
Sclidii Tulasne') liat die Keimmig der ßrandsporen beobachtet nnd festgestellt,
dass sie in W a s se r frnctilicativ luiskeiineii mit einem kleinen, relativ regelmässig
gebildeten Fruclitträger, der bald einzellig bleibt (Tilletia) und an der
Sjiitze in Köpfen die Conidien ausbildet oder dnvch Scheidewände gewölinlich
in vier Zellen geteilt wird, deren jede die Bildung einer Conidie gewöhnlich
seitlich an dem kleinen Fruchtträger (Ustilago) zeitigt. Tulasne hat die.se
fnietificative Amskeinnmg als die Keimung in Promycelien mit Sporidien
bezeichnet, eine Bezeichnung, die der naohträgliehen und richtigen Erkenntnis
und Bezeichnung weichen musste, durch welche ich in unzweifelhafter Weise dargelegt
habe, dass diese Bildimgen die Vorstufen der beiden Basiilieiiforiuen sind,
welche einmal bei den Protobasidiomyceten in gegliederten Basidien, das andere
Mal bei den Autobasidiomyceten iu einzelligen Basidien mit apical gebildeten
Sporen zur vollendeten Ausbildung fortgeschritten sind.') Die Übereinstiminnng
in der hurnibildiing der beiden typischen Basidienformen mit ihren Vorstufen
bei den Hemibasidii, den H s t i l a g in a c e e i i , ist allerdings eine so grosse, dass es
lange gewährt hat, die eigentliclien Unterschiede, die hier zwischen den Plemi-
basidien und den eigentlicben Basidien gleichwohl bestehen, zu erkennen und
richtig zu bezeiclinen. Sie sind in der äusseren Form wenig ausgeprägt, kommen
aber unter dem Einflüsse der künstlielieii Kultur in Nährlö-suiigen zu einer nm
so klareren mul schärferen Erkenntnis.
Man war bis zu meinen vergleiclienden Untersuchungen,*) welche die
venvaiidtschaftlichen Beziehungen der Ustilaginaceen als Hemibasidii zu den
eigentlicben Basidiomyceten aufgeklärt haben, der Meinung, dass in den Brandpilzen
tyiiische Parasiten vorlägeii, bei welchen in der eigenartigen und auffälligen
Aniia.ssimg der einzelnen Parasiten an ihre zugeliörigen Nährpflanzen die Unfehlbarkeit
des Parasitismus zn dem klarsten Ausdrucke komme. Wir treffen in der
'i’at kaum parasitisch lebende Pilze in dor gescvniteii Pilzwolt an, boi wolcheii
die Parasiten iliren Wirten gleicli vollendet angepasst sind, wie es hier für die
ri Tulasne. Die früher schon zitierten Untersuchungen über die Brand- und Kostpilze
aus den fünfziger Jahren des vor. Jahrh.
ri Hier bind die näheren Ausführungen mit den zugehörigen Abbildungen im V. und
XII. Teile d. AV., Brandpilze I und III, zu vergleichen und weiterhin die Formen der Proto-
basidiomyeeten und der Autobasidiomyceten im VII. und VIII. Teile d. AAL zum weiteren
ATrglciche lieranzuziehen.
'■) Brandpilze I, V. Band d. AV., 1883, und Brandpilze III, XII. Band d. W., 1895.
lri)vnieii der Brand])ilze mit ihren Nährjiflaiizen zutrifft Icli war gleichwohl
iibei’zeugt auf Grund vorausgegangener Kultarver.suche mit anderen para.sitisch
lebenden Pilzen, dass auch liier in den Brandpilzen nur ein facultotiver ihirasiti.snm.s
vorliegen könne, und dass es gelingen müsse, diese Parasiten ausserhalb iler
Kähi’jjflanzen in künstlicher Kultur zur Entwicklung zu fördern.
Was konnte d e r P a r a s i t ism u s anders .sein, als e in e b lo s se A n p a ssiin g s-
ev s c h e in n n g , welche hei den zahlreichen P'ormen der parasitisch lebenden
Pilze in der verschiedensten Ausbildung wiederkehrt, uud wenn die.se Beurteilung
zutraf, so musste es gelingen, alle parasitisch lebenden J’ilze unabliängig von
iliren Nährpflanzen zu kultivieren und festzustelleu, da.ss sie auch ausserhalb
ihrer Nährpflanzen in der Natnr zu leben unrl zu vegetieren vermögen. Bclioii
mit den ersten Kulturversiiclieu, die ich mit den Brandsporen in Nährlösung
machte, zeigte es sich ,' dass das Dogma von dem unfehlbaren Parasitismus,
welclies vorzugsweise von der Schule in Strassburg’) vertreten wurde, nicht
haltbar war, uud dass aucb die Formen der Brandpilze in den ver.schieden.sten
Nährlösungen und Nähi'sub.straten zu leben uud zu vegetieren vermochten in einer
lljipigkeit, als ob sie eine andere Lebeiiswei.se zu führen garnicht gewohnt seien.
Diese K u ltu r e n in N ä h r lö s u n g e n ergaben nun,®) dass die ßrandsporen
in den Nährmedien ebenso keimten mit der Bildung der kleinen Goihdienti'äger,
wie es bereits in AA'asser von Tulasne beobachtet worden ist. Pis zeigte sich
aber darüber hinaus d er d u r c h s c h la g e n d e U n t e r s c h i e d , d a s s d ie
k le in e n , schon b e s tim m t g e s t a l t e t e n P 'r n c h t t r ä g e r , d ie H em ib a s id i e n ,
namentlich die von Scheidewänden durchsetzten P'ormen, n ich t m e h r e in z e ln e
C o n id i e n h e r v o r b r a c h t e n , w ie b e i der K e im u n g in b lo s s em AA’a s s e r ,
1) Die Auffassung, dass alle parasitischen Pilze, unabliängig von ihren AA’irten, zu
ernähren und also erfolgreich zu kultivieren seien, habe ich schon seit der Alitte der siebziger
Jahre an verschiedenen Stellen ausgesprochen und namentlich in der Ges. der naturforsch.
Fi*eunde iu der Sitzung im Dezember 1875 in einem ATrtrage: Neue Kulturmethoden zur
Untersuchung der Pilze, angegeben, dass es auch gelingen müsste, die flechtenbildenden
Ascomyceten ohne ihre AA^’irte, die Algen, zu kultivieren. In welchem Gegensätze diese
meine richtigen Annahmen und Ausführnngen zu den befangenen und unrichtigen Auffassungen
der Stvassburgischen Schule standen, das geht aus den Auslassungen von Fisch, dem damaligen
Leibkritiker von de Bary, dem Vorläufer von PL Sohns, klar heiwor, welche in der botanischen
Zeitung losgelassen wurden und welche schon bald nachher durch meine weiteren Resultate
die schlagendste Abfuhr erleiden mussten. Man vergl. hierzu Seite 6(i—68 iiuA'II. Bande d. AV.
ri Brandpilze I und III im V. und XII. Bande d. AV.