingewiesen werden. — Es
ist bemei-kenswert, dass das ausgeworfene Protoplasma des aufplatzendeu Conidien bildenden
Schlauches, welches nach dem AbsclJeudern der Conidie diese umschliesst, trotz mangelnden
Zellkernes befähigt ist, eine Zellhaut auszuscheiden, welche die Verdunstung des Protoplasmas
verhindert und hierdurch die Auskeimung der eingeschlossenen Conidie zu einer
Secundärconidie begünstigt.