
jungen Keimlinge des Saatgutes mit den gereinigten nnd dann zur Keimung
vorbereiteten Sporen in verdünnter Nährlösung angesprüht. Hier war die Bei
ührung dev aus den Brandsporeii austreibenden Keiinschläuche mit den jungen
Keimlingen eine mögliclist vielseitige nnd nmnittelbare. In einem d r it t e n
F a l l e wurde das trockene Saatgut in inficirte Gomposterde nnd in dem v i e r t e n
F a l le mit Composterde bedeckt, die bis zu einem drittel ihres Foluinens mit s t e r i -
li s i r t em f r i s c h e n Pferdediinger vermengt war. In diesen beiden letzten
Fällen musste sich der Einfluss der gedüngten Comjiosterde geltend machen. Um
die Wirkung dieser Infectionsfonneii durcli die Brandsporen an den Keimlingen
des Saatgutes heim Weizeiiflugbrand richtig zu beurtheilen, müssen wir zunächst
die Keimung der ßrandsporen in Wasser und in Nährlösung versuchen. Das
vom vorigen Jalire den Winter hindurch vorsichtig aufbewalirte Brandmaterial
zeigte sich in seiner Keimkraft abgeschwächt und keimte nur noch mit Verzögerung
aus. Bei dem Spoi’enmaterial, welches nicht mit besonderer Vorsicht
aufbewalirt ist, tritt überhaupt keine Keimung ein.') Die Keimung der Brand-
sporen des Weizenflngbrandes ist keine fructiflcative.®) Es werden keine Conidien
gebildet, sondern nur Keimschläuche, welche aus den Zellen der Hemibasidien
anstreiben. Eine Vermehrung der Infectioiiskeime teitt hier also nicht
ein, auch nicht bei Anwendung von Nährlösungen. Schon durch diesen Mangel
ist die Infectionskraft der ßrandsporen für die jungen Keimlinge im Boden eine
beschränktere wie bei anderen fructificativ auskeiraenden ßrandformen. Es
musste sich dies namentlich in der Composterde und in dem gedüngten Erdreiche
geltend machen, wo hier eine Infection nur durch die Keimschläuche der Hemibasidien
bei unmittelbarer Berührung erfolgen kann. Die Aussicht, welche nach
diesem Befunde der Sporenkeimung des im vorigen Sommer eingesammelten
Materials für die erfolgreiche Infection der Keimlinge übrig bleibt, ist, soweit
Sommerweizen in Frage kommt, von vornherein eine stark herabgeminderte und
unwahrscheinliche. Es ist kaum einzusehen, wie die im Frühjahr schwach oder
garnicht auskeimenden Brandsporen aus dem vorausgehenden Vegetationsjahre
eine Infection der Keimlinge herbeifiihren können.
Die sämmtlichen eingeleiteten Infectionsversuche beim Sommerweizen ergaben
nun in der That negative Resultate. A u s a l l e n an d en j u n g e n K e im -
’) Vergl. die Ergebnisse cler Untersuchungen über die Keimung, die schon im
XII. Hefte mitgetheilt ist.
2) Vergl. die Abbildungen auf der Tafel 7 des XII. Heftes.
li iig e n in f i c i r t e n P f la n z e n s in d im m e r n u r g a n z g e s u n d e , b r a n d -
f r e i e I n d iv id u e n h e r v o r g e g a n g e n . Die I n f e c t io n e n d e r j u n g e n K e im l
in g e s in d a ls o in d en m ö g l i c h s t v a r i i r t e n und z a h lr e ic h e n V e r s
u c h e n , w ie au s d e r a n s c h l i e s s e n d e n U e b e r s ic h t im k l e in e n Dru ck
zu e r s e h e n i s t , e r f o l g lo s g e b li e b e n . Es ist nicht auzunehmen, da,s.s in
der Natur günstigere Bedingungen für die Infection bestehen können, als wie sie
bei unseren Versuchen geschaffen waren und zur Anwendung kamen, und wir
sind berechtigt hieraus den Schluss abzuleiten, dass die Infection an den jungen
Keimlingen auch in der Natur keine oder nur eine geringe Wahrscheinlichkeit
für sich hat. Wir beti-achten unsere Versuche nach dieser Richtung Irin noch
nicht als völlig abgeschlossen. Wir werden sie in den nächsten Jahren fortsetzen
und die noch möglichen Eventualitäten hierfür weiter berücksichtigen.
Es wurden die Versuche in den angegebenen Formen auch im Herh.st mit
dem ca. 4 Monate früher geernteten Brandmaterial an Winterweizen versucht, bei
welchem die Keimkraft der Sporen wenig gelitten hatte. Es gelang hier ebenso
wenig brandige Pflanzen durch die Infection zu erzielen.
W ir s t e h e n a ls o h ie r b e im F lu g b r a i id e d e s W e iz e n s d er T h a t s
a c h e g e g e n ü b e r , d a ss d ie B lü t h e n in f e c t i o n d en v o l l e n , s o g a r
t o t a l e n E r f o lg h a t t e , u n d d a ss d ie I n f e c t io n d e r K e im l in g e o h n e
je d e n E r f o lg v e r l i e f . W ir m ü s s e n h ie r a u s d en S c h lu s s z i e h e n , d a ss
b e i dem F lu g b r a n d e d e s W e iz e n s d ie B lü t h e n in f e c t i o n d ie v o r h
e r r s c h e n d e , w en n n i c h t g a r d ie e in z ig e I n f e c t io n s f o rm d ie s e s
B r a n d e s dar st e ilt .
Vergleichende Uebersicht der mit W e i z e n f li ig b r a n d aii.sgefiihrteu
Infectionsversuche.
A, I n f e c t i o n s v e r s u c h e vom J a h r e 1 9 0 3 .
I. Blütheninfection.
1. Auf einem blühenden Weizenfelde in Gräbschen wurden an einem heissen Tage,
am 19. Juli 1902, in voller Blüthe befindliche Aehren inficirt. Der Brand wurde demselben
Felde frisch entnommen und mit einem Pinsel in die einzelnen Blüthen übertragen. Noch
nicht genügend entwickelte Blüthen wurden entfernt. Vom geernteten Saatgut kamen im
nächsten Jahre
220 Stauden zui* Entwicklung, von denen 67,7 ^