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Die Versuche mit den Rispenformen wurden im Verlaufe von drei Jahren
stets mit den gleichen Ergebnissen wiederholt. Erst später sind noch Weizen und
Gerste für die gleichen Versuchsanstellungen herangezogen worden.
Statt iler jungen inficirten Nährpflanzen wurden hier Körner in die Versuchstöpfe
ausgelegt, welche von vovausgegangenen Ernten zurückgelegt waren,
die eine totale Infection bei den geernteten Körnern ergeben hatten. Die Versuche
wurden ganz in der gleichen Art wie die vorher beschriebenen angestellt
und durchgeführt. Es traten keinerlei Störungen während der Dauer der Versuche
auf, und der Erfolg war ganz der gleiche, wie er für die Hirseformen
beschrieben ist. Die Körner keimten zu gesunden Keimlingen ans, welche ohne
Stickstoffverbindungen ihr Wachsthnm einstellten, nachdem alle Reservestoffe verbraucht
waren. Als der Stillstand im Laufe von 3 bis 4 Wochen eingetreten
war, wurden auch hier durch einmalige Zuführung von Stickstoflverbindungim
die jungen Pflanzen so weit gefordert, dass sie kleine Blüthenstände ausbildeten,
welche in jedem Falle total brandig wurden. Die vergleichenden Versuche mit
Stickstoffverbindungen ergaben wieder die Normalentwicldnng der Pflanzen und
auch hier die Ausbildung von brandigen Aehren in vollendeter Ausgestaltung.
Durch eine photographische Anfnahme wurde hier abermals, wie bei der Hirse,
der thatsächliche Bestand in anschaulicher Art fixirt. Die Versuchsreihen mit
inficirter Gerste und mit Weizen bestätigen kurz die früheren Eriahrungeii mit
der Hirse. Für eine stattfindende Assimilation des freien Stickstoffes, veranlasst
durch den ihirasiten in den Nährpflanzen ist auch nicht eine Andeutung zu
erkennen und wir können direkt aussagen, dass die vom Brande inficirten
Nährpflanzen auf Stickstoffverbindungen genau so angewiesen sind, wie andere
gesunde Pflanzen. Der negative Ausgang dieser Versuche lässt die von H e l l r
i e g e l festgestellten Thatsachen für die Leguminosen in umso hellerem Lichte
erscheinen. Es umgrenzt sie dahin, dass nach unserer derzeitigen Kenntniss nur
die Rhizobien allein es sind, welche die Fähigkeit besitzen die Assimilation des
freien Stickstoffes in grossem Massstabe zu vermitteln, wenn sie an Leguminosenwurzeln
parasitisch leben.
Erklärung der Abbildungen.
Tafel 1.
Fig. 1. E in kleines, total brandiges Vei-suclisfeld von Sommergerste ans gebeizten Saatkörnern
gezogen, die in der 131üthe mit frischen Brandsporen inficirt wurden.
Viele Aeliren sind nur theilweise brandig geworden.
Fig. 2. E in ebensolches Versuchsfeld von Sommerweizen. Die wenigen gesunden Aehren
gehören gleichwohl zu brandigen Stauden.
Im Texte ist diese Fig. 2 infolge Umsetzung der Bilder versohentlicli
als Fig. 1 bezeichnet worden.
Tafel II.
Fig. 1. Brandige Versuchspflanzen der Zuckerhirse, die an den jungen Keimlingen inficirt
wurden. Der linke Topf enthält alle Nälmsalze incl. Calciumnitrat, der
rechte keinen gebundenen Stickstoff. In dem letzteren entwickelten sich die
Versuchspflanzen nach Zugabe von Calciuranitratlösung ebenfalls bis zur
Blüthenbildnng und wm-den alle brandig.
Fig. 2. Brandige Versuchspflanzen aus gebeizten, zwei Jahre alten Weizenkörnern, die zur
Blüthezeit vor zwei Jahren mit Brandsporen inficirt wurden. Der rechte
Topf zeigt die Entwicklung der brandigen Individuen in reinem Glassande,
der alle Nährsalze incl. des Calciumnitrats erhalten hatte. Im linken Topf
ist die Entwicldung zunächst ohne Zugabe von gebundenem Stickstoff
erfolgt. E rst später wurde eine geringe Gabe von Calciuinnitrat zugesetzt,
um die Entwicklung bis zur Blüthenbildung zu fördern. Auch in diesem
Topfe sind alle Individuen brandig.