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l iii also die Sporen <lieser Pilze fiii' erfolgrelclie Kulturen zu gewinnen,
muss man im e r s t e n H e g en d ie 1‘ iP /e a n f su c h e n , sich aber vorlier die
Standorte genau merken, wo die Fruehtkörper sicher zu tinden sind. D ie s e
f r i s c h g e q u o l l e n e n und eingesannuelten Fnichtkörjier w e i'fen n u n a u fs
r e i c h l i c h s t e ih r e S jio r e n a h , die man auf untergelegten, sterilisierten Objektträgern
mit der grössten Leichtigkeit völlig rein gewinnen und zur Kultur iu
Nährlösungen verwenden kann. Ich habe hierbei noch die bemerkenswerte Erfahrung
gemaclit, dass d ie t r o c k e n e in g e s am m e i t e n F r u c ] itk ö i’]>er ilir e
I j e b e u sk r a f t und d ie F ä h ig k e i t , b e i e r n e u t e r A n fen ch t ung S p o r en
zu b ild e n , fü r la n g e Z e i t b ew a h r en k ö n n en . Alan kann die Enicht-
körper der Gallevtpilze trocken einsamnieln und mehrere Jahre hindurch aufbe-
waliren, um .sie dann zu jeder beliebigen Zeit durch geeignete Befeuchtung zum
Spoveiiwerfen resp. zur Kultur heranzuziehen. Es wird mit Hilfe dieser Eigentümlichkeit
möglich, die Fruchtköiqier von Tremellineen an Stellen zu sanmielu,
wo man keine Kulturen zu maclieii imstande ist, ja, man kann sie in fremden
Ländern, unter den 'frojien, einsanimeln, trocken aufbewahren, nach der Heimat
zurUckbringen und noch nach Ablauf von mehreren Jahren durch erneute Aufquellung
in reinem Wasser zur llntersucliung heranziehen. Es ist also gar nicht
notwendig, diese heiklen Pilzformen an ihren Standorten und unmittelbar zu
untersuchen, man k a n n d ie U n t e r s u c h u n g an t r o c k e n g e s am m e lt em
A la t e r ia l in g u t e in g e r i c h t e t e n L a lio r a to r i en m it L e i c h t ig k e i t zu
b e l i e b ig e r Z e it a iis fü h r e n .
D ie g r o s s e n S p o r e n der Oallertpilze k e im e n unmittelbar und schon in
W a s se r aus, Sie teilen sich in zwei oder vier Zellen, und an jeder Zelle werden
nun bis zur Erschöpfung des Inhaltes C o n id ie n gebildet. Bei A u r i c u la r ia
und bei E x id ia sind die.se Conidien v o n m in u t iö s e r K l e in h e i t und fast
kreisförmig gewunden, bei der Gattung T J Io co lla und C r a t e r o c o lla sind sie
stäbchenforinig, und bei dei- T r em e lla werden eiförmige Conidien gebildet, welclie
sich in N ä h r lö s u n g e n in hefenartiger Sprossung direkt und nmnitelbar bis ins
Unbegi-enzte vermehren, wie wir es bei den Brandpilzen kennen gelernt haben.’)
ri Die von den Basidiensporen der G a t t u n g T r em e l l a in Nährlösung gebildeten
lleieconidien haben aber nicht genau die Form der Basidiensporen, sondern eine etwas veränderte,
eiförmige Gestalt. Hierin liegt eine geringe Abweiclumg von den Hefeconidien
der Ustilagineen, welche genau die Form der Conidien der Hemibasidien in der Sprossung
beibehalten. Alan vergl. dio Abbildungen auf den Tafeln des V. und VII. Teiles d. AV.
Auch die kleinsten Conidien, welclie von den Basidiensporen erzeugt werden,
sind keimfähig; sie. wachsen, freilich langsam, aber sicher, zu feinfädigeii Alycelien
aus, welche von iScheidewänden durchsetzt sind. An diesen in Nährlösung gezogenen
Alycelien werden die Conidien an besonderen baden, an bruchtträgern,
in grossen Alassen in derselben Form wieder gebildet, wie wir es an den kurzen
Keimschlänchen der Teiizellen der Keimsporen beobaoliten konnten.’) Bei 1 r e m
e lla m e s e n t e r i c a und Tr. l i i t e s c e n s werden die Conidien an besonderen
Fäden zwischen den Basidienlagern gebildet. — Bei C r a t e r o c o lla linden sich
sogar pycnidenartige Früchte mit reichlichen Conidienlagern vor.®)
Andere Friichtformen, als diese Conidien, treten bei der Kultur dieser Pilze
in Nährlösung, die sich auf das leichteste mul sicherste durchfiihren lässt, nicht
auf, wohl aber die genannten Formen in reichster und üppigster Entwicklung.
Als N ä h r lö s u n g findet v e r d ü n n t e B ie rw ü r z e , m it e tw a s A lis td e c o c t
versetzt, die beste Anwendung. So gi’oss auch die Alycelien werden, so reich sie
Conidien produzieren, so einseitig bleibt die Entwicldung in der Kultur. Bis
zur Bildung von den Fruchtkörpern mit ßasidien habe ich sie nicht bringen
können, glaube aber, dass es hier nur der längeren Zeit bedarf, mu auch dieses
Ziel, wie bei Pilacre, zu erreichen.
A n d ie G a l l e r t p i l z e m it e in f a c h e n H ym e n i e n s e h lie s s e n s ic h
n u n n o c h w e it e r e F o rm e n v o n P r o to b a s id iom y c e t e n an , w e lc h e
H ym e n i e n in S t a c h e ln , g l e i c h d en H y d n e e i i, b e i dem e in h e im is c h e n
T r em e l lo d o n , nnd in P o r en , g l e i c h d eu P o ly p o r e e n d er A u to -
b a s id io m y c e f e n , besitzen.®) Nur Fruchtkörper in Hymenien in Blätterform,
wie bei den Agaricineen, sind bis jetzt nicht bekannt geworden. Leider keimen
die Sporen dieser Formen nicht unmittelbar aus, und es müssen hier noch erst
besondere Versuche angestellt werden, um die Keimung der Sporen zu ciTeichen
ri Die Untersuchungen über die einzelnen Fonnen der Tremellaceen haben mich eine
lange Reilie von Jahren beschäftigt. Sie sind in dem VII. Teile d. AV. mit den erforderlichen
Abbildimgcn niedergelegt und hier die weiteren Uinzellveiten einzusehen.
*) Die beiden letzten Pilzfornien, ebenso auch eine Anzahl anderer Formen der Gallertpilze
sind vor mir ^'on Tulasne untersucht. Seine Untersuchungen pefinden sich in den
Ann. sc. nat.
“) Diese meist ausländischen Fonnen sind von A. Alöller in Brasilien aufgefunden
und untersucht. Protobasidiomyceten, Untersucimngen aus Brasilien. 1895 bei Gustav
Fischer in Jena.
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