
Lo weit meine Rvfalmmgen i-eicheii, sind es vorzugsweise die im Boden
uml anf' dem Boden lebenden I’ilzfbnnen, viele Ascomyceten nnd Basidiomyceten,
deren Sporen trotz aller angewandten Keinumgs-Hülfsmittel zu versagen pflegen.
So sind l)is Zinn lientigen Tage die Sporen von vielen nnterirdiscli lebenden
Filzen, namentlieli der verscliiedenen Trüffeln, und weiter viele Ga.steroinyceten,
Geäster, Lycopevdoii, Tiilostoma (oberlvdi.scli) etc., ebenso dieFormen der Pballoideeii,
nicht zum Keimen gebracht. Weiter sind von vielen Boleten, vielen liiissnla-
fonneii, von den Tlielephoraarten die meisten niitl namentlieli auch von vielen Hnt-
pilzen, die ln be.stimmten Perioden im Herbste zur Erscheinung kommen nnd
(hiim für die Dauer des Jahres verschwinden, z. ß. von Knssnla, Ammaiiiten,
Clavarieen, liydneen, die Keimungen noch nicht beobachtet worden. Hier sind
weitere Untensnchungen ganz besonders notwendig, nnd wir können wohl aussagen,
dass an dieser Stelle die wundesten Lücken in miserev Kenntnis der Eiitwioklinigs-
geschiclite nnd der Lebensweise der hölieren Pilze fortbesteheii, und dass weitere
rationell aiisgeführte Untersnohungen auf einen günstigen Erfolg lioffeu las,sen.
Es sind, wie schon gesagt, vorzugsweise die im B o d en le b e n d e n und
U l lind a n f d e r E r d e f r n c t i f i c i e r e n d e n P i l z e , zumal daun, wenn die
I rnchtkörper nur m einer bestimmten Jahreszeit auftreten, deren Sporen die
Keimnng versagen. Im Gegensatz zn diesen, im Boden lebenden sind dagegen
die meisten P i lz f o r in e n , welche a u f o r g a n is c h e n S u b s t r a t e n , a u f
B ä um en etc., vorznkoinmen pflegen, der Keimung bald mit, bald ohne Er»
Wärmung m s a u r e n N ä h r lö s u n g e n zugänglich, ohne dass flir sie die Berücksichtigung
einer besonderen Euhezeit notwendig wird. Die Sporen keimen iu
der Regel sogleich. Dasselbe gilt auch für die meisten Pilzforinen, welche auf
den Fäkalien Kräuter fressender Tiere Vorkommen. Wenn liier die Sporen nicht
keimen wollen, die doch anf den Fäkalien zur Entwicklung gelangen, so liegt
es fast iininer in dem Mangel genügender Erwärmung. Wird hier der Tliermostat
angewondet, so kommen die geeigneten Nährlösungen zur Wirkung, und die
Keimnng wird sicher erreicht. Nicht in den Nälirlösimgen allein Ist hier das
negative Resultat^ erklärlich, sondern in den begleitenden secundaren Umständen,
also in der Mitwirkung der gewolmten Körperwärme für die Auskeimung. Für
die terrestrisch lebenden, grösseren Pilze ist die Erwärmung nicht Ion der
gleiehen Bedeutung. Hier dürfte die Überwindung der angepassten Ruheperiode
der Sporen das wichtigste, vielleicht einzige Erfordernis für eine erfolgreiche
Keimung sein. °
Für die bisher besprochenen Kulturen der Pilze in den verschiedenen
Nährmedien sind die Sporen als der naheliegendste und natürlichste Ausgangspunkt
angenommen worden. Wir würden aber einseitig und niclit zutreöeiid
urteilen, wenn wir aimehineu wollten, dass sie der einzig mögliche Ausgangspunkt
für alle Pilzkultureii überhaupt seien, und dass der Endpunkt der Versuche schon
erreicht wäre, w en n d ie ¡Sporen fü r d ie K e im u n g d en D ie n s t v e r s a g e n .
Hier ist noch ein weiterer, sogar ziemlich naheliegender A u sw e g möglich. Wir
können auch von den v e g e t a t iv e n Z u s tä n d e n d e r P i l z e , wenn wir diese
nur in reiner Form antreffen, d ie P i l z k u l t u r e n e in l e i t e n und mit ihnen
amiährend dasselbe erreichen, was durch die Aussaat von Sporen sonst erreichbar
wird. Ich bin auf diese Kultur, von vegetativen Zuständen der Pilze eingeleitet,
schon vor annährend 30 Jahren durch einen zufälligen Umstajid gekommen.
Icli erhielt als Privatdocent der Universität in Berlin und als üocent am damaligen
landwirtschaftlichen Institute ein Bündelcheii lebendiger Pflanzen von Helianthus
tuberosus aus Proskau zugesandt, an welchen ich die vermutete Pilzkrankheit
untersuchen sollte. Durch meine pädagogische Tätigkeit zunächst verhindert,
legte ich die Pflanzen in eine Botanisiertrommel, wo die noch gesunden Teile
weiter von dem iu den unteren Teilen wirksamen Pilze in der Art befallen
wurden, dass dichte, weisse Pilzfäden Uber die überÜäclie traten. Ich untersuchte
die Pilzbildungen auf eingetretene Fructiflcation, mu die Form des Pilzes
festzustellen, fand aber nichts ¡Sicheres, und um das Aiaterial nicht zu verlieren,
nahm ich von den oberflächlichen, reinen Pilzlädeii, mit einer sterilisierten, leinen
Scheere abgeschiiitten, Proben ab, welche ich in Nälirlösungen kultivierte. Zu
meiner Freude wuchsen die Pilzläden energisch aus und stellten Aljcelien dar, Itir
welche sehr bald die Kulturtropfen auf dem Objektträger nicht mehr ausreichten.
Ich übertrug die Alycelieu auf grössere Substrate, von festen Nährmitteln lierge-
stellt, die ich gleich beschi-eiben will, und erhielt schon nach wenigen Tagen so
kolossale Pilzbildungen, dass das ganze Substrat mit Nähriösimg, eingeweiclites
Brot, davon überzogen und durchwuchert wurde. Sehr bald traten grosse
Sclerotien auf, welche schon nach zwei Tagen zur Reife kamen und die bekannten
Sclerotien von S c l e r o t in ia S c le r o t io r u m darsteliten. Die Nährpflanzen
waren von diesem Pilze befallen, von welchem ich auch nachträglich
kleine Sclerotien in den Geweben, namentlich am Alarke, vorfand. Es ist nicht
ohne Interesse hier anzufuhren, dass ich seit dieser Zeit die Kulturen dieses
Pilzes von dem damals gegebenen Alateriale aus immer nur aut rein vegetativem
B ro fo ld , Botan. Untorsuohungen. XIV. 7